Dein fuer immer
Dann machte ich den Mund auf, aber Dante stand im nächsten Augenblick neben mir und legte mir die Hand über den Mund. »Ich weiß, es ist ätzend, aber könntest du mir meinen Job nur dieses eine Mal etwas leichter machen ?«, murmelte er mir ins Ohr und suchte dabei mit offensichtlichem Unbehagen die Schatten um uns herum ab, auch wenn ich mir absolut sicher war, dass wir allein waren. Ich war erst seit vierundzwanzig Stunden eine reinrassige Nephilim, aber ich vertraute meinem neuen, schärferen sechsten Sinn. Wenn hier irgendwelche Lauscher herumlungerten, würde ich es bemerken.
»Hör mal, ich weiß, ich habe heute Morgen so dahingesagt, dass sich die Nephilim eben damit abfinden müssen, dass ich mit einem gefallenen Engel zusammen bin«, sagte ich, als er seine Hand wegnahm, »aber da habe ich nicht nachgedacht. Ich war wütend. Ich habe mir die Sache heute den ganzen Tag lang überlegt. Ich habe auch mit Patch gesprochen. Wir passen auf, Dante. Wir sind wirklich vorsichtig.«
»Schön zu wissen. Aber du musst trotzdem noch was für mich tun.«
»Und das wäre ?«
»Mit einem Nephilim ausgehen. Mit Scott Parnell.«
Scott war der erste Nephilim, mit dem ich je befreundet gewesen war. Damals war ich fünf gewesen und hatte nichts von seiner wahren Abstammung geahnt, aber in den letzten Monaten hatte er erst die Rolle meines Peinigers, dann meines Spießgesellen und schließlich meines Freundes übernommen. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander. Allerdings ebenso wenig romantische Gefühle füreinander.
Ich lachte. »Du machst mich fertig, Dante.«
»Es wäre doch nur zum Schein, nicht in echt«, erklärte er. »Nur bis unsere Rasse mit dir warm geworden ist. Du bist erst seit einem Tag Nephilim. Keiner kennt dich. Die Leute brauchen einen Grund, um dich zu mögen. Sie müssen dir vertrauen können. Mit einem Nephilim auszugehen wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.«
»Ich kann nicht mit Scott ausgehen«, erklärte ich Dante. »Vee mag ihn.«
Dass Vee bislang kein Glück in der Liebe gehabt hatte, war noch vorsichtig ausgedrückt. In den letzten sechs Monaten hatte sie sich erst in einen narzisstischen Räuber und dann in einen hinterlistigen Schleimscheißer verliebt. Kein Wunder, dass beide Beziehungen sie ihre Instinkte in der Liebe ernsthaft anzweifeln ließen. In letzter Zeit hatte sie sich standhaft geweigert, Vertreter des anderen Geschlechts auch nur anzulächeln … bis Scott des Weges kam. Gestern Abend, nur Stunden bevor mein biologischer Vater mich in eine reinblütige Nephilim verwandelt hatte, waren Vee und ich ins Devil’s Handbag gegangen, um Scott in seiner neuen Band »Serpentine« Bass spielen zu sehen, und seitdem hatte sie nicht mehr aufgehört, über ihn zu reden. Jetzt daherzukommen und ihr Scott wegzunehmen, und sei es auch nur zum Schein, wäre wirklich ein Schlag unter die Gürtellinie.
»Es wäre doch nur gespielt«, wiederholte Dante, als würde das alles ändern.
»Würde Vee das denn wissen ?«
»Nicht wirklich. Du und Scott, ihr müsstet schon überzeugend wirken. Ein Leck würde das Ganze gefährden, also sollte die Wahrheit lieber unter uns bleiben.«
Was bedeutete, dass Scott ebenfalls ein Opfer des Betruges wäre. Ich stemmte die Hände in die Hüften, um entschiedener zu wirken. »Dann wirst du wohl jemand anders auftreiben müssen.« Ich war nicht gerade begeistert von der Idee, so zu tun, als hätte ich was mit einem Nephilim, nur um den Grad meiner Beliebtheit zu steigern. Nein, das Ganze roch jetzt schon nach einer geplanten Katastrophe, aber im Augenblick wollte ich die Sache einfach nur hinter mich bringen. Wenn Dante meinte, ein Nephilim-Freund würde meinen Ruf verbessern, in Ordnung. Es wäre ja nicht echt. Natürlich würde Patch auch nicht gerade begeistert sein … aber immer eins nach dem anderen.
Dante presste die Lippen zusammen und schloss kurz die Augen. Ein Gesichtsausdruck, den ich im Lauf des heutigen Tages schon ziemlich oft gesehen hatte.
»Er muss bei den Nephilim hoch angesehen sein«, sagte Dante schließlich nachdenklich. »Jemand, den die Nephilim bewundern, so dass sie die Sache gutheißen würden.«
Ich machte eine ungeduldige Handbewegung. »Prima. Nimm einfach nur einen anderen als Scott.«
»Mich.«
Ich blinzelte. »Entschuldigung, was ? Dich ?« Ich war zu verblüfft, um in Gelächter auszubrechen.
»Warum nicht ?«, fragte Dante.
»Willst du wirklich, dass ich anfange, Gründe aufzuzählen ? Das dauert
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