Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
die phantastischen Landschaftsaufnahmen genossen, die Ihnen unsere Außenbordkamera via Houston geliefert hat. Sie können schon mal ein Beileidstelegramm an die deutsche Regierung schicken. Reiter dürfte gerade beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen. Und jetzt gebe ich Ihnen unseren Boss, während ich Ihre Tochter bearbeite.«
»Wer zum Teufel …«, war George T. Gilles zu hören, bevor seine Worte verstummten und Miller das Gespräch annahm.
Als Hassan das Modul verließ, um sich auf die Suche nach Tracy Gilles zu machen, schwebten die an einem Versorgungsrohr angeketteten Astronauten Kennedy, Brown und Putinowa hilflos wie angeleinte Hunde an einem Laternenmast. Es war ein grotesker und bedauernswerter Anblick.
»Wir sehen uns in der Hölle«, verabschiedete sich der Araber mit einem markerschütternden Lachen.
»Dieses Schwein«, stöhnte Brown vor Schmerzen auf.
»Hoffentlich schafft es Tracy bis zur Atlantis -Schleuse«, murmelte Kennedy und schickte gemeinsam mit Olga Putinowa ein Stoßgebet zum Himmel.
KAPITEL 106
28.04, 16.21 Uhr UTC
Washington D.C., Weißes Haus
P räsident Gilles saß im Oval Office und blickte besorgt auf das in Öl gemalte Portrait von George Washington, dessen Konterfei im Schein zweier Lampen über dem Kamin erstrahlte. Gilles gegenüber saßen seine engsten Berater in einem Halbkreis.
Der Präsident steckte in den Verhandlungen fest, und es lag nicht mehr in seiner Hand, ob das Drama im All einen guten Ausgang nahm. Das Telefonat mit der ISS zog alle in den Bann.
»Wer zum Teufel sind Sie, dass Sie so mit mir reden?«, echauffierte sich Gilles über den Unbekannten, der ihm soeben gedroht hatte. Doch statt einer Antwort von Hassan folgte eine besorgniserregende Pause, bis schließlich Miller zu hören war.
»Mr President! Sie spielen mit der Macht und verlieren diese gleichzeitig«, eröffnete der Terrorist seine Unterredung. »Sie widersetzen sich meinen ausdrücklichen Anordnungen und gefährden unsere Mission im Auftrag der Humanität. Sie sind verantwortlich für den Blutzoll, den die Besatzung der ISS hier oben leisten muss.«
»Was ist mit meiner Tochter? Was ist mit der Crew?«, wollte Gilles wissen und verengte seine Augen zu Schlitzen. »Und ersparen wir uns jegliches Gerede über Humanität an dieser Stelle. Sie sind ein gewöhnlicher Terrorist, dem es einzig und allein um die Demütigung unseres Staates geht.«
»Dann haben Sie zumindest verstanden, was es heißt, gedemütigt zu werden«, spottete Miller. »Und was Ihre geliebte Tochter anbelangt: Bereiten Sie sich darauf vor, sich von ihr zu verabschieden.«
Der Präsident schluckte und wurde aschfahl im Gesicht. Nervös lockerte er seine Krawatte, die ihm die Luft abzuschnüren schien. Hastig griff er nach einem Glas Wasser und nahm einen Schluck.
»Ihr Spezialkommando kommt zu spät«, fuhr Miller mit hörbarer Freude fort. »Die ISS ist wie Fort Knox, niemand wird hier eindringen. Und wenn doch, fliegt wie angekündigt alles in die Luft.«
»Was in Houston geschehen ist, war ein nicht durch die Regierung autorisierter Zugriff«, unternahm Gilles einen verzweifelten Versuch, den Terroristen zu besänftigen. »Sie sollten das Gold bekommen, um es für humanitäre Zwecke einzusetzen.«
»Ach wirklich?«, blaffte Miller. »Wissen Sie was, Mr President? Ich glaube Ihnen kein einziges Wort. Sie sind wie alle Ihre Vorgänger. Sie sind ein machtbesessener Politiker mit ein paar militärischen Trümpfen im Ärmel. Aber diese Trümpfe nutzen Ihnen nichts mehr. Sie haben das Spiel endgültig verloren.«
»Was wollen Sie, verdammt nochmal? Sie bekommen Ihr Gold. Wenn Sie meine Tochter und die Besatzung am Leben lassen!«
Leise vibrierte ein Handy. General Grant griff in seine Hemdtasche und sah auf das Display. Er stand auf und ging auf den Präsidenten zu. George T. Gilles blickte auf das Display und las die Nachricht:
NACHRICHT VON JH: CREW LEBT. MS IST AN DER ATLANTIS-SCHLEUSE. C WIRD EINGELEITET. FALLS KONTAKT ZU HAMAS: WEITER HINHALTEN UND ABLENKEN!
AAA/NUSA
General Grant und der Präsident tauschten einen vielsagenden Blick aus und verstanden. Admiral Adam Adamski stand weiterhin im Kontakt mit seinen Leuten.
Joshua Rove, Walter Franklin und Don Fletcher versammelten sich vor einem Flipchart, an dem eine große 3D-Zeichnung der Internationalen Raumstation hing. Charlotte Stuyvesant, die schon seit geraumer Zeit an dem Bord stand, tippte mit dem Zeigefinger auf eine bestimmte Stelle der
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