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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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in dieser Situation zu finden, die Frage nach dem Aufenthaltsort von Josh Kirkwood. Sie weigerte sich, Fragen der Presse zu beantworten, und manövrierte geschickt ihren Boß ins Rampenlicht zurück. Stovich war dankbar für jede Gelegenheit, im Wahljahr vor der Presse zu stehen. Fotos mit dem ersten Mann des Justizsystems des Staates machten sich auf Wahlplakaten immer gut.
    Ellen North schnappte sich einen Deputy zum Schutz und setzte sich zur Treppe hin ab. Er beobachtete, wie sich mehrere Reporter von der Meute lösten, um sie zu verfolgen. Sie brachte sie mit einem Blick und einem scharfen »Kein Kommentar« zum Stehen, ohne auch nur einen Moment innezuhalten.
    »Mmm-mmm, Miss North«, knurrte er kaum hörbar, als sie die Treppe hochstieg und der Saum ihres dunkelgrünen Rockes ihre Waden umflatterte. »Ich glaube, mich hat die Jagdlust gepackt.«
    Sie ging den Gang entlang, die flachen Absätze ihrer Stiefel klapperten forsch über den polierten Boden, sehr geschäftig und jeder Ablenkung verschlossen. Sie war mit anderen Dingen beschäftigt als mit der Vorstellung, daß jemand sie heimlich beobachten könnte.
    Er sah nicht aus wie ein Mann, der ein Kind entführen und eine Gemeinde in einen Strudel von Angst stürzen könnte. Ellen war Garrett Wright im Lauf der vergangenen zwei Jahre bei einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen begegnet. Er hatte immer einen sehr angenehmen Eindruck gemacht. Kein Typ, der sich in Szene setzte. Er wäre nie aus einer Menge hervorgestochen, wenn sein Gesicht nicht so hübsch gewesen wäre – ein Alabasteroval mit schmaler Nase und prüdem Mund.
    Er nahm seinen Platz ein mit aller Würde, die er in seinem leuchtend orangefarbenen Gefängnisoverall aufbringen konnte, und mit der Bewegungsfreiheit, die ihm die von Polizisten angelegten Ketten ließen. »Miss North«, sagte er mit sparsamem Lächeln. »Ich würde ja sagen, es ist mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen, aber angesichts der Umstände . . .«
    Er hob die Schultern und zeigte seine Handschellen zur Erklärung, dann legte er die Hände behutsam auf die Tischplatte. Glatte, blasse Hände ohne Abschürfungen, ohne blaue Flecke, ohne auffällige Anzeichen dafür, daß er damit auf eine Frau eingeschlagen hatte. Ellen fragte sich, ob er ihr seine Hände so präsentierte, weil er gewußt hatte, daß sie sie anschauen würde. Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Sie waren tief, unergründlich braun, groß, fast schläfrig und hatten Wimpern, für die die meisten Frauen einen Mord begehen würden.
    »Das ist kein Höflichkeitsbesuch, Dr. Wright«, sagte sie kühl. »Ihr Vergnügen spielt hier keine Rolle.«
    »Miss North wird die Anklage vertreten«, erklärte Dennis Enberg. Er wandte sich an Ellen. »Wie ich höre, hat Rudy bei der Pressekonferenz eine gute Show abgezogen.«
    »Ich bin überrascht, daß Sie nicht dabei waren.«
    Der Anwalt tat das mit einem Schulterzucken ab. »Nicht mein Stil. Das war Rudys Zirkus. Kein Ort für einen Pinkelwettbewerb.«
    Nach zweijähriger Bekanntschaft mit Dennis Enberg war sie überzeugt, daß es genau sein Stil war, uneingeladen bei einer Party des Bezirksstaatsanwalts aufzutauchen, wenn es ihm etwas bringen würde. Jedenfalls hatte er ihres Wissens noch nie wegen seiner guten Manieren zurückgesteckt. Ellen hielt es für einen taktischen Fehler. Wenn sie Wrights Anwältin wäre, hätte sie alles daran gesetzt, Rudy die Schau zu stehlen, und sei es nur mit der naheliegenden pflichtschuldigen Erklärung, ihr Klient sei unschuldig.
    »Denny, Sie kennen Cameron Reed«, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf den jungen Mann, der links neben ihr an dem Tisch mit der imitierten Holzplatte saß.
    Die Männer erhoben sich halb aus ihren Stühlen, um sich die Hand zu schütteln – Enberg, siebenunddreißig und schwammig, mit braunem Haar, das sich unaufhaltsam von seiner Stirn zurückzog, und Cameron Reed, achtundzwanzig und überaus fit, mit einem Schopf üppiger, kupferroter Haare und unzähligen Sommersprossen gesegnet. Zwei Jahre zuvor hatte er seinen Abschluß an der juristischen Fakultät von Mitchell gemacht. Er war intelligent und eifrig, ein fanatischer Arbeiter im Büro von Park County. Wie er ausgerechnet in Park County gelandet war, blieb ein Rätsel für Ellen – obwohl sie bei diesem Gedanken immer stutzte. Daß sie hier war, hätte auch niemand erwartet.
    »Dr. Wright, Ihre Kautionsverhandlung ist für morgen früh zehn Uhr angesetzt«, begann sie. »Ich möchte, daß

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