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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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    Alle Figuren und Ereignisse dieses Romans sind erfunden, eine Organisation namens Asile d’enfants gibt es, soweit ich weiß, nicht.
    Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären zufällig und nicht beabsichtigt.
    Oliver Bottini
    Umwelthinweis :
    Dieses Buch wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
    Ungekürzte Lizenzausgabe
    der RM Buch und Medien Vertrieb GmbH
    und der angeschlossenen Buchgemeinschaften Erschienen bei Scherz, ein Verlag der S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2004
    Einbandgestaltung: Harald Braun, Berlin Einbandfotos: Getty Images/Ann Cutting (Vordergrund), Harald Braun (Hintergrund)y
    Satz: H & G Herstellung, Hamburg
    Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany 2006
    Buch-Nr. 082832
    www.derclub.de
    www.donauland.at

    Für Chiara

    Wer den Mitmenschen kennt, ist ein Wissender; wer sich selbst kennt, ist ein Weiser.

    KUEI-FENG TSUNG-MI (780-841)

    PROLOG
    ALS JOHANN GEORG HOLLERER am Samstagmorgen einen ersten Blick aus dem Küchenfenster auf die verschneite Hauptstraße von Liebau warf, hatte er eine Vision. Aus dem dichten Schneetreiben manifes-tierte sich ein asiatischer Mönch, der nur mit einer dunklen Kutte und Sandalen bekleidet war. Sein fast kahler, feuchter Schädel glänzte im trüben Morgenlicht. Langsam schritt er an Hollerers Küchenfenster vorbei Richtung Kirchplatz. Mit der linken Hand stützte er sich auf einen einfachen, mannshohen Stock, in der rechten hielt er eine kleine Schale. Hollerer dachte eben: Den hat mir die Amelie geschickt, als sich die Vision im Schnee wieder entmaterialisierte.
    Hollerer kehrte an den Frühstückstisch zurück.
    Dort saß er minutenlang, ohne sich zu bewegen, und dachte darüber nach, welche Botschaft ihm Amelie wohl hatte übermitteln wollen. Vor allem irritierte ihn, dass sie, zu Lebzeiten eine gottesfürchtige Katholikin, sich ausgerechnet einen buddhistischen Asiaten ausgesucht hatte, um zu ihm zu sprechen. Schließlich stand er erbost auf. Selbst im Tod sprach Amelie in Rätseln und verdarb ihm die Laune.
    Dass er keiner Vision aufgesessen war, begriff Hollerer erst eine halbe Stunde später.
    Während er die Uniformjacke über dem ausladen-den Bauch zuknöpfte, fiel ihm ein, dass er über dem rechten Ohr des Mönchs einen großen, dunklen Fleck bemerkt hatte. Im ersten Schreck hatte er nicht weiter darauf geachtet. Im Nachhinein kam ihm der Fleck merkwürdig vor – eine längliche, dunkelblaue Verfärbung der Haut. Hollerer kannte solche Flecken zur Genüge, in allen Stadien der Verfärbung, in allen Größen, in allen Körperregionen.
    Der Mönch hatte eine Wunde am Kopf. Als wäre er irgendwo dagegengestoßen – oder geschlagen worden.
    Beunruhigt trat er zum Nachttischchen. Unter dem verstaubten Alten Testament lag seine Dienstpistole.
    Er hatte sie in dreißig Jahren kein einziges Mal getragen, geschweige denn benutzt. Jetzt hob er sie mit Daumen und Zeigefinger heraus.
    Hollerer fand den Mönch auf dem Kirchplatz. Obwohl es noch immer stark schneite, saß er im Schneidersitz vor den Stufen der katholischen Kirche. Seine Augen waren geschlossen. Er bewegte den Mund, als spräche er. Zu hören war nichts.
    Vor dem Mönch stand die kleine Schüssel. Sie schien aus Holz zu sein und war leer. Auf dem schmalen Rand sammelten sich Schneeflocken zu einem weißen Kreis.
    Zwanzig, fünfundzwanzig Liebauer hatten sich im Halbkreis um den Mönch versammelt. Flüchtig nickte Hollerer in die Runde. Der Bürgermeister war da, die beiden Pfarrer, andere Honoratioren, ein paar Bauern, ein paar Kinder. Niemand sprach. Nicht einmal ein erstauntes Flüstern vernahm Hollerer. Er hatte das Gefühl, alle warteten darauf, dass etwas geschah.
    Dass der Mönch die Augen aufschlug und erklärte, was er da machte und woher er kam. Oder dass jemand die Initiative ergriff.
    Hollerer trat von der Seite bis auf zwei Meter an den Mönch heran. Da war die Wunde. Zehn Zentimeter lang, fünf Zentimeter hoch. Ein bläuliches Mal, an den Rändern gelbgrün, im Zentrum blaurot, von einem heftigen, versehentlichen Stoß oder einem geziel-ten Schlag. Hollerer wusste nicht weshalb, aber er tippte auf einen Schlag. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    Er reihte sich in den Halbkreis ein. Jetzt bemerkte er, dass der Mönch auf der linken Wange eine weitere Wunde hatte. Eine Platzwunde, die noch vor kurzem geblutet haben musste. Schorf hatte sich gebildet, der im

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