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Deine Kinder sind Deine Schuld

Deine Kinder sind Deine Schuld

Titel: Deine Kinder sind Deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Winget
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stolz präsentieren und einen perfekten 21-Schuss-Salut präsentieren. In der Nacht zuvor hatte ich stundenlang meine Stiefel poliert. Ich hatte sie mit wassergetränkten Baumwollbäuschen eingerieben, bis sie so blank waren, dass ich mein Gesicht darin sehen konnte. Zur Reinigung meiner Uniform hatte ich zwei Büchsen Wäschestärke verbraucht, bis das Ding sozusagen stand! Kurzum, die Zeremonie war für mich das größte Ereignis in meiner bisherigen militärischen Laufbahn. Nervös war ich aber nicht mehr. Wir hatten so lange geübt, bis es nicht mehr aufregend war, bis es jedem von uns in Fleisch und Blut übergegangen war. Wir hatten sogar geübt, was zu tun war, falls eine der sieben Kanonen nicht losging. Es waren Kanonen aus der Vietnam-Ära, die für Salutschüsse wie diese umgebaut worden waren. Manchmal brach der Schlagbolzen, und das Ding ging nicht los. Manchmal, wenn der Mann an der Abzugsleine nicht fest genug zog, ging die Kanone ebenfalls nicht los. Wenn Dein Staffelführer Dir das Zeichen gab, Deine Kanone aber nicht losging, kreuzte er die Arme und senkte den Kopf, als Signal für die übrigen Kanonen, seine Crew auszulassen. Es war ganz schön peinlich, wenn einem das passierte. Dann machten sich alle anderen Kerle an der Abzugsleine über einen lustig und lachten einen aus. Man war froh, wenn einem diese Schmach erspart blieb.
    Am Morgen der Zeremonie sah ich tadellos aus, wie einer von den Soldaten auf den Werbeplakaten der Army. Als wir zum Paradeplatz kamen, wo die Zeremonie stattfinden sollte, konnte ich kaum fassen, wie viele Zuschauer da standen. Auf den Tribünenplätzen saßen mindestens vier- oder fünfhundert Leute. Da standen unsere Kanonen, säuberlich mit der Schnur aufgereiht. Man befahl uns, unsere Plätze einzunehmen. Die Nationalhymne erklang, und wir alle salutierten so zackig wie nur möglich, die Hand am Mützenschirm. Dann kam der 21-Schuss-Salut. Wir erhielten den Befehl, an unsere Position zu gehen und uns bereit zu halten. Ich starrte wie gebannt auf meinen Staffelführer und wartete darauf, dass er die Hand senkte. Als die Hand sich senkte, war alles wie in Zeitlupe. Ich zog an der Abzugsleine, aber nichts geschah. Das Schlimmste war, zu sehen, wie mein Staffelführer die Arme kreuzte und den Kopf senkte. Ich stand nur noch da, als ob nichts mehr ginge. Alle anderen Kanonen-Crews machten unbeirrt weiter, niemand im Publikum merkte den Unterschied. Während die übrigen Kanonen losgingen, überlegte ich fieberhaft, was da wohl falsch gelaufen war. Ich hatte doch den Verschluss geprüft, wie wir es immer vor einer Feier taten. Der Schlagbolzen war nicht gebrochen, alles war gut geölt, eigentlich hätte alles wie am Schnürchen klappen müssen. Ich war derjenige, der es vermasselt hatte. Ich hatte wohl nicht kräftig genug an der Abzugsleine gezogen. Ich fühlte mich entsetzlich mies. Als die Zeremonie vorbei war, sagte mir mein Staffelführer, der Kommandant wolle uns sprechen. Der Kommandant fragte mich, was denn losgewesen sei. Ich sagte, ich hätte wohl die Abzugsleine nicht kräftig genug gezogen. Der Kommandant fragte mich, ob ich vor der Zeremonie auch geprüft hätte, ob die Kanone funktionstüchtig war, was ich bejahte. Er fragte mich, ob es sein könne, dass der Schlagbolzen gebrochen war. Ach, dachte ich verzweifelt, wär’s das nur gewesen! Dann wäre das Ganze wenigstens nicht meine Schuld! Er hätte den anderen Crews einfach gesagt, der Bolzen sei gebrochen, und der Fall wäre erledigt gewesen. Aber leider war dem nicht so. Ich wusste, ich hatte versagt. Ich behaupte jetzt nicht, ich hätte damals die Stimme meines Vaters gehört, der mir zurief: „Gib einfach zu, dass Du versagt hast, mein Junge.“ Ich brauchte seine Stimme nicht zu hören, ich wusste es auch so, denn ich war so erzogen. Immer hatte ich meine Fehler zugegeben.
    Also sagte ich dem Kommandeur noch einmal, dass ich der Schuldige war und die Kanone gut funktionierte. Der Kommandeur befahl meinem Staffelführer und meinem Lader, den Verschluss auseinanderzunehmen und zu prüfen. Ich sagte ihm, das bringe nichts, ich sei der Schuldige. Er ließ mich so lange warten, bis der Verschluss geprüft war. Sie war in Ordnung, wie ich es mir schon gedacht hatte. Der Kommandeur befahl mir aufzustehen, abschließend sprach er noch mit meinem Staffelführer. Der Zwischenfall wurde mit keinem Wort mehr erwähnt. Zwei Wochen darauf wurde ich zum Obergefreiten befördert. Man sieht: Es zahlt sich aus, die

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