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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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nasse Zeug auszieht. Er kehrt in die Küche zurück, um eine Decke aus dem Wäschetrockner zu holen. Breitet sie über sie. Drückt ihr einen Kuss auf die Wange und flüstert ihr »Ich liebe dich« ins Ohr. Glaubt, ein ganz winziges Lächeln zu sehen.
    Sein Telefon klingelt wieder. Roisin schlägt bei dem plötzlichen Geräusch die Augen auf, und er winkt ihr hektisch zu, dass es nichts Wichtiges ist, springt aus dem Wohnzimmer und schließt die Tür hinter sich.
    »McAvoy.«
    »Detective Sergeant McAvoy?« Die Stimme klingt nasal. Jung.
    »Ja. Ist dort das Beschaffungsamt …?«
    »Sergeant McAvoy, mein Name ist Ed Cocker. Hätten Sie vielleicht Zeit, sich mit mir über ein oder zwei Dinge von sensibler politischer Natur zu unterhalten?«
    McAvoy läuft rot an. »Woher haben Sie …?«
    »Sergeant, wie ich höre, beschäftigen Sie sich mit Stadtrat Stephen/Steve Hepburn. Darf ich fragen, welcher Art Ihre Ermittlungen sind?«
    »Tut mir leid. Ich bin nicht ganz sicher …«
    »Eine Quelle im Rathaus hat mich informiert, dass seine Telefonnummer in Verbindung mit einem offenen Fall aufgetaucht ist. Ich interessiere mich ebenfalls für den Herrn Stadtrat. Vielleicht könnten wir unsere Informationen austauschen.«
    McAvoy ist einen Moment lang still. Fragt sich, auf was er sich da eingelassen hat, und noch wichtiger, was ihm noch zu tun übrigbleibt, falls er sich diese Gelegenheit entgehen lässt. »Vielleicht sollten wir das.«
    Sie treffen sich im Green Bricks , einem Pub, dem die smaragdfarbenen Kacheln der Fassade seinen Namen gegeben haben. Man hat von hier aus einen recht guten Blick auf die im Hafen vor sich hin dümpelnden Sportboote, und das Stadtzentrum von Hull liegt nur einen Katzensprung entfernt, jenseits der verstopften Hauptstraße. Eigentlich sollte hier reges Treiben herrschen, trotz des heutigen Sturms. Stattdessen kommt man sich vor wie in einem offenen Grab. McAvoy kennt alte Schwarzweißfotos, die die Gegend in ihrer Blütezeit zeigen. Der Gemüsemarkt mit seinem Trubel, den Fuhrwerken und Waggons, den kettenrauchenden Männern in schmutzigen Jeans und Overalls, den unter den Wagenrädern und Gummistiefeln zerquetschten Clementinen und überreifen Bananen. Profitables Chaos. Handel. Leben.
    Er kennt auch Bilder vom nahe gelegenen Hafenviertel. Hat gelesen, wie das Wasser des Flusses, jetzt gezähmt von den Mauern der Marina, einst einfach in den offenen Mündungstrichter floss und für die Kapitäne der vielen kleinen Boote, die Passagiere und Waren nach New Holland am anderen Ufer transportierten, die Lebensgrundlage bildete. Zwei Minuten entfernt liegt der Victoria Pier, Hauptanlegestelle der Fähren nach Lincolnshire. McAvoy kennt die alten Geschichten. Hat sich an Erzählungen von Passagieren und Vieh ergötzt, die sich auf den engen Fahrzeugen den Platz streitig machten, von ungemütlichen Nächten auf den Sandbänken als Opfer trügerischer Gezeiten.
    Er starrt durchs Fenster. Versucht, es sich vorzustellen. Das Potential der Gegend zu erkennen. Neues Leben. An den meisten Läden hängen »Zu vermieten«-Schilder, oder sie beherbergen Friseursalons, in denen gelangweilte Angestellte in Magazinen blättern und sich die Nägel lackieren.
    Rechts von ihm, fast unsichtbar durch das staubige, regenverschmierte Glas, liegt das Heck des Spurn-Feuerschiffs wie ein schwarzer Fleck vor grauem Himmel. Es ist eines von Hulls auffälligsten Wahrzeichen, eine Verkörperung der Stadt und ihres Schicksals. Fünfzig Jahre lang lag es knapp acht Kilometer vor der Küste von East Yorkshire, ein schwimmender Leuchtturm, der jedes Jahr Tausenden von Schiffen als Orientierungspunkt diente, die in den Humber ein- oder ausdampften. Seine turmhohe Acetylenlampe war vor dem tintenschwarzen Hintergrund von Wasser und Himmel noch aus fünfzehn Kilometer Entfernung zu sehen. Mitte der siebziger Jahre wurde es ausgemustert, ungefähr zur gleichen Zeit, als man den Trawlerfischern sagte, sie könnten nach Hause gehen. Seitdem ist es ein schwimmendes Museum. Heute klettern nur noch Tagesausflügler und gelegentlich ein gelangweilter Einheimischer unter Deck und versuchen, sich vorzustellen, wie es wohl war, in dieser klaustrophobischen Enge zu leben und zu arbeiten. Schwarz und freudlos liegt das Feuerschiff am Rand der Marina. So wenig einladend wie zu seiner Glanzzeit.
    »Haben Sie etwas zu essen bestellt?«, fragt Ed Cocker, streckt ihm die Hand hin und versucht, nicht zusammenzuzucken, als McAvoy sie mit seiner

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