Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
PROLOG
Die Challenger-Katastrophe
RÜCKBLENDE
28. Januar 1986, 11.05 Uhr
Florida, Daytona Beach
D er dunkelhaarige Fahrer des unauffälligen Buick Riviera saß hinter dem Steuer und blickte auf seine Armbanduhr. Die Digitalanzeige seiner Casio signalisierte pulsierend die Zeit: 11:05:23. Es war ein eiskalter und klarer Wintermorgen, und aus dem Radio war die Stimme des lokalen Nachrichtensprechers zu hören, der den Start des Space Shuttles Challenger ankündigte. In dreißig Minuten würde der Countdown ablaufen. Bis dahin blieb noch genügend Zeit, das Motel zu erreichen und die große Sache im Fernsehen live zu verfolgen.
Er hatte einen frühen Flug von Houston nach Jacksonville genommen und war dann mit dem Mietwagen die Gold Coast heruntergefahren. Er ärgerte sich darüber, dass er den Start nicht live vor Ort verfolgen konnte, aber die Entscheidung der NASA war sehr spät getroffen worden. Und obwohl es nur etwas mehr als siebzig Meilen bis Cape Canaveral waren, hätte er es nicht rechtzeitig bis vor Ort geschafft. Er war sich aber sicher, dass bei dem bevorstehenden Ereignis auch von Daytona Beach aus etwas am Himmel zu sehen sein würde.
Er erreichte das vorgebuchte Motel und legte eine Kreditkarte vor, die auf den Namen Steve Miller ausgestellt war. Es war ein preiswertes Motel mit einem muffigen Geruch, aber das störte den Zwanzigjährigen nicht. Sein Zimmer lag im ersten Stock, und eine Treppe führte den Außengang herauf, von wo aus man einen schönen Blick auf den Ozean hatte. Er atmete die kalte und salzhaltige Luft des Atlantischen Ozeans ein und betrat sein Zimmer. Es war schmucklos eingerichtet und roch nach Nikotin. Miller warf seinen kleinen Koffer auf das Bett und schaltete den Fernseher ein. Das altersschwache Gerät gab einen langen Summton von sich und zunächst war nur Schnee auf der Mattscheibe zu sehen. Die Fernbedienung litt unter den fast leeren Batterien, aber schließlich gelangte er zu dem gewünschten Sender.
Die Kaltfront hat den gesamten Südosten der Staaten erreicht , hörte der junge Mann den Meteorologen sagen, als in der Vorberichterstattung zum Shuttle-Start die amerikanische Wetterkarte eingeblendet wurde. Auf Cape Canaveral war die Temperatur auf drei Grad Celsius gesunken, was völlig ungewöhnlich für den Sonnenstaat Florida war. Normalerweise würde die Raumfähre bei einer solchen Außentemperatur nicht starten. Immer wieder waren kleinere und größere technische Defekte aufgetaucht, die kein guten Vorzeichen für die Mission STS-51 L waren. Doch der Zeit- und Kostendruck, der auf den NASA-Managern lastete, war gewaltig. Da auch die nachfolgenden Missionen an enge Startfenster gebunden waren, konnte der Transport und das Aussetzen des riesigen Bahnverfolgungs- und Datenübertragungssatelliten nun nicht weiter aufgeschoben werden. Scheiterte dieser Start, war das gesamte folgende Jahr für die NASA ein organisatorischer Fehlschlag. Nach mehreren Countdown-Unterbrechungen gaben die Verantwortlichen schließlich grünes Licht, die Challenger an diesem kalten aber klaren Januarmorgen in den Himmel zu schießen.
Commander Francis Scobee an Bord der Fähre erhielt vom Bodenkontrollzentrum in Houston das Zeichen Go for Launch , und um 11.38 Uhr erfolgte endlich der Start. Die mächtigen Feststoffraketen zündeten und hoben die Fähre mit dem Lärm von fünfhundert gleichzeitig startenden Jumbo-Jets in die Luft.
Steve Miller starrte gebannt auf den Bildschirm und kniff die Augen zusammen. Deutlich meinte er erkennen zu können, wie eine weißbräunliche Rauchfahne am unteren Ende der Feststoffraketen austrat.
Das müssen die Dichtungsringe im O-Ring sein. Sie sind spröde geworden. Sie verbrennen. Die Kälte hat sie spröde gemacht. Wenn sie verbrennen, erwischt es gleich die Booster. Die Leute bei Morton Thiokol haben Recht gehabt. Das Dichtungsmaterial hält nur bis maximal zwölf Grad Celsius. Mein Gott, welche Narren die NASA doch beschäftigt. Ich gebe ihr noch höchstens anderthalb Minuten!
Während die Challenger ein Rollmanöver durchführte, welches sie in die richtige Lage für den weiteren Aufstieg brachte, zeigte die Fernsehkamera eine Gruppe Angehöriger und Freunde des siebenköpfigen Besatzungsteams.
Schwenk zurück auf das Shuttle. Schwenk zurück auf das Space Shuttle, du Idiot , betete der Mann den Fernseher an. Der Regisseur wird sein Leben lang fluchen, wenn er jetzt nicht mit der Kamera drauf bleibt .
Um die aerodynamische Belastung des Space
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