Deine Kinder sind Deine Schuld
nicht immer, aber ziemlich oft. Zumindest hast Du bestimmt oft diesen Eindruck. Das ist in Ordnung, denn manchmal sind sie ja auch wirklich Idioten. Warum? Weil Du sie verrückt machst. Ja, Du machst Deine Familie total verrückt. So viel Macht hast Du über sie! Deine Energie ist ein mächtiges Instrument, das Dir zu Gebote steht und das Du vorsichtig einsetzen solltest.
Sie haben vielleicht nicht alle Fähigkeiten, die sie brauchen, um Dich gut zu erziehen. Wenn Du ihnen vorwirfst, „Ihr versteht mich ja gar nicht“, hast Du recht. Manchmal kapieren sie wirklich wenig. Denn alles ist heute so anders, als es war, als sie noch jung waren. Andererseits haben sich viele Dinge gar nicht so sehr geändert, wie Du vielleicht denkst. Manchmal verstehen sie auch sehr gut, was Du gerade durchmachst, denn sie waren auch mal da, wo Du jetzt bist und sie wollen nicht, dass Du denselben Weg nimmst wie sie damals.
Weißt Du, Deine Eltern machen das Beste aus dem, was sie haben. Sie konnten nicht alles, was sie in Sachen Erziehung wissen mussten, von ihren eigenen Eltern lernen und deshalb hatten sie kein direktes Vorbild, das sie kopieren und von dem sie lernen konnten. Sie strampeln sich ganz schön einen ab, um das mit dem Elternsein richtig zu machen. Sie sind frustriert, verwirrt und haben total Angst, dass sie alles verkehrt machen und aus Dir nichts Vernünftiges wird. Sie haben Angst, Du könntest etwas tun, das Dich für den Rest Deines Lebens schädigt. Sie haben Angst, dass Du Dich betrinkst und das Auto an die Wand setzt und dann entweder stirbst oder jemand anderen verletzt oder umbringst. Sie haben Angst, dass Du rauschgiftsüchtig wirst und von dem Zeug nicht mehr loskommst. Sie haben Angst, dass Deine Freunde Dich überreden könnten, Dinge zu tun, die, wie Du weißt, nicht legal sind und dass Du womöglich im Gefängnis landest. Sie haben Angst, Du könntest schwanger werden oder ein Mädchen könnte von Dir schwanger werden. Sie haben Angst, dass Deine Noten bei der Abschlussprüfung nicht gut genug sind, damit Du studieren kannst. Sie machen sich Sorgen, ob sie das Geld für Dein Studium aufbringen werden. Sie sorgen sich ständig um Dich – Tag für Tag und jede Minute.
Die Angst, die sie Deinetwegen ausstehen, zeigt sich auf unterschiedliche Art und Weise. Manchmal neigen sie dazu, Dich zu sehr zu behüten. Dann merken sie selbst, dass sie jetzt zu fürsorglich und ängstlich sind, treten ein paar Schritte zurück und geben Dir mehr Freiraum. Sie brüllen Dich an. Sie weinen. Dann wieder machen sie einen auf besten Freund. Sie wissen nicht genau, was sie tun sollen, also versuchen sie schließlich alles durcheinander und hoffen, dass eins davon bei Dir anschlägt.
Ich weiß, das macht Dich verrückt. Das kann ich sehr gut verstehen. Aber Du solltest auch was verstehen, nämlich dies: All ihr Nachfragen, Nerven, Meckern, Motzen, Stressen und Jammern fällt unter eine große Überschrift: LIEBE. Ich weiß, es klingt nicht immer danach, es fühlt sich auch nicht so an, aber das steht dahinter. Deine Eltern wollen nur Dein Bestes, aber sieh der Wahrheit mal ins Auge – Du hast keinen Bock, ihnen zuzuhören. Du schreist zurück oder sagst ihnen, dass sie Dich sowieso nicht verstehen oder Du ignorierst sie vollständig, deshalb schreien und nerven sie auch so, um Deine Aufmerksamkeit zu erregen. Vergib ihnen und mach Dir klar, dass der Grund für ihr Verhalten ihre Liebe zu Dir ist. Schüttle den Kopf und rolle die Augen (aber lieber dann, wenn sie’s gerade nicht sehen) und versuche, in Deinen Kopf und in Dein Herz reinzukriegen, dass es ja nur ihre ungeschickten Versuche sind, Dir zu sagen, dass sie Dich lieb haben.
Sprich mit Deiner Familie. Sag ihr, wohin Du gehen willst. Sag ihr, mit wem Du zusammen bist. Bitte Deine Freunde vorbeizukommen, damit Deine Eltern sie ein bisschen kennenlernen können. Tu das, was Du angekündigt hast. Sag ihnen die Wahrheit, auch dann, wenn Du genau weißt, dass sie sie nicht gern hören werden. Stell ihnen Fragen – besonders auch unbequeme Fragen. Sprich mit ihnen über Deine Ängste und Träume, Deine Wünsche und Pläne. Nur die wenigsten Probleme sind wirklich so schlimm, dass ein gutes, offenes Gespräch Dir auch nicht mehr weiterhilft. Schließ sie nicht aus Deinem Leben aus. Lass sie ein bisschen an Deinem Leben teilhaben. Glaub mir, sie würden sich ehrlich darüber freuen. Tu das Deine dazu, damit es wirklich passiert.
Sei nicht so blöd und kurzsichtig, die
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