Dein für 1000 und eine Nacht
beschäftigt war. Als Lana fünf Jahre alt gewesen war, hatte er den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.
Innerhalb von zehn Jahren war Jonathan Holding zum Billionär geworden, und Lanas Leben hatte sich restlos verändert. Natürlich hatte sie die Freiheiten, die solcher Reichtum mit sich brachte, genossen, aber sie hatte auch die Beschränkungen zu spüren bekommen.
Schlimm hatten Ruhm und Reichtum sich auf Freundschaften ausgewirkt. Sie war gerade sechzehn gewesen, als ein Junge sie vergewaltigen wollte. Nach einem entsprechend gezielten Tritt von Lana hatte er sich, angetrunken, wie er war, entschuldigt und gestanden, er hätte unbedingt damit prahlen wollen, dass er Jonathan Holdings Tochter entjungfert hätte.
Er war Student einer nahe gelegenen Privatschule für Jungen. An dem Abend hatte sie erfahren, dass es unter den Jungen einen Wettkampf gab, dessen Ziel es war, den Slip einer Jungfrau zu gewinnen und an die Spindtür zu hängen. Lana Holdings Slip wäre ebenso ein Ehrenabzeichen für einen der Jungen gewesen wie der einer Tochter eines Filmstars, die mit ihr studierte.
Nach dieser Erfahrung war Lana übervorsichtig geworden. Sie hatte ihren Freundinnen zugehört, wenn sie sich über Sex unterhielten. Als ihre eigene schlechte Erfahrung allmählich verblasste, wurde ihr klar, dass sie mehr von einem Jungen wollte als nur seine Entschlossenheit, ihr den Slip abzujagen. Und auch mehr für sich als nur die Reaktion auf einen Hormonschub.
Deshalb hatte sie sich entschieden, im Ausland zu studieren. Mit etwas Glück würde sie dort niemand kennen. Sie hatte den Mädchennamen ihrer Mutter ange nommen, um unerkannt zu bleiben. Aber ihr Vater hatte darauf bestanden, dass sie in einem Haus mit hohen Sicherheitsvorkehrungen wohnte.
Lana hatte sich einsam gefühlt, bis sie ihre beste Freundin, Alinor, zu sich eingeladen hatte.
Alinor zog sofort die Aufmerksamkeit des geheimnisvollen Studenten, Kavian Durran, auf sich. Den Gerüchten nach war er ein Mitglied der Herrscherfamilie von Parvan. Überall wo er hinging, wurde er von zwei Parvani begleitet, Freunde, die immer bei ihm waren. Man erzählte sich, sie wären seine Leibwächter.
Einer von ihnen hieß Arash Khosravi.
3. KAPITEL
Lana biss hungrig in ein Stück naan . „Wo sind wir?" fragte sie.
Sie hatten gegen schwere Windböen angekämpft und waren über eine Stunde einen felsigen Weg hinaufgeklettert. Falls es tatsächlich einen Weg gab, so hatte sie jedenfalls keine Anzeichen davon entdecken können.
Vor jedem Schritt hatte sie Angst gehabt. Der Gedanke, was passieren könnte, wenn Arash auf eine Mine treten würde, setzte ihr zu. Sie hatte die Zähne so fest aufeinander gebissen, dass ihr der Kiefer schmerzte. Das darf nicht passieren, hatte sie im Stillen gefleht.
Er hatte es aber geschafft, sie sicher bis zur ersten Rast zu bringen. „Fünf Minuten Pause", hatte er vorgeschlagen und kritisch den Himmel betrachtet. Der erste Schnee fiel bereits, während er das sagte, und im Nu war der Boden von einer feinen Schicht bedeckt.
Arash hatte trotz seines Knies ein anstrengendes Tempo vorgegeben. Lana verstand, dass er gehofft hatte, ihr Ziel zu erreichen, ehe der erste Schnee fiel. Er verbarg auch nicht seine Nervosität.
„In die Richtung", erwiderte er und deutete nach Süden. „Das ist nicht weit von der Grenze von Barakat. Ich schätze, das sind etwa zweiunddreißig Kilometer."
„Und in die Richtung wollen wir?"
Es war noch etwas warme Suppe vom Mittagessen übrig, die ihnen am Morgen eine Frau in Seebi-Kuchek, dem Dorf, in dem sie die Nacht verbracht hatten, in die Thermosflasche gefüllt hatte, und Lana war glücklich darüber.
Sie hatten nur den Deckel der Thermoskanne als Tasse. Arash trank nur wenig davon.
„Wir sind auf dem Weg in ein Tal. Dort werden wir Zuflucht finden."
Lana erkundigte sich nicht, wie lang der Weg war, der vor ihnen lag. Entweder würden sie es schaffen, ehe der Sturm aus brach, oder nicht. Sie nickte, steckte den letzten Bissen Brot in den Mund und klopfte sich die Krümel von den Knien. Arash reichte ihr die Tasse mit der Suppe.
„Trink den Rest."
Sie hatte wirklich Hunger. Vor nicht allzu langer Zeit, als sie im Reichtum gelebt hatte, hätte sie die Suppe getrunken, ohne lange nachzudenken. Doch heute nahm sie das Essen nicht mehr als so selbstverständlich hin. Zu oft hatte sie mitbekommen, wie die Armen im Dorf ihre letzten Bissen für die Gäste hergaben. Die Menschen hier waren so großzügig
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