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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Mordes an seiner intriganten Exfrau angeklagt. Die Widmung des Buches: ›Für Christine, die, wie ich mit Freuden sagen kann, niemals einen Pfennig von den Einnahmen sehen wird.‹ Sehr charmant.«
    »Wohlverdient, das kann ich Ihnen versichern.« Ein ironisches Lächeln umspielte seinen Mund. »Ich dachte, Sie wären nicht mit meiner Arbeit vertraut, Miss North?«
    »Ich habe gelogen«, sagte Ellen ohne eine Spur von Reue. »Ich habe den Artikel in der Newsweek gelesen.«
    »Und was haben Sie davon gehalten?«
    »Ich glaube, ich habe meine Meinung bereits deutlich gemacht. Ich mag nicht, was Sie tun.«
    »Ich schildere meinen Lesern tatsächliche, beängstigende Ereignisse auf eine Art, durch die sie ein besseres Verständnis für das, was passiert ist, bekommen. Sie erfahren, warum es passiert ist, wie das Justizsystem funktioniert – oder in manchen Fällen nicht funktioniert«, sagte er. »Ich gebe ihnen Einblicke aus nächster Nähe. Was ist falsch daran?«
    »Sie sind ein geschäftstüchtiger Absahner, nicht viel besser als ein Vampir. Ein Schreiberling, der darauf aus ist, das Leben und den Schmerz der Opfer zu stehlen, weil es ihm an Phantasie mangelt. Sie laben sich an den Ängsten der Menschen, an morbider Neugier und tragen zu der ungesunden Besessenheit bei, die die Nation für Sensationen zeigt«, konterte Ellen. »Versuchen Sie nicht, das mit einer noblen Fassade zu bemänteln. Sie sind im Unterhaltungsgeschäft – das waren Ihre eigenen Worte.«
    »Alles, was ich sage, kann und wird gegen mich verwendet werden«, sagte er trocken.
    »Bestreiten Sie es?«
    »Nein. Ich bin kein Journalist. Die Menschen beziehen ihre Nachrichten aus der Zeitung oder aus dem Fernsehen. Sie geben keine zwanzig Dollar im Buchladen für ein Hard cover aus. Die Menschen lesen wahre Verbrechensgeschichten, um dem Alltag zu entfliehen – aus demselben Grund, aus dem überhaupt alles gelesen wird.«
    »Und Sie finden das gar kein bißchen pervers? Die Flucht in die reale Tragödie eines anderen?«
    »Auch nicht schlimmer als einen Stephen-King-Roman oder einen Agatha-Christie-Krimi zu lesen. Für den Leser ist mein Buch nur eine Geschichte, etwas, in das er sich verlieren kann, etwas zum Nachdenken, besonders interessant, weil es wirklich passiert ist.«
    Ellen bewegte sich jetzt weg von ihm, schüttelte angewidert den Kopf. »Schön. Gehen Sie doch hin, reden Sie mit Hannah Garrison über das, was sie durchgemacht hat und was sie immer noch durchmacht, aber vergessen Sie nicht, ihr zu sagen, daß es nur eine Story ist. Es wird ihr ein großer Trost sein.«
    Jay verfolgte sie durch das dämmrige Zimmer bis zum Schreibtisch, eine automatische Reaktion auf ihre Empörung. Er war der geborene Kontrahent, dazu geschaffen, immer die Gegenpartei zu ergreifen. Er empfand keine Wut – nur Erregung, einen Adrenalinstoß.
    »He, ich kann doch nicht ändern, was passiert ist, um eine Story zu einer Story zu machen. Es ist da, es ist passiert, es ist Geschichte.«
    »Also ist es Ihr gutes Recht, damit ein paar Dollar zu verdienen?« Sie zog ihre Jacke von Frankens Stuhllehne und streifte sie über.
    »Wenn ich es nicht tue, macht es ein anderer.«
    »Oh, ja, das rechtfertigt es natürlich«, sagte sie verächtlich.
    »Ich habe das Spiel nicht erfunden, Counselor . . .«
    »Nein, aber Sie sind wild entschlossen, es zu gewinnen, nicht wahr? Sie gehen bis ganz oben, ziehen Glendenning mit rein. Von allen dreckigen . . .«
    »Nicht dreckig«, klärte Jay sie mit erhobenem Zeigefinger auf. »Wir spielen Hardball, und so spiele ich eben das Spiel. Was ich will, verfolge ich hartnäckig, und ich kriege es auch.«
    Seine Worte schwebten zwischen ihnen in der Luft, eine Herausforderung, die tiefere Nuancen gewann, während Ellen zu ihm hochstarrte. Er stand schon wieder zu dicht vor ihr. Sie hatte sich zu ihm geneigt. Die wenigen Zentimeter Luft zwi schen ihnen schienen sich zu verdichten, und ein verborgener sechster Sinn erwachte in ihr, stieg an die Oberfläche wie Luftblasen im Wasser. Ihr wurde bewußt, daß er nicht ihr Gegner in einem geistreichen Duell, sondern in einer wesentlich bedeutenderen Angelegenheit war.
    »Ich verfolge mein Ziel, Ellen North«, flüsterte er erneut, und seine Hand glitt unter ihr Kinn, sein Daumen streifte über den Schwung ihrer Unterlippe. »Und ich kriege, was ich will«, hauchte er. »Vergessen Sie das nicht.«
    »Daß Sie rücksichtslos sind?« murmelte Ellen und schwor sich, das nie zu

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