Deine Kinder sind Deine Schuld

Verantwortung zu übernehmen.
    Patrick Winget, Mode-Designer aus Los Angeles, Kalifornien
    Mein Vater hat mich gebeten, zu beschreiben, wie er mich in meinem Leben beeinflusst hat. Ich könnte ganze Bände darüber schreiben, aber das hebe ich mir für meinen eigenen Bestseller auf, falls der eines Tages erscheinen sollte. Wie Sie sich sicher vorstellen können, ist es nicht so einfach, einen Finanzberater, Lebensberater, Selbsthilfe-Guru und Motivationsredner zum Vater zu haben, aber seine Ratschläge haben mir mehr als einmal sehr geholfen.
    Schon als Kind und als Jugendlicher sah ich: Mein Vater gibt niemals auf. Wenn das Leben ihm schlechte Karten in die Hand gab, war er trotzdem immer hartnäckig und kreativ genug, das Beste daraus zu machen. Ich habe nie gehört, dass er sich über irgendetwas beklagt hat. Als Kind wusste ich nicht einmal, dass wir pleite waren und dass er bankrott gegangen war, erst als ich älter war und er es uns eines Tages erklärte. Ich habe gesehen, wie er die schlechten Zeiten durchstand, und das hat mir dabei geholfen, meinen Alltag mit all den Problemen ebenfalls durchzustehen.
    Als ich 20 Jahre alt war, wollte ich mich selbständig machen. Ich wusste alles über die Modebranche und wollte sie im Sturm erobern. Die kleine Firma, die ich gründete, war auf Anhieb erfolgreich, aber als sie wuchs und wuchs, wusste ich nicht, wie ich damit umgehen und in den nächsthöheren Gang schalten sollte. Alles, was ich tun wollte, war, gute Kleidung zu designen und zu produzieren. Als mir das Ganze über den Kopf wuchs und ich aufgeben und die Firma dicht machen wollte, sagte mein Dad: „Lass nicht locker, beiß Dich durch und Du wirst sehen, Du schaffst es.“ Damals dachte ich, dieser Optimismus wäre nur so eine Art Berufskrankheit von ihm, aber später stellte sich heraus, dass er recht gehabt hatte. Vor jeder Modenschau, in der ich meine Sachen vorstellen wollte, rief ich meinen Vater an und sagte ihm, ich sähe keine Möglichkeit, die ganzen Modelle noch rechtzeitig zur Show fertig zu bekommen. Er lachte dann immer und sagte: „Das sagst Du jedes Mal, und jedes Mal klappt es dann doch noch; und jetzt sei still und geh wieder an die Arbeit!“ Ich hörte das gar nicht gern, aber er hatte recht – jedes Mal schaffte ich es doch noch irgendwie auf den letzten Drücker, alle Modelle zur Messe fertig zu bekommen. Mein Vater hat mir beigebracht, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als Erfolg zu haben. Vielleicht stellte sich nicht immer sofort finanzieller Erfolg ein, aber ich war immer rechtzeitig mit meiner fertigen Kollektion vor Ort und das war Beweis genug dafür, dass ich es schaffte, egal welche Widerstände ich dabei zu überwinden hatte. Mein Dad brachte mir bei, dass Klein-Beigeben keine ernst zu nehmende Möglichkeit ist und dass man alles nur Erdenkliche tun muss, um ins Ziel zu kommen. Ich lebe bis heute nach dieser Philosophie, bin aber noch nicht über die Ziellinie gekommen.
    Inzwischen bin ich weiter gereift und meine kleine Firma ist Geschichte ; aber ich gehe immer noch das Extra-Stückchen weiter, um dafür zu sorgen, dass ich immer zu Ende bringe, was ich angefangen habe, egal wie schwer es ist und wie gerne ich manchmal lieber aufgeben möchte.
    Die Lektion mit dem Hundekuchen
    Ich habe diese Geschichte schon in meinem ersten Buch Halt den Mund, hör auf zu heulen und lebe endlich! erzählt. Ich bekomme deswegen immer zahlreiche Leser-Kommentare; deshalb will ich sie hier noch mal erzählen. Ich persönlich betrachte sie als einen meiner besseren Momente als Vater.
    Meine Jungs und ich, wir spielten oft ein Spiel namens „Was würdest du für wie viel Geld tun?“ Das Spiel beruhte auf so dummen Sachen, wie: „Wie viel Geld müsste man Dir bieten, damit Du einen Wurm isst? Oder damit Du einem lebenden Huhn den Kopf abbeißt? “ Ich weiß, das klingt ganz schön grob, aber hey, wir sind Jungs. Es war nur ein harmloser Spaß, über den wir lachten und den wir dazu verwendeten, den anderen eine Nasenlänge voraus zu sein, während wir gegenseitig unsere Ekelgrenzen testen konnten. Übrigens war mein Preis immer viel niedriger als ihrer. Ich weiß, wie schwer es ist, Geld zu verdienen, und einen Wurm zu essen oder einem Huhn den Kopf abzubeißen kommt mir lange nicht so schwierig vor, wie für dasselbe Geld hart schuften zu müssen.
    Eines Tages, als meine Söhne ungefähr fünf und neun Jahre alt waren, gingen wir mal wieder mit unseren beiden Hunden spazieren. Ich