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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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murmelte Hannah, »ob Wright uns ausgesucht hat, weil er uns für die perfekte Familie hielt oder weil er wußte, daß wir keine perfekte Familie waren.«
    »Hast du schon mit Paul geredet?« fragte Tom, der seine Schulter gegen den Türrahmen gelehnt hatte und Hannah beobachtete. In diesem Licht wirkte der blaue Fleck, den ihr Mann auf ihrem Kinn hinterlassen hatte, wie ein Schatten.
    »Er hat Verbindung zu Mitch aufgenommen, nachdem er die Meldung gehört hatte. Er hatte sich in einem Hotel in Burnsville eingemietet. Er sagte, er wäre dorthin gefahren, weil er Zeit zum Nachdenken brauchte.« Gemischte Gefühle: Sie wollte Paul nicht in ihrer Nähe oder in der Nähe ihrer Kinder haben, und trotzdem nahm sie ihm übel, daß er geflohen war und sie mit den Konsequenzen seines Fehlverhaltens allein gelassen hatte. »Ich habe ihn nicht zurückgerufen. Ich habe ihm nichts zu sagen, was mein Anwalt nicht diplomatischer sagen könnte.«
    Das ist der Punkt, in dem ich sie beraten sollte, dachte Tom. Ein guter Priester würde ihr sagen, daß es immer noch Hoffnung gäbe, daß Wunden heilen könnten, daß das, was in ihrer Ehe zerbrochen war, durch Gebete und Glauben wieder geflickt werden könnte. Aber er glaubte nicht daran, und er sah sich selbst nicht mehr als guten Priester. Er sah sich eigentlich gar nicht mehr als Priester.
    »Es tut mir leid«, sagte er aufrichtig.
    »Mir auch«, flüsterte Hannah. Bilder ihrer Ehe jagten durch ihren Kopf, als sie Josh ansah. Die guten Zeiten, in denen sie sich vom Leben noch so viel versprochen hatten. »Es hätte für immer sein sollen.«
    Statt dessen war das Versprechen gebrochen worden, und ihr blieben Zorn und die Trauer um die Bruchstücke.
    Toms Hand umfaßte die ihre, bot Trost und Kraft. Aber seine Geste legte auch einen dünnen Schleier von Schuldgefühlen über die komplizierte Mischung von Emotionen, mit denen sie bereits zu kämpfen hatte.
    »Ich könnte ein Glas Wein gebrauchen«, sagte sie und wandte sich ab. Draußen senkte sich der Abend übers Land. Ihr kam es vor, als sei schon Mitternacht. Josh und Lily waren, erschöpft von den Qualen des Tages, spätnachmittags eingeschlafen, aber die Nacht lag noch endlos vor ihr. Lange Stunden stillen Wartens, die von Selbstbetrachtung und sinnloser Sehnsucht erfüllt sein würden.
    Sie füllte zwei Gläser mit Chardonnay und trug sie ins Wohnzimmer, wo Tom sich um das Kaminfeuer kümmerte. Das Licht fing sich im goldenen Rahmen seiner Brille, wärmte die Farbe seines starken, schönen Gesichts. Er trug Jeans und eins seiner Holzfällerhemden. Sein Priesterkragen war nicht zu sehen.
    »Was wirst du tun?« fragte er und stellte das Feuereisen zurück in den Ständer. »Wirst du bleiben?«
    »Nein.« Sie wartete darauf, daß er sie ermahnte, ihr sagte, daß sie Zeit brauchte, daß sie warten und die Dinge später entscheiden sollte, wenn die Emotionen verraucht waren und sie wieder klar denken konnte. Aber er sagte nichts. »Es ist wohl das beste, einen klaren Schnitt zu machen. Wegzugehen. Josh einen neuen Anfang zu ermöglichen.«
    Sie setzte sich in die Ecke der Couch, die dem Feuer am nächsten war, und nippte an ihrem Wein. »Du warst ein guter Freund während dieser ganzen Zeit. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
    »Ich brauche keinen Dank«, sagte er und setzte sich auf die Kante eines Stuhls, der so dicht neben ihr stand, daß sich ihre Knie fast berührten.
    »Ich weiß, daß es dein Job ist, aber . . .«
    »Nein. Hier geht es nicht um meine Pflichten als Priester. Oder vielleicht doch.« Er holte tief Luft. Erwartung und Angst ließen ihn einen Augenblick den Atem anhalten. »Ich werde kein Priester mehr sein, Hannah.«
    Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war nicht der, den er erhofft hatte. Aber es war der Ausdruck, mit dem er gerechnet hatte. Erschütterung und ein wenig Angst.
    »O Tom, nein.« Sie stellte ihr Glas mit zitternder Hand beiseite. »Nicht wegen . . . Bitte sag nicht, ich hätte dich dazu gebracht . . .« Ihre blauen Augen schimmerten wie ein See im Sommer. »Ich habe schon zuviel Schuld zu tragen.«
    »Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen, Hannah«, sagte er und beugte sich zu ihr, seine Unterarme ruhten auf den Schenkeln, sein Gesicht war ernst. »Es gibt keine Schuld. Ich fühle, was ich fühle, und keine Regel kann mich davon überzeugen, daß das, was ich fühle, falsch ist. Wie kann es falsch sein, jemanden zu lieben. Ich habe mir den Kopf darüber zergrübelt. Ich glaube nicht, daß

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