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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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Halbmondstadt genannt worden und ich hatte das Symbol schon vor langer Zeit übernommen, weil es mich an meine Mutter erinnerte. Und an den Ort, an dem ich geboren worden war.
    Ich hielt Dub den Ring hin und versuchte krampfhaft, ihn nicht angewidert fallen zu lassen. »Danke, dass du an mich gedacht hast, aber etwas von einem Toten zu tragen, kommt für mich nicht infrage.«
    »Sagt das Mädchen, das Alice Cromleys Zehenknochen eingeatmet hat«, murmelte Henri mit vollem Mund.
    Ich bedachte ihn mit einem spöttischen Grinsen. »Es war nur ein ganz kleines bisschen zermahlener Knochen. Schließlich hab ich mir ja nicht den kompletten Zeh reingezogen.« Als ich den Blick abwandte, fiel mir auf, dass Sebastian leicht lächelte. Er schüttelte den Kopf über Henri und aß dann weiter.
    »Nur die Ruhe. Der Ring ist aus einem Haus am Audubon Place«, klärte Dub mich auf. »Dem großen weißen Kasten an der Ecke.«
    »Er hat ihn gefunden, als er mir geholfen hat, die Ratten und Schlangen aus dem Haus zu holen«, fügte Henri hinzu. »Einige Novem-Familien ziehen wieder in diese riesigen Anwesen. Ich glaube, sie haben früher schon mal dort gelebt. Ihr werdet schon sehen, in den GD kommen sie als Nächstes, und dann sind wir angeschmiert und müssen in den Ruinen leben.« Darauf folgte ein Schwall von Worten, die ich für Flüche auf Französisch hielt.
    Ich ließ den Ring auf meiner offenen Handfläche herumrollen. Er war schwer, aus Silber, mit einem Halbmond, der aus irgendeinem blassblauen Stein bestand. »Er gefällt mir. Danke, Dub.« Der Ring passte an den Mittelfinger meiner linken Hand. Ich ließ ihn dort und leerte meine Schale.
    Henri sah Dub scharf an. Seine Augen, die haselnussbraun mit einem Stich ins Gelbe waren, blitzten. »Wir sollten doch nichts mitnehmen. An deiner Stelle würde ich hoffen, dass die Novem keine Unterlagen darüber haben, was sich in diesem Safe im Wandschrank befunden hat, sonst bin ich arbeitslos. Und wenn ich arbeitslos bin« – er zeigte mit dem Löffel auf Dub –, »werden du und ich mal ein ernstes Wörtchen miteinander reden.«
    Dub verdrehte die Augen, gab ein ungläubiges Schnauben von sich und schnappte sich eine Schale.
    Am Anfang war ich nicht gerade begeistert davon gewesen, wie Henri alle herumkommandierte, aber nachdem ich mich einmal an seine ruppige Art gewöhnt hatte, musste ich feststellen, dass er ganz in Ordnung war. Er könnte sich ruhig mal rasieren und die Haare schneiden lassen, dachte ich. Aber seine Augen… so scharf und fesselnd wie die eines Raubtiers.
    »Das schmeckt gar nicht so schlecht, Henri«, murmelte Crank mit einem Mund voll Reis und Bohnen.
    »Warte, bis du siehst, was ich für ein Chaos in der Küche hinterlassen habe.« Henri legte die Füße auf die Ecke des Couchtisches und sah verdammt zufrieden mit sich aus. »Ich koche. Die Kleinen machen sauber.«
    Dubs kniff die Augen zusammen, als er den Löffel in seine Schale fallen ließ und ausgesprochen verärgert aussah. »Das ist doch Scheiße, Henri. Du brauchst doch nicht jedes Mal so einen Saustall zu hinterlassen. Das machst du doch mit Absicht!« Er ließ sich in den Sessel zurückfallen und zog dabei seine Schale mit.
    »Als ob ich das nicht schon längst wüsste«, murmelte Crank.
    Henri lachte vor sich hin und aß noch einen Löffel von seinem Essen – er freute sich, dass er die Jüngeren ärgern konnte, in bester Großer-Bruder-Manier.
    Nach dem Essen half ich, das Durcheinander in der Küche zu beseitigen. Dub und Crank plapperten pausenlos miteinander, während Sebastian und ich schweigend vor uns hin arbeiteten. Gelegentlich lächelte er über etwas, das sie sagten, oder schüttelte den Kopf. Seine Laune war so gut wie schon lange nicht mehr. Seit Violet verschwunden war …
    Als die Küche wieder sauber aussah, ging ich nach oben in mein Zimmer, in dem bereits ein kleines Feuer im Marmorkamin brannte.
    Vermutlich war das Dub, dachte ich, während ich zuerst meine Waffen und dann meine Kleidung ablegte.
    Die alten Herrenhäuser in New 2 hatten einen großen Vorteil: Jedes Schlafzimmer hatte ein eigenes Bad. Zwar trank niemand das Wasser, ohne es vorher abzukochen, aber wir konnten duschen und die Toilette benutzen. Die Wasserversorgung funktionierte, und solange die Leitungen im Haus in Ordnung waren, gab es fließendes Wasser.
    Beim Duschen fielen mir ein paar blaue Flecken auf, die ich wohl Bran zu verdanken hatte. Anschließend zog ich meine Pyjamahose und ein T-Shirt an. Nachdem

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