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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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großen Pranke ergreift.
    Der Mann, der sich auf seiner Visitenkarte als »politischer Berater« bezeichnet, ist so groß wie McAvoy, aber nur halb so schwer. Er ist dünn wie ein Skelett, mit hohlen Wangenknochen und eingesunkenen Augen. Seine Haut spannt sich so straff über seinem Schädel, dass McAvoy sich fragt, ob ein kleiner Schnitt beim Rasieren bis auf den Knochen geht. Sein dunkler, altmodischer Anzug schlabbert so um die Beine, dass man an einen Stelzenläufer denken muss. Er ist vielleicht fünfunddreißig, und sollte er gut verdienen, investiert er nichts davon in sein Erscheinungsbild.
    McAvoy schüttelt den Kopf. »Ich bleibe nicht lang.«
    Ed nickt. Nippt an seiner Flasche Lager. Beugt sich vor und nimmt einen Stapel Computerausdrucke vom Stuhl neben sich. »Sie waren mit einigen Fällen befasst, die viel Aufsehen erregt haben«, sagt er und blättert respektvoll die Seiten durch.
    »Was meinen Sie damit?«, fragt McAvoy errötend. Instinktiv presst er sich das kalte Colaglas an die Wange.
    Cocker übergeht die Frage. »Es gab eine Menge aufsehenerregende Fälle hier in Hull. Schlimme Sache das, letztes Jahr, mit dem armen Mädchen in der Kirche.«
    McAvoy merkt, dass sein Bein ruhelos zu wippen begonnen hat.
    »Und jetzt gibt es schon wieder Probleme, wie ich höre. Irgendeine Bande, die die Vietnamesen aus dem Geschäft drängen will? Mit denen ist nicht zu spaßen, oder? Verrückt. Was ist nur los mit dieser Stadt?«
    McAvoy atmet aus. Jetzt ist er auf sicherem Boden.
    »Darüber könnte man promovieren«, meint er. »Eine soziopolitische Doktorarbeit schreiben.«
    »Warum das hier so ein Dreckloch ist?«
    »Es ist kein Dreckloch«, sagt McAvoy, von seinen eigenen Worten überrascht. »Die Fischereiindustrie ist tot. Niemand hat Arbeit. Und im Krieg haben die Deutschen den Ort in Grund und Boden gebombt. Keine Investitionen. Kulturell gesehen ein historischer Mangel an guter Ausbildung. Und aus geographischer Perspektive betrachtet, das Gefühl der Isolation. Hier ist die letzte Haltestelle. Die Stadt hat mit mehr zu kämpfen als die meisten anderen. Das führt zu hohen Kriminalitätsraten …«
    Cocker scheint aufmerksam zuzuhören.
    McAvoy hält inne. Fragt sich, ob er lieber den Mund halten sollte. Wie soll er die Stadt einem Fremden erklären?
    Er wendet sich ab und starrt durch das schmutzige Fenster. Ein Pärchen im Teenageralter duckt sich gegen Wind und Regen und trottet mit verschränkten Armen und finster entschlossenen Mienen vorbei, die Bluejeans schwarz vom strömenden Regen. Sie halten nicht Händchen. Sprechen nicht miteinander. Arbeiten sich einfach in grimmigem, resigniertem Schweigen voran. McAvoy denkt, es würde Cockers Frage vielleicht besser beantworten, wenn er dem Mann aus dem Süden bedeutet, sich die beiden genau anzusehen.
    »Es könnte ganz anders sein«, sagt er und wendet sich wieder Cocker zu, »viel großartiger. Diese Stadt. Wie früher. Das wissen Sie. Größter Fischereihafen der Welt.«
    Cocker verzieht das Gesicht. »Ich bezweifle, dass der einfache Arbeiter dadurch zum Millionär wurde.«
    »Nein«, meint McAvoy nachdenklich. »Aber es war immerhin etwas. Etwas, an das man sich halten konnte. Eine Identität. Das ist es, was heute fehlt. Die Bedeutung.«
    »Irgendwelche Vorschläge?«, fragt Cocker lächelnd.
    »Das überlasse ich den Politikern«, meint McAvoy und wendet sich ab. »Ich muss einfach hoffen, dass Leute, die mehr verdienen als ich, auch mehr wissen.«
    Sie sehen sich in die Augen und lächeln, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
    »Wie auch immer«, sagt Cocker.
    »Stadtrat Hepburn«, souffliert McAvoy. »Sie haben ein Interesse an ihm?«
    »An ihm? Nicht besonders. Mit wem er befreundet ist? Ja, ziemlich.«
    McAvoy beschließt, nicht länger um den heißen Brei herumzureden.
    »Warum sind Sie hier, Mr Cocker? Was ist Ihr Job?«
    Cocker nickt, als würde er zu einer Entscheidung gelangen. Zuckt die Achseln. »Ihr neuer Boss. Peter Tressider. Vorsitzender der Polizeidirektion.«
    McAvoy bleibt stumm, wartet auf mehr.
    »Sie haben sicher von den Gerüchten gehört, dass die Partei große Stücke auf ihn hält. Er könnte für Höheres bestimmt sein.«
    »Sie meinen, er könnte bei den nächsten Parlamentswahlen antreten?«
    Cocker nickt. »Und wenn das gutgeht …«
    »Man hat Pläne mit ihm?«
    »Allerdings.«
    Sie beäugen sich schweigend und versuchen, einander einzuschätzen. McAvoy ergreift als Erster das Wort.
    »Und Sie überprüfen,

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