037 - Klinik der Verlorenen
VAMPIR INFORMIERT
Horror im Film-17
Film und Literatur
Es gibt wohl kaum ein Filmgenre, das sich so ausgiebig literarischer Vorlagen bedient wie gerade der Horrorfilm. Aus der Unzahl der verfilmten Romane und Erzählungen ragen einige heraus, die sich besonderer Beliebtheit erfreuen.
Da ist zunächst einmal Bram Stokers klassischer Vampirroman „Dracula“, der wohl, zumindest was die Verwendung von Motiven beziehungsweise der Titelfigur betrifft, an die Spitze der verfilmten Werke gesetzt werden kann. Stokers Roman, auch heute noch ein ungetrübter Lesegenuß, wurde im Mai 1897 dem Londoner Lesepublikum erstmals vorgestellt. Es dauerte allerdings bis zum Jahre 1922, bis der legendäre Graf auf der Leinwand erschien: in Murnaus berühmtem Stummfilm NOSFERATU. Die endgültige Verfilmung, die sich im Gegensatz zu Murnau, der dafür keine Rechte besaß, auf den Originaltext beruft, brachte Hollywood-Regisseur Tod Browning 1931 in die Kinos. Dieser Streifen, der wohl die Geburtstunde des modernen Horrorfilms darstellte, machte den Titeldarsteller Bela Lugosi weltberühmt – und setzte eine Welle von „Dracula“ – Adaptionen in Bewegung, die in den dreißiger und vierziger Jahren von der amerikanischen Firma Universal herausgebracht wurden. Nachdem Terence Fisher 1957 mit der „Hammer“-Produktion gleichen Titels den Klassiker erfolgreich wieder aufleben ließ, riß die Reihe der Filme, die sich auf „Dracula“ berufen, nicht mehr ab. Die bisher originalgetreueste Verfilmung von Stokers Roman ist übrigens die deutsche Produktion
NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT.
Wen wundert es, daß die nach Dracula populärste Horrorfigur ebenfalls ein literarisches Vorbild hat? „Frankenstein oder der neue Prometheus“ (erstmals erschienen 1818) stammt aus der Feder einer Frau, Mary W. Shelley. Ihre romantisch angehauchte Gruselgeschichte um einen Wissenschaftler, der ein Ungeheuer schafft, ließ nicht ahnen, daß sie als Vorlage für unzählige, meist ausschließlich auf das Monster ausgerichtete Horrorfilme, dienen würde. Das erste in dieser langen Reihe der Ungeheuer schockte bereits 1913 in einer kurzen Sequenz das amerikanische Filmpublikum. In den dreißiger Jahren war es wieder die „Universal“, die sich dieses Themas annahm, um mit dem besten aller Darsteller der Frankenstein-Kreatur, Boris Karloff, den Reigen der modernen Verfilmungen zu eröffnen. Seitdem kommen Streifen mit dieser Thematik Jahr für Jahr in unsere Kinos, die besseren Beispiele meist aus der britischen „Hammer“-Produktion.
Der dritte Klassiker der Literatur/Film-Kombination „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ entstand 1886. Robert Louis Stevenson verknüpft in seiner Novelle einen Kriminalfall höchst wirkungsvoll mit dem Problem der Persönlichkeitsspaltung – einem Motiv, dem der Film nicht lange widerstehen konnte. 1908 entstand der erste Streifen, dem noch weitere Stummfilme folgten, darunter die berühmte Darstellung John Barrymores.
Im Jahr 1932 erhielt Fredric March für die Doppelrolle des Dr. Jekyll/Mr. Hyde sogar den „Oskar“ Zugesprochen, und zehn Jahre später war mit Spencer Tracy ein weiterer bekannter Darsteller an der Reihe, Stevensons Drama dem Filmpublikum vorzustellen. In unseren Tagen – wie sollte es anders sein – ist es die Firma „Hammer“, die sich auch dieses Themas immer wieder annimmt, zuletzt mit Christopher Lee in der klassischen Rolle.
Manfred Knorr
Boris Karloff als Frankenstein
Klinik der Verlorenen
Vampir Horror Roman Nr. 37
von José Michel
Die Frauen haben Angst. Sie werden immer kleiner. Sie schrumpfen – nach jeder Spritze. An Flucht ist nicht zu denken. Die Fenster der Klinik sind vergittert. Der Ausgang ist versperrt. Clarice versucht es trotzdem. Doch sie wird zurückgebracht. Und dann verschwindet aus ihrem Zimmer ein schwerkrankes Mädchen. Clarice und Lise machen sich auf die Suche. Sie finden es, aber sie erkennen es nicht wieder.
Die Sonne flutete durch die breiten Fenster in den Saal der Klinik. Die Tür öffnete sich, und eine fahrbare Krankenbahre wurde herein geschoben. Dahinter kamen Schwester Eliane, eine robuste, kräftige Person, und Ariane, Dr. Flamants’ Mitarbeiterin.
Gemeinsam hoben sie Dominique Martin von der Bahre auf das schmale Bett und zogen behutsam die Decke über sie.
Die Klinik war erst seit einer Woche geöffnet, und im Augenblick waren wir nur drei Patientinnen. Aber es
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