Dein für 1000 und eine Nacht
Überzeugung, dass er tatsächlich ein Leibwächter war.
Er sah phantastisch aus, seine Augen waren dunkelblau, und er hatte eine maskuline und zuversichtliche Ausstrahlung.
Immer wenn er sie ansah, war sein Blick vollkommen frei von jener Abschätzung, die Lana bei Männern so hasste.
Arashs Ausstrahlung war anders. Wenn er sie anschaute, hörte sie eine innere Stimme, die von Lust zu ihr sprach, und in seinem Blick schien ein geheimes Versprechen zu liegen.
Vermutlich hatte er längst erraten, wie wenig Erfahrung Lana besaß.
Als Kavian und Alinor begannen, sich miteinander zu verabreden, kamen Lana und Arash oft zusammen. Sie dachte, wie ge heimnisvoll er war, so vo llkommen anders als die Männer, die sie kannte.
Eine Zeit lang war sie überzeugt gewesen, dass die tiefe, fast primitive Anziehungskraft, die sie verspürte, auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie hatte geglaubt, dass Arash den entsprechenden Augenblick schon ergreifen würde. Vielleicht ließ er absichtlich die Spannung zwischen ihnen aufkommen, um die Erwartung zu steigern.
Lana wünschte sich, sie hätte den Mut, mit ihm über ihre Gefühle zu sprechen, und könnte ihm ein Zeichen geben. Nie zuvor hatte sie sich in der Nähe eines Mannes so erregt gefühlt.
Sie freute sich auf den Tag, an dem Arash auf sie zukommen würde. Sie würde entflammen, erstarren und erschauern.
Wäre sie nicht so unerfahren gewesen, hätte sie eher erkannt, ob er sich einen ersten Schritt von ihr gewünscht hätte. Aber er machte sie nervös. Und wenn sie sich alles nur einbildete?
Wenn er ganz andere Empfindungen hatte?
Der Tag, an dem er abreisen würde, rückte näher und näher ...
Mit jedem Tag, der verging, wurde ihr schwerer ums Herz. Heute wird es so weit sein, dachte sie jedes Mal und fürchtete sich vor dem nächsten Treffen.
Dann war es so weit. Kavi und Alinor wollten nach Parvan abreisen, und Arash würde mitgehen. Entsetzt hatte Lana begriffen, dass er nicht die Initiative ergreifen würde.
Vermutlich würde sie ihn auch nicht wieder sehen.
Auf Kavis Abschiedsparty war Lana, ein wenig angetrunken und ziemlich verzweifelt, auf Arash Khosravi zugegangen. Er lehnte an der Wand und schaute dem Treiben zu. Es war ihre letzte Chance, und sie wollte ihn nicht gehen lassen, ohne es nicht versucht zu haben.
Sie hörte die ersten Töne eines langsamen Lieds, schlenderte auf ihn zu, drängte sich ihm auffordernd entgegen und schlang ihre Arme um seinen Nacken.
„Tanz mit mir, Arash!" hauchte sie leise und lächelte. „Du fährst morgen nach Hause. Tanz heute Abend wenigstens noch einmal mit mir."
Sie setzten ihren Abstieg auf dem Pfad fort, den Arash gewählt hatte. Der Abend brach herein, und unter ihnen im Tal, in den Dörfern und den abseits gelegenen Bauernhäusern gingen die Lichter an. Doch der Weg führte sie weiter, um das Tal herum, dichter und dichter an den Wasserfall heran. Sein beruhigendes Rauschen wurde beständig lauter, übertönte selbst das Donnern des Sturms und das dichter werdende Schneetreiben.
Schließlich wurde Lana bewusst, dass Arash ein festes Ziel vor Augen hatte und genau wusste, wie er dorthin kam. Mehrmals sah sie nämlich, dass noch andere Pfade von ihrem Weg abzweigten, er jedoch immer ohne Zögern vorwärts schritt.
Vor ihnen lag alles im Schatten, und das Rauschen des Wasserfalls erfüllte die Luft. Doch Arash schritt zuversichtlich weiter. Kurz bevor die Dämmerung zur Nacht wurde und Lana schon glaubte, ihre Finger mussten schwarz sein vor Kälte, blieb er stehen. Das Schneetreiben war so dicht geworden, dass Lana nach Luft schnappte, als sie sich plötzlich vor einer grauweißen Mauer sah.
Eine Tür knarrte, und Arash führte sie in einen Hof. Hier fanden sie weniger Schutz vor dem Sturm, als Lana nach der Höhe der Mauer vermutet hätte. Doch dann erkannte sie, warum das so war. Eine weitere Böe trieb den herabfallenden Schnee zur Seite und gab den Blick frei auf einen gewaltigen Schaden vor ihnen.
„ Ya Sulayman! Ya Suhail!" rief Arash, doch die Worte wurden vom Tosen des Sturms verschluckt.
Nirgends war mehr Licht.
„Ist hier denn ein Haus?" erkundigte sich Lana und spähte um ihn herum. Die Mauer war typisch für die Gegend hier. Wahrscheinlich umgab sie ein großes Haus mit einem Garten, wie das bei den Häusern der Scheichs, Stammesanführer oder Dorfvorsteher üblich war. Auf ihren Reisen und der Suche nach lohnenswerten Projekten - dem Graben einer Quelle hier, dem Wiederaufbau einer Schule dort -
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