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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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verdenken«, murmelte sie Cameron zu. »Sie hat recht. Wir wollten das nicht um Joshs willen, wir wollten es, um unsere Haut zu retten. Manchmal hasse ich diesen Job.«
    »Es könnte ohne weiteres sein, daß Wright uns bei dieser Hypnosesache zuvorgekommen ist. Der Mann ist Psychologieprofessor, spezialisiert auf Lernen und Erfahrung. Er hat vielleicht den Verstand des Jungen wie einen Schwamm ausgewrungen und dann reingetan, was immer er wollte.«
    »Ein wirklich erheiternder Gedanke«, murmelte Ellen. »Glaubt ihr, Dr. Freeman gibt uns einen Gruppenrabatt?«
    Nachdem die Sitzung vorbei war, kam Dr. Freeman auf ihre Seite des Spiegels. Sie bot keinerlei Entschuldigung an und brachte schonungslos ihre Meinung zum Ausdruck. Sie hatte von Anfang an gesagt, es sei zu früh, um in Joshs Erinnerungen zu bohren, und sie hatte recht gehabt. Er vertraute ihr noch nicht, und nun würde es wahrscheinlich noch länger dauern.
    Mitch brachte Hannah und Josh hinaus zu seinem Truck. Wilhelm stieg allein in sein Auto und fuhr quer durch die Stadt in Richtung St. Paul, zu einem Treffen mit Bruce de Palma, seinem leitenden Special Agent. Ellen überquerte mit Cameron den Parkplatz.
    »Glauben Sie, wir sollten meinen Wagen auf Bomben untersuchen, bevor wir einsteigen?« fragte er nicht ganz im Scherz.
    »Es war keine Bombe. Es war nur ein brennender Lumpen, den man in den Benzintank gestopft hat.«
    »Nur.«
    Das Ergebnis war dasselbe. Der Cadillac war Schrott. Der arme Manley war schockiert gewesen, war immer wieder um das ausgebrannte Wrack gegangen – obwohl er sichtlich aufgeblüht war, als die Presse sich für ihn interessierte: Die Aussicht auf kostenlose Reklame stillte seine Trauer. Er war sogar soweit gegangen, Ellen einen neuen Leihwagen anzubieten – vor laufender Kamera. Sie hatte abgelehnt und gesagt, sie würde statt dessen ihren eigenen Wagen zurückholen, sobald seine Leute etwas Grundierung über die Kratzer in der Fahrertür gesprüht hatten.
    Das schlimmste war, nicht zu wissen, ob sie eine Zielscheibe für Wrights Anhänger oder für Wrights Komplizen war. Oder beides. Und abgesehen davon, daß sie zutiefst erschrocken war – wer immer dafür die Verantwortung trug, er hatte es geschafft, ihr Leben noch mehr durcheinanderzubringen und die durch diesen Fall ohnehin überwältigende Belastung noch zu steigern.
    Sie hatte vorgehabt, nach der Sitzung bei Dr. Freeman ihre Eltern zu besuchen. Sie wohnten nur ein paar Straßen von Dr. Freemans Praxis entfernt und hatten letzte Woche zweimal angerufen, weil sie besorgt um sie waren. Aber sie hatte abgesagt, weil sie Camerons Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen wollte. Und so bog er nun Richtung Süden auf die France Avenue ein und fuhr zur Schnellstraße.
    Vielleicht war es auch besser so, überlegte Ellen, als sie an Einkaufszentren und Kreuzungen vorbeifuhren, von denen man kurze Blicke auf stille Vorortviertel werfen konnte. Oberflächlich gesehen hätte ihr ein Besuch geboten, was sie brauchte – Unterstützung und Mitgefühl. Aber was sie empfand, konnte durch einen Besuch zu Hause nicht kuriert werden. Es war auch durch das Verlassen der Cities vor zwei Jahren nicht kuriert worden – es war nur für einige Zeit aufgeschoben worden.
    Sie kämpfte jetzt dagegen an, als es wie Öl an die Oberfläche stieg. Die Angst, daß das, wovor sie davongelaufen war, als sie Hennepin County verlassen hatte, nicht nur Politik oder Desillusionierung gewesen war, sondern das Wissen um eine Welt und ein System im Verfall, das Wissen, daß sie ein Teil dieses Problems war, das sie so anwiderte.
    Sie dachte an die vielen Vergewaltigungsopfer, die sie im Laufe der Jahre vertreten hatte, an die Qualen, die das Justizsystem sie durchmachen ließ, daran, daß sie während der Ermittlungen und des Prozesses gezwungen waren, das Verbrechen immer wieder zu durchleben. Und jetzt, mit Josh, war es auch nicht anders. Er würde im Namen der Gerechtigkeit wieder und immer wieder zum Opfer gemacht werden und dann noch einmal im Namen der Therapie. Sein Leben war verletzt worden, und er und seine Mutter würden von den Menschen, die sie schützen und ihnen helfen sollten, durch die Hölle gejagt werden, um eine Verurteilung der Schuldigen zu erreichen.
    Zum ersten Mal seit zwei Jahren fühlte sie sich abgeklärt und alt auf eine Weise, die nichts mit ihrem nahenden Geburtstag zu tun hatte.
    Das Gefühl ließ sie nicht los, als sie die Vororte hinter sich ließen und die Landschaft weicher

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