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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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schält die Finger der linken von ihrem Hals und drückt die Hand wieder an die Seite. Was sollte ich tun?«
    Schweigen.
    Ein Mädchen in der ersten Reihe hebt nervös den Arm. Sie hat kurze rotblonde Haare, die sich federngleich um ihren glatten Nacken schmiegen. »Eine detaillierte Krankengeschichte aufnehmen?«
    »Das ist bereits geschehen. Sie hat keine Vorgeschichte psychischer Erkrankungen.«
    Eine weitere Hand geht hoch. »Es ist ein Fall von selbstverletzendem Verhalten.«
    »Offensichtlich, aber sie erwürgt sich nicht freiwillig. Es geschieht ungewollt. Ist beunruhigend. Sie sucht Hilfe.«
    Ein Mädchen mit dick getuschten Wimpern streicht mit einer Hand ihre Haare hinters Ohr. »Vielleicht hat sie Suizidneigungen.«
    »Ihre linke Hand ja. Ihre rechte Hand ist aber offensichtlich
anderer Ansicht. Es ist wie in einem Monty-Python-Sketch. Manchmal muss sie sich auf ihre linke Hand setzen, um sie unter Kontrolle zu halten.«
    »Ist sie depressiv?«, fragt ein Junge mit Zigeunerohrring und Gel im Haar.
    »Nein. Sie hat Angst, aber sie kann auch den komischen Aspekt ihrer Lage erkennen. Es kommt ihr lächerlich vor. Trotzdem erwägt sie in ihren schlimmsten Momenten eine Amputation. Was, wenn ihre linke Hand sie in der Nacht erwürgt, während ihre rechte Hand schläft?«
    »Ein Hirnschaden?«
    »Es gibt keine erkennbaren neurologischen Defekte - keine Lähmung oder übertriebene Reflexe.«
    Die Stille dehnt sich und steigt über unseren Köpfen auf, wo sie sich wie Spinnwebenfäden in der warmen Luft bewegt.
    Eine Stimme aus der Dunkelheit füllt das Vakuum. »Sie hatte einen Schlaganfall.«
    Ich erkenne die Stimme. Bruno macht an meinem ersten Tag einen kleinen Kontrollbesuch. Ich kann sein Gesicht in der Dunkelheit nicht sehen, aber ich weiß, dass er lächelt.
    »Geben Sie diesem Mann eine Zigarre«, erkläre ich.
    Das eifrige Mädchen in der ersten Reihe schmollt. »Aber Sie haben gesagt, es läge kein Hirnschaden vor.«
    »Ich sagte, es gäbe keine erkennbaren neurologischen Defekte. Diese Frau hat einen leichten Schlaganfall in der rechten Gehirnhälfte erlitten, in einem Bereich, der für die Emotionen zuständig ist. Normalerweise kommunizieren unsere beiden Gehirnhälften miteinander und kommen zu einer Übereinkunft, was jedoch in diesem Fall nicht geschah. So musste ihr Gehirn einen dauernden physischen Kampf unter Benutzung der beiden Körperhälften ausfechten.
    Dieser Fall ist fünfzig Jahre alt und einer der berühmtesten der Hirnforschung. Mit seiner Hilfe entwickelte ein Neurologe namens Dr. Kurt Goldstein eine der ersten Theorien über das geteilte Hirn.«

    Mein linker Arm zittert erneut, aber diesmal ist das Zittern eigenartig beruhigend.
    »Vergessen Sie alles, was man Ihnen über Psychologie erzählt hat. Sie werden dadurch nicht zu einem besseren Pokerspieler, und sie hilft Ihnen auch nicht, Mädchen anzumachen oder sie besser zu verstehen. Ich lebe mit dreien zusammen, und sie sind mir alle ein vollständiges Rätsel.
    Es geht nicht um Traumdeutung, ESP, multiple Persönlichkeiten, Gedankenlesen, Rohrschach-Tests, Phobien, wiedergefundene Erinnerungen oder Verdrängung. Und am allerwichtigsten - es geht nicht darum, besser mit sich selbst in Kontakt zu kommen. Falls das Ihr Ehrgeiz ist, schlage ich vor, Sie kaufen sich einen Playboy und suchen sich ein stilles Eckchen.«
    Hier und da erhebt sich schnaubendes Gelächter.
    »Ich kenne noch niemanden von Ihnen, aber ich weiß schon einiges über Sie. Einige von Ihnen möchten aus der Menge hervorstechen, andere lieber darin verschwinden. Möglicherweise sichten Sie die Kleider, die Ihre Mutter für Sie eingepackt hat, und planen gleich morgen einen Ausflug zu H&M, wo sie sich maschinell zerknitterte Klamotten kaufen, die Ihre Individualität ausdrücken, indem sie Sie so aussehen lassen wie alle anderen auf dem Campus.
    Andere fragen sich vielleicht, ob man von einem einzigen Besäufnis schon einen Leberschaden davontragen kann, oder spekulieren darüber, wer heute früh um drei Uhr im Studentenwohnheim den Feueralarm ausgelöst hat. Sie wollen wissen, ob ich streng zensiere oder Ihnen für Referate eine Fristverlängerung gebe. Möglicherweise überlegt die eine oder der andere auch, ob er nicht besser Politik statt Psychologie gewählt hätte. Bleiben Sie dabei, dann bekommen Sie ein paar Antworten - heute jedoch nicht mehr.«
    Ich stolpere leicht, als ich zur Bühnenmitte gehe.
    »Ich werde Sie mit einem Gedanken allein lassen. Ein

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