Deine Küsse - heißer als Feuer
hochgelegt und den Blick durch die Weiden auf den Fluss genossen.
Ständig kam jemand vorbei, um nach ihr zu schauen, sodass keine Langeweile aufkommen konnte. Kurz nachdem Melissa das Haus verlassen hatte, kam Guy durch die Hintertür hinein. „Wie geht es deinem Knöchel?“
„Schon sehr viel besser.“ Avery wandte den Kopf, um ihn zu begrüßen. In seiner schwarzen Hose und dem weiß-schwarzen Hemd wirkte er sehr sportlich und doch elegant. Man sah ihm an, dass er einige Zeit in Frankreich verbracht hatte. Himmel, wann würde sie sich endlich abgewöhnen, ihn immer wie ein liebeskranker Teenager anzustarren?
Als er sich vor ihr hinhockte, um den Knöchel zu untersuchen, spürte sie seinen warmen Atem auf der Haut. „Sieht nicht mehr geschwollen aus.“
„Nur noch ein paar Blutergüsse.“
Er lachte. „Die werden sicher noch in allen Farben schillern.“
„Hoffentlich nicht. Ich kühle den Fuß immer noch, und das wird auch gegen allzu schlimme Blutergüsse helfen.“ Hm, er roch so gut. „Aber es ist eisig kalt.“
„Das ist auch gut so.“
Sie rümpfte kurz die Nase. „Das würdest du nicht sagen, wenn du dich mit den Eisbeuteln abplagen müsstest.“
„Wahrscheinlich nicht.“ Als er den Knöchel umfasste, spürte sie die Wärme, die von ihm ausging, und erschauerte leicht. Und dabei hatte sie geglaubt, dass ihre Haut taub von der Kälte sei und nichts mehr empfinden könne.
Das war ganz und gar nicht so. Als er erst das Gelenk, dann den Unterschenkel und danach das Knie vorsichtig massierte, spürte sie das Kribbeln in allen Gliedern. Am Rocksaum hielt er inne. Sie war erleichtert und enttäuscht zugleich und hatte Mühe, den Blick von seinen langen kräftigen Fingern zu lösen, die sie unaufhörlich liebkosten. Um sich zu beruhigen, holte sie tief Luft, nahm dabei aber seinen ganz spezifischen Duft nur umso deutlicher wahr und schloss schnell die Augen. Das fehlte noch, dass er ihr an den Augen ablesen konnte, wie ihr zumute war.
Wie war es nur möglich, dass ein Mann eine solche Wirkung auf sie hatte?
Nicht ein Mann. Er. Nur er. Dieser Gedanke war erschreckend, denn sie wusste, ein Leben mit ihm kam nicht infrage. Gemeinsam mit dem Kind schon gar nicht, denn er hatte nie heiraten und eine Familie haben wollen.
Am Montag würde sie zu ihrer Familie nach El Dorado zurückfliegen. Bestimmt würde Guy sich sehr anständig verhalten und sie finanziell unterstützen. Wahrscheinlich würde er Christian beauftragen, die entsprechenden monatlichen Aufwendungen vertraglich festzuhalten. Vielleicht würde Guy das Kind sogar hin und wieder besuchen. Aber Avery machte sich keine Illusionen, er würde im Leben seines Kindes keine aktive Rolle spielen wollen. Wahrscheinlich würde sie zu Christian häufiger Kontakt haben als zu ihm.
Zumindest aber hätte sie sein Baby.
Als sie seinen Blick auf sich ruhen spürte, sah sie ihm in die Augen. Seltsam, so hatte er sie noch nie angesehen, so zärtlich und gleichzeitig voll Verlangen. Oder sprach noch etwas anderes aus seinem Blick?
Zögernd zog er die Hand zurück. „Ich sollte jetzt lieber gehen. Sonst komme ich gar nicht mehr zum Arbeiten. Und es gibt reichlich zu tun, wo am Sonnabend doch der große Wohltätigkeitsball stattfindet. Auch die Auktion muss noch vorbereitet werden.“
Ein paar endlose Sekunden lang sahen sie sich nur schweigend an. Dann beugte Guy sich vor und küsste sie – anders als sonst, zärtlich, liebevoll und mit spürbar unterdrückter Leidenschaft, die die Sehnsucht nach mehr in ihr aufsteigen ließ. Er stand auf. „Ich sehe später noch mal nach dir. Pass gut auf dich auf.“
Erst als die Tür hinter ihm zufiel, bemerkte Avery, dass er das Baby mit keinem Wort erwähnt hatte, so liebevoll er auch mit ihr umgegangen war.
Nachdem Guy verschwunden war, kam Erica vorbei und brachte einen ganzen Stapel Zeitschriften mit. Beide stellten fest, dass sie mit Begeisterung Kochrezepte sammelten und gern backten. „Heute Abend muss Christian in die Stadt zu einer Sitzung. Da komme ich zu dir und bringe die Zutaten für einen Apfelkuchen mit.“
„Gute Idee“, stimmte Avery zu. Am Abend wollte Guy noch einmal vorbeikommen, und da war es gut, wenn sie nicht allein war, denn sie traute sich selbst nicht über den Weg. Außerdem hatte er offenbar nicht die Absicht, über das Baby zu sprechen, was ihr nur recht war. Denn ein solches Gespräch würde sie traurig machen oder sogar im Streit enden.
Kaum war Erica wieder weg, klingelten
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