Deer Lake 02 - Engel der Schuld
geben einfach nicht auf, was?«
»Es ist ein weitverbreitetes Mißverständnis, daß die Generation X keine Ziele hat. Sie sind also tatsächlich hinter den Sci-Fi Cowboys her? Die sollen ja die ganz große Erfolgsnummer sein. Böse Jungs, die brav geworden sind, aus den Klauen der Asozialität gerettet und ausgebildet, um ihre Talente zum Wohl der Menschheit einzusetzen. Das glauben alle. Sind Sie vielleicht die bemerkenswerte Ausnahme?«
»Es ist ein wunderbares Programm«, sagte Ellen mechanisch. »Ich hoffe, es stellt sich heraus, daß die Jungs nichts mit der Explosion zu tun hatten.«
»Und die Entführungen?«
»Keiner hat je gesagt, sie seien Verdächtige im Entführungsfall.« Sie warf einen nervösen Blick auf Grabkos Tür und die Menge davor. Wie es schien, wurden die Leute allmählich unruhig, und von Costello war nichts zu sehen. Er hatte sich entweder schon früher eingeschlichen, oder er wartete auf die Gelegenheit zu einem großen Auftritt. Sie war jedenfalls verloren.
H ä tte einen Deputy mitbringen sollen.
»Alle engen Freunde und Verbindungen Dr. Wrights werden routinemäßig einer genauen Überprüfung unterzogen«, sagte sie.
»Und jetzt muß ich ins Richterzimmer, Mister Slater. Ich habe meinen Teil unseres Handels erfüllt. Jetzt sind Sie dran.«
Er kritzelte eine letzte Zeile in sein Notizbuch, dann steckte er es in seine Manteltasche und strich sich die Haare zurück. »Wird mir ein leichtes sein, Miss North.«
Er stolzierte hinüber zur Menge vor dem Familiengericht, direkt auf Quentin Adler zu. »He, Lockenköpfchen«, brüllte er und hielt Quentin einen anklagenden Finger unter die Nase. »Wir beide müssen mal ein paar Takte reden, Mann. Du hast mich gelinkt!«
Quentin zog sich fast ein Schleudertrauma zu, als er den Kopf zur Seite riß, um Ausschau nach einem wahrscheinlicheren Ziel dieses Angriffs zu halten. »Ich?« quiekte er und lief rot an.
Slater bohrte ihm den Finger in sein Brustbein. »Diese Anklagen waren, äh, getürkt!«
Seine Stimme hallte von den Wänden wider und erregte die Aufmerksamkeit der gelangweilten Reporter. Er stieß Quentin in ihre Richtung, während er weiter tobte, trieb ihn zu dem offenen Bereich um den Balkon, so daß Ellen freie Bahn hatte. Sie lief zur Seitentür von Grabkos Richterzimmer. Als jemand sie entdeckte, konnte sie schnell »Kein Kommentar« rufen und im Vorzimmer verschwinden. »Der Trick liegt im Handgelenk, Mister Costello«, sagte Grabko und demonstrierte seinen Wurf der Angel in Zeitlupe.
Costello stand neben ihm. Er sah aus wie eine Reklame für die M ä nnervogue mit seinem perlgrauen Anzug, der soviel gekostet hatte, wie Ellen im Monat verdiente. Sein Hemd war weiß wie Schnee, seine Krawatte perfekt gebunden. Man konnte sich kaum vorstellen, daß er und Rudy Stovich zur selben Spezies gehörten.
»Wie in so vielen Bereichen des Lebens«, predigte Grabko, »ist das Fliegenfischen eine Frage von Konzentration, Logik und Anmut.«
»Und ich habe wieder meine Gummistiefel vergessen«, murmelte Ellen und durchbohrte Costello mit einem Blick. Sein Lächeln war viel zu großzügig.
Grabko stellte seine Angelrute mit großer Sorgfalt in ein geschnitztes Nußbaumregal. »Fischen Sie, Ellen?«
»Nur im übertragenen Sinn«, sagte sie und setzte sich in einen Stuhl. »Schon was gefangen, Tony?« murmelte sie ihm zu, als er sich in den Stuhl neben ihr setzte.
»Das wird sich herausstellen«, murmelte er.
Der Richter sank in die weichen Polster seines Ledersessels, rückte seine rotgestreifte Fliege zurecht und begann sofort, seinen Bart zu bearbeiten. Er streichelte ihn wie eine Katze. Sein Blick richtete sich mit väterlicher Besorgnis auf Ellen.
»Wie ich höre, können wir uns glücklich schätzen, Sie noch unter uns zu haben, Ellen.«
»Ich glaube nicht, daß es ein Anschlag auf mein Leben war, Euer Ehren. Nur eine Warnung.«
»Dr. Wright war sehr beunruhigt, als er davon hörte«, sagte Costello. »Darüber, daß mein Wagen explodierte, oder darüber, daß ich zu diesem Zeitpunkt nicht drinsaß?«
»Sie wären überrascht, wie besorgt er war, Ellen.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen, wenn ich bedenke, daß ich jetzt beabsichtige, ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen.«
»Außerdem ist er besorgt wegen der Mutmaßungen gegen die Sci-Fi Cowboys. Er möchte nicht, daß das Programm leidet, nur wegen seiner Verbindungen zu den Cowboys.«
»Wenn das Programm leidet, dann liegt das nur an der
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