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Delfinarium: Roman (German Edition)

Delfinarium: Roman (German Edition)

Titel: Delfinarium: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weins
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oder Wind weht eine Plastiktüte vorbei, und die Leute schauen mich an und schütteln den Kopf. Und erst wenn beide Dosen leer sind, nehme ich den Bus.«
    Wir sitzen da auf unseren Sitzgelegenheiten, ich höre die Uhr an seinem Handgelenk ticken.
    »Was ist jetzt?«, frage ich. »Wie geht es weiter?«
    »Keine Ahnung«, sagt Henry. »Einfach so, weiter eben.«
    Ich sage: »Ich weiß immer noch nicht wirklich, ob sie Susann ist oder Marie oder keins von beidem. Ich habe einfach nicht mehr unterscheiden können. Ich habe geglaubt, es habe eine Vertauschung oder eine Vermischung stattgefunden. Du selbst hast mir ja einen Klärungsauftrag gegeben. Ich dachte, ich muss etwas tun, und ich konnte dich ja schlecht um Erlaubnis fragen, das hättest du doch nie erlaubt.«
    Henry schaut mich lange an.
    »Wer ist sie?«, frage ich.
    Er sagt: »Susann. Was weiß denn ich. Alles im Universum ist miteinander verbunden.« Er sieht traurig aus, als er es sagt.
    Ich sage nichts, was soll ich dazu sagen.
    »Mach dir nicht zu viele Gedanken«, sagt er.
    »Wir sind alle eins, oder was?«
    Wir sehen einander traurig in die Augen.
    Henry zielt mit einem Revolverfinger auf mich: »Du hast es erfasst.«
     
    Als ich nach Hause komme, finde ich das Haus leer. Der Sessel meines Vaters steht verlassen wie ein Mahnmal für den sorgengeplagten Vater. Ich laufe durch das Haus, aber er ist nicht da. Er hat mir keine Nachricht hinterlassen. Es zieht mir für einen Moment den Boden unter den Füßen weg. Ich denke: Er ist fortgegangen, weil er die Schnauze voll hatte von dir, du hast ihm zu viel Kummer bereitet. Jetzt ist er gegangen, ohne Bescheid zu sagen, weil du das Gleiche mit ihm gemacht hast, du hast ihn im Ungewissen und im Stich gelassen, das hat er dir nicht verziehen. Jetzt ist er fort und kommt nicht wieder.
    Ich weiß, dass es Quatsch ist.
    Was soll ich anfangen ohne ihn?
    Ich sitze am Wohnzimmertisch und schaue in den Garten.
     
    Ich rufe Petra an. Ich sage: »Ich weiß nicht, vielleicht kommt es dir komisch vor oder unangebracht, aber ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir ins Delfinarium zu gehen?«
    Petra schweigt.
    »Irgendwie will ich dir das zeigen, es war wichtig für mich. Ich möchte es mit dir teilen.«
    »Okay«, sagt Pet. »Ich kann ja meine Klappe halten, wenn wir da nebeneinandersitzen, dann ist es nicht so ungewohnt für dich.«
    »Haha«, sage ich, aber ich muss lächeln.
    »Wie kommen wir denn da hin?«, fragt sie.
    »Stimmt«, sage ich. Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich kann ja schlecht Henry fragen, ob ich seinen Wagen ausleihen kann.
    »Mit dem Bus, schätze ich«, sage ich.
    »Nee, lass mal. Ich frage meinen Vater. Das dauert mir sonst zu lange, die Geduld habe ich nicht.«
     
    Im Delfinarium sitzen wir dicht am Becken, es ist nicht besonders voll. Ich betrachte die Südseebambusdekoration, aus der die Trainerin gleich treten wird, und freue mich über die gekreuzten Paddel, Fischernetze, Rettungsringe und die Malereien an den Seiten, ein Strand mit Brandung, Möwen und Delfinen. Irgendeine Popmusik dudelt blechern aus uralten Boxen, das Wasser leuchtet dazu abwechselnd blau und grün auf.
    Petra liest das Schild ab, das vorne an der Kordel hängt, die die Zuschauer vom Becken trennt: Bitte nichts in das Becken werfen und nicht in das Wasser fassen, danke. »Bitte«, sagt sie, »gern geschehen. Und hier fühlst du dich allen Ernstes wohl?«
    »Ja«, sage ich, »irgendwie schon.« Ich blicke mich um, atme die Chlorluft bewusst ein, schaue zu den runden Bullaugenfenstern hinüber, das getäfelte, runde Holzdach darüber mit den Streben zur Mitte, die bunten Scheinwerfer.
    »Warte mal, bis es losgeht, dann erliegst du ihm auch, dem unwiderstehlichen Charme der possierlichen Meeressäuger.«
    »Alles klar«, sagt Pet.
    Wir schweigen. Sie sieht mich von der Seite an.
    »Geht es dir gut?«, fragt sie.
    Ich sage: »Ich frage mich immer noch, was das mit Susann und Marie ist. Und wie es mit ihr und Max weitergeht, wo sie jetzt sind und ob sie gefunden werden. Und was passiert, wenn man sie zurück zu Henry bringt. Und wie es Henry mit dem Kind geht. Das würde ich schon gerne wissen.«
    »Daniel?«, fragt sie.
    »Hm«, mache ich.
    »Du weißt das echt nicht, oder?«
    »Was?«
    »Susann und Henry haben kein Kind.«
    »Wie?«, frage ich.
    »Weißt du das wirklich nicht? Sie haben kein Kind. Es ist bei der Geburt gestorben.«
    Ich sitze da. Die Nachricht muss erst ankommen.
    »Das sagst du

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