Deer Lake 02 - Engel der Schuld
winziges Lächeln. »Natürlich, Ellen. Sie haben ja verlangt, daß Ihr Büro alles schriftlich und auf dem vorgeschriebenen Weg bekommt. Ich habe Ihre Kopien per Boten geschickt.«
Ellens Wangen brannten zornesrot. Sie starrte ihn wütend an, und ihr Mund formte das Wort Schwein. Seine selbstzufriedene Miene löste Mordgelüste aus, vor allem, weil sie wußte, woher sie rührte. Er hatte ihren eigenen Trick gegen sie verwandt. Normalerweise wurden solche Dinge per Telefon oder persönlich geregelt. Formalitäten wurden vernachlässigt. Sie hatte von Costello gefordert, den Dienstweg einzuhalten, um ihn zu bestrafen, zu behindern, zu irritieren. Und jetzt saß sie hier . . .
»Und was für eine Art Boten haben Sie geschickt? Einen Hundeschlitten via Winnipeg?« fragte sie sarkastisch. »Ich hätte spätestens Freitag davon informiert sein müssen.«
Costello setzte sein unschuldiges Gesicht auf und richtete seine Erklärung an Grabko. »Wir haben vergeblich versucht, Mrs. Cooper bis Freitag nachmittag zu erreichen, Euer Ehren. Mit den zeitlichen Auflagen . . .«
»Die Sie fröhlich akzeptiert haben, Mister Costello«, belehrte ihn Ellen.
Er ignorierte sie. »Wir tun unser Bestes, Euer Ehren. Und wir sind gründlich auf die Anhörung vorbereitet. Wir hatten gehofft, Sie würden im Hinblick auf die Einreichung dieses Antrags in Anbetracht der Umstände Milde walten lassen.«
Der Richter zupfte mit ernster Miene an der weißen Strähne in seinem Bart. »Angesichts seiner Schwere kann ich den Antrag nicht ignorieren. Und ich bin der Meinung, die Umstände können als guter Grund für eine Ausnahme von der Regel angesehen werden. Ellen, wenn Sie das Gefühl haben, daß dadurch das Gleichgewicht gestört wird, wenn Sie glauben, Sie bräuchten mehr Zeit . . .«
»Nein, Euer Ehren«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Wir sind bereit. Ich schätze es nur nicht, wenn man mir Fallen stellt – besonders mit einem so unbegründeten Antrag.«
»Warum lassen wir nicht den Richter über den Wert dieses Antrags entscheiden, Ellen?« sagte Costello gönnerhaft.
Grabko balancierte eine Lesebrille auf seiner Nase und wandte sich der beglaubigten Aussage zu. »Laut Mrs. Cooper brachte Mister Enberg sein Interesse zum Ausdruck, das Zimmer zu betreten, in dem sie ihren Bericht schrieb, aber einer der drei Beamten, die im Raum waren, wies ihn ab und folgte ihm dann hinaus.«
»Ich glaube das nicht«, sagte Ellen. »Welcher Beamte? Lassen wir ihn herholen.«
Costello lachte. »Ich bin mir sicher, daß er uns die Wahrheit sagen wird, wenn er sieht, was an dieser Geschichte dranhängt. Jeder Bulle in der Stadt möchte meinen Klienten öffentlich gehängt sehen. Mrs. Cooper ist der einzige unparteiische Zeuge dessen, was passiert ist.«
»Dennis Enberg hätte sich nie aus einem Zimmer fernhalten lassen, wenn er hätte dabeisein wollen«, argumentierte Ellen.
»Aber er ist nicht hier, um uns das zu erzählen, nicht wahr, Ellen?«
»Was für ein Glück für Sie, Tony«, sagte sie giftig. »Gerade jetzt liegt Denny auf einem Stahltisch und wird vom Gerichtsmediziner auseinandergesägt.«
»Ellen, bitte«, tadelte sie Grabko. »Ich werde den Beamten herzitieren und mit Mister Stovich reden. Aber da Mister Enberg in der Angelegenheit nicht für sich sprechen kann, muß ich mich Mister Costello anschließen – Mrs. Cooper ist die am wenigsten voreingenommene aller beteiligten Parteien.«
»Aber, Euer Ehren, Mrs. Cooper hat das nie erwähnt, wenn ich mit ihr redete.«
»Haben Sie sie direkt danach gefragt?«
»Ich hatte keinen Grund, eine solche Frage zu stellen. Wir haben uns ausführlich über die Verfahrensweise bei einer Gegenüberstellung unterhalten . . .«
»Und sie hatte keinen Grund anzunehmen, daß etwas nicht ordnungsgemäß wäre«, sagte Costello. »Sie ist kein Polizeibeamter. Sie hatte keinerlei Möglichkeit, die richtige Verfahrensweise zu kennen. Sie hat darauf vertraut, daß sich die Polizei ordnungsgemäß verhält, und Sie haben dieses Vertrauen mißbraucht.«
»Ich bin sicher, Sie haben ihr das plausibel gemacht«, sagte Ellen verächtlich.
»Das reicht, Ellen.« Grabko legte die beglaubigte Aussage beiseite. »Ich werde mit allen beteiligten Parteien sprechen und mich dann entscheiden. Gibt es noch irgend etwas, das wir heute besprechen sollten?«
Costello hob die Hände. »Nichts weiter, Euer Ehren.«
»Nein, Sir«, sagte Ellen widerwillig.
»Gut«, sagte Grabko und rückte seinen
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