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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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umgenietet haben.«
    McAvoy weiß nicht recht, ob er stolz oder bescheiden sein soll. »Ich bin Polizist.«
    Ray sagt einen Moment lang gar nichts. Dann, als würde ihm etwas weh tun, fügt er hinzu: »Das haben Sie übrigens gut gemacht. Ihn umzunieten. Ich bin ausgerutscht. Der kleine Scheißer hat mich direkt am Kinn erwischt. Ich bin auf den Rippen gelandet. Tut höllisch weh …«
    McAvoy weiß, dass es die Stimmung verderben würde, wenn er etwas sagt, deshalb nickt er nur. »Was Neues von Pharaoh?«, bringt er heraus.
    »Morgen wieder im Dienst, sagt sie«, meint Ray, dem der Themenwechsel ganz recht ist. »Sie hätte das noch über Monate rauszögern können, die blöde Kuh. Muss anscheinend unbedingt kontrollieren, ob wir uns auch selbst die Ärsche wischen können.«
    McAvoy lässt den anderen Mann reden. Er fragt sich, was Pharaohs Rückkehr bedeutet. Er fürchtet, zu viel vermasselt zu haben, um mit einer bloßen Standpauke davonzukommen. Hofft, dass der Bericht von der Technik noch rechtzeitig eintrifft, damit er Gründe für die Notwendigkeit einer richtigen Mordermittlung vorlegen kann. Vielleicht sollte er einfach auch mal das tun, was man ihm sagt. Einen Augenblick lang wundert er sich, warum er sich nicht ebenso viel Mühe gibt, die beiden glatzköpfigen Schläger zu fassen, die die Vietnamesen aus dem Geschäft gedrängt und die Statistik der Gewaltkriminalität verdorben haben.
    »Viel Spaß beim Spiel, Sir«, sagt McAvoy. »Ich hoffe, Sie gewinnen.«
    »Viel Spaß bei was immer Sie gerade machen«, erwidert Ray und legt auf.
    McAvoy starrt noch ein paar Sekunden länger in Giuseppes Augen. Schüttelt seine Ängste ab. Ruft bei der Technik an und lässt sich Dan geben.
    »Sergeant«, meldet sich der junge Mann. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ich hatte gehofft, heute früh Ihren Bericht zu bekommen«, sagt McAvoy. »Superintendent Pharaoh hat ausdrücklich betont, wie dringend die Sache ist.«
    »Ich weiß«, sagt Dan. »Ich war bis drei Uhr morgens an der Arbeit. Die Dame ist eine durchgemachte Nacht wert, finden Sie nicht? Deshalb habe ich den Bericht auch direkt an sie geschickt.«
    McAvoy schließt die Augen. »Sie haben ihn an Superintendent Pharaoh weitergeleitet?«
    »Ja. Und?«
    »Ich sagte, er soll an mich gehen. An mich!« Er klingt genervt. Kindisch.
    »Macht das einen Unterschied? Ich wollte ihr nur zeigen, wie viel Mühe wir uns gegeben haben …«
    Die Türklingel entbindet McAvoy einer Antwort. Er hält das Telefon vom Ohr weg und lauscht der gemurmelten Unterhaltung im Erdgeschoss. Einen Moment darauf hört er Schritte auf der Treppe.
    »Ich rufe später zurück«, sagt er ins Telefon.
    Er blickt auf, als die Tür sich öffnet, und will seiner Frau zulächeln. Seine Miene erstarrt, und jegliche Farbe rutscht unterhalb des Hemdkragens.
    In der Tür zu seinem Schlafzimmer steht, den Hals mit Gaze umwickelt, die Hände bandagiert, in Jeans, einer zu engen Weste und Lederjacke, Trish Pharaoh. Sie hat die Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hochgezogen.
    »Chefin, ich …«
    Plötzlich fällt ihm auf, dass er bloß Shorts anhat. Einen Laptop auf den Knien balanciert. Er klappt ihn zu wie ein schuldbewusster Teenager, den man beim Pornogucken erwischt hat.
    Pharaoh hält eine Faust voller Computerausdrucke in die Höhe.
    »Zeit für ein Schwätzchen?«, meint sie.
    Ihre Stimme könnte Stahl zerschneiden.
    »Ihre bessere Hälfte ist ja eine wahre Schönheit«, sagt Pharaoh, an die Wand des Schlafzimmers gelehnt. Sie macht keinen Versuch, wegzusehen, während McAvoy ein Kapuzenshirt überzieht und sich die Haare mit der Handfläche glättet. »Ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte.«
    McAvoy fragt sich, was seine Frau wohl von seiner Chefin hält. Und was sie noch von ihm halten wird, wenn die Chefin wieder weg ist.
    »Danke«, sagt er unkonzentriert. Er macht eine fahrige Geste in Richtung ihrer Verletzungen. »Wie fühlen Sie sich?«
    Pharaohs Miene ändert sich nicht. Sie mustert ihn weiter mit großäugiger Distanziertheit. »Wund. Das ist so, wenn man von Rottweilern gebissen wird.«
    »Ich wollte, ich wäre dabei gewesen …«
    »Das weiß ich.«
    McAvoy hält inne. Begegnet ihrem Blick. »Ich habe mir Sorgen gemacht«, sagt er.
    Pharaoh lässt sich ein wenig erweichen. Einen Moment lang ist sie die geduldige Mutter, die von einem unartigen Kind ein Dankeschön-Bild an den Kühlschrank gepinnt vorfindet. »Daniells hat sich gut gehalten. Trat einem von den Biestern in die

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