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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mein Schatz, gib mir die Pistole.«
    »Ich muß sie aufhalten«, sagte er mit Tränen in den Augen. »Ich bin der einzige. Es ist meine Schuld. Sie werden dir und Lily weh tun.«
    »Nein, Schatz«, flüsterte sie und ging neben ihm in die Hocke.
    Seine kleinen Hände hielten mit weißen Knöcheln den Griff der Waffe fest umklammert, er zielte auf Karen Wrights Gesicht.
    »Sie ist auch ein Nehmer. Sie haben Macht. Sie wird Lily nehmen, Sie wird ihr weh tun. Ich muß sie aufhalten. Das ist meine Sache.«
    »Nein, Josh«, sagte Hannah und rückte näher. Sie erwartete, jeden Moment das gräßliche Geräusch eines Schusses zu hören. Wenn sie sich zu schnell bewegte, wenn sie versuchte, ihm die Pistole wegzureißen, konnte sie losgehen. So sehr sie Gerechtigkeit wollte, so wollte sie sie nicht. Sie wollte nicht, daß Josh für den Rest seines Lebens diese Last tragen müßte.
    Sie versuchte sich zu beruhigen und legte ihre Hände über die seinen, die die Pistole hielten. »Es ist vorbei, Liebes.«
    Sein Körper zitterte in ihren Armen. Seine Augen waren weit aufgerissen und starr auf Karen Wright gerichtet, während er mit sich kämpfte.
    »Gib mir die Pistole, Josh«, flüsterte Hannah. »Sie haben keine Macht über uns. Nicht mehr. Es ist vorbei. Sie werden nie wieder jemandem weh tun. Ich verspreche es. Du bist in Sicherheit. Ich werde nie wieder zulassen, daß dir jemand weh tut. Ich liebe dich so sehr.«
    Wenn doch die Liebe genügen würde, um sie zu schützen, dachte sie. Wenn doch die Liebe genügen würde, um den Schaden wiedergutzumachen. Ihre Liebe mußte stark genug sein, um Josh vom Rand des Abgrunds zurückzuholen, an dem er in diesem Augenblick stand. Wenn er diese Grenze überschritt, wenn er sie nur im Geiste überschritt, war er verloren.
    Ich habe ihn einmal verloren, Gott. Bitte, la ß mich ihn nicht noch einmal verlieren. Bitte, la ß uns neu anfangen. Jetzt.
    Josh starrte Karen an, fühlte den Abzug in der Beuge seines Fingers. Er wollte frei sein. Er wollte die Dinge so, wie sie vorher gewesen waren. Wenn er all die Nehmer töten würde . . .
    »Nein, Josh, bitte. «
    Die Stimme seiner Mutter schien aus seinem eigenen Bewußtsein zu kommen. Es gab so viele Dinge, die sie nicht verstehen konnte.
    Bitte . . .
    Er wollte frei sein.
    Er sah Karen an und fühlte . . . nichts.
    »Er ist tot«, flüsterte er, als ihm allmählich dämmerte, was geschehen war. Die Verbindung war nicht mehr da, in der Nacht war sie abgebrochen. Er war frei.
    Frei . . .
    Er ließ die Pistole los, wandte sich seiner Mutter zu, legte den Kopf auf ihre Schulter und fing an zu weinen.
    Hannah drückte ihn mit einem Arm an sich, während sie mit der Pistole weiter auf Karen zielte. In einem anderen Teil des Hauses hörte sie eine Tür aufgehen, und Mitch Holts Stimme ertönte wie die Stimme der Erlösung.

38
    »Sie wollte alles haben, wovon sie glaubte, daß ich es hätte«, sagte Hannah leise.
    Sie stand in der Tür zu Joshs Zimmer und sah auf ihren schlafenden Sohn. Der Tag war ein Marathon gewesen. Polizisten, die durchs Haus liefen, Aussagen aufnahmen, Fragen stellten, Fotos machten. Die Journalisten, die mit allen Mitteln versuchten, sie zu Interviews zu bewegen. Zeitungen, Illustrierte, Skandalblätter. Nachrichtensendungen, Talkshows. Agenten aus Hollywood, die einen Filmvertrag abschließen wollten. Sie hatte sie alle ausgesperrt und nur einen Menschen hereingelassen – Tom McCoy.
    »Sie wollte eine glückliche Familie. Wir waren einmal eine«, sagte sie wehmütig. »Es war einmal . . .«
    Die Lebensgeschichte der Wrights war im Laufe des Tages bekannt geworden, an dem Polizei und Staatsanwaltschaft die Tagebücher untersucht hatten, die sie in dem Farmhaus gefunden hatten. Ein Doppelleben von Kindheit an. Garrett Wright – ein intelligenter Soziopath, der andere beherrschte und manipulierte. Seine Schwester Caroline – ein Schatten, unterwürfig, introvertiert. Die Kinder einer kalten, bitteren Frau, der Äußer lichkeiten wichtiger waren als innere Werte, vom Vater verlassen, der wieder geheiratet und eine neue Familie gegründet hatte.
    Garrett hatte die Kontrolle über Caroline übernommen, sie seinem Leben und seiner Psyche einverleibt, bis sie fast in eins verschmolzen waren. Sie hatten der Welt die makellose Ehe eines Psychologieprofessors mit seiner zurückhaltenden, stillen Frau vorgespielt. Hinter dieser Fassade hatte Garrett seine kranken Spiele geplant und inszeniert.
    »Ich frage mich immer wieder«,

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