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Delia 3 - Delia im Wilden Westen

Delia 3 - Delia im Wilden Westen

Titel: Delia 3 - Delia im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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den Punkt erreichen, von dem aus es nicht mehr weiterging. Dann konnte die Bärin sie mit einem einzigen Tatzenschlag töten. Delia begriff, dass sie sich schon etwas Besseres einfallen lassen musste.
    Der Ast, auf dem sie gerade jetzt stand, war stark und dick und führte weit hinaus. Gerade über diesem Ast ragte ein anderer, fast parallel, hinaus.
    Delia beschloss, auf dem unteren Ast entlangzuklettern. Die Bärin würde ihr sicher folgen. Delia wollte sie so weit wie möglich herauslocken, dann den oberen Ast ergreifen, sich hinaufschwingen, zum Stamm zurückklettern und sich hinunterlassen. Auf diese Weise hoffte sie die Bärin, die zwar kühn und ausdauernd kletterte, aber nicht so flink wie Delia war, zu überlisten.
    Zuerst klappte alles großartig. Delia kletterte auf dem unteren Ast weg, und tatsächlich, die Bärin folgte ihr. Delia kletterte weiter hinaus, die Bärin machte es ihr nach. Schon glaubte Delia, sie nun weit genug vom Stamm weggelockt zu haben, wollte sich aufrichten und nach dem Ast über sich greifen, da — musste sie feststellen, dass sie ihn unmöglich fassen konnte. Der Ast, auf dem sie und die Bärin sich befanden, hatte sich unter seiner Last tief herabgebogen.
    Delia blickte in die Tiefe. Nein, auch an einen rettenden Sprung war nicht zu denken. Wenn sie in diese schwindelnde Tiefe hinabfiel, musste sie tot sein.
    Die Bärin kroch näher und näher auf sie zu — sehr vorsichtig, denn offensichtlich war es auch dem klugen Tier instinktiv bewusst, dass der Ast bei der kleinsten Mehrbelastung brechen konnte. Es war ja ein Wunder, dass er überhaupt hielt.
    Genauso vorsichtig schob Delia sich weiter und weiter hinaus. Und dann, als es schon gar nicht mehr weiter ging, hatte sie einen Einfall. „Akitu!“ schrie sie nach unten. „Das Lasso!“
    Zum Glück begriff ihr Blutsbruder sofort. Er ergriff das zusammengerollte Lasso — einen viele Meter langen Lederriemen, dessen Ende mit einer Bleikugel beschwert war —, schwang sich das Lasso um den Kopf, ließ es durch die Luft sausen und traf glücklich genau den Ast, auf dem Delia und die Bärin einander gegenüberhockten.
    Das äußere Ende mit der Bleikugel schlug mehrmals um den Ast und befestigte sich so selber. Delia nahm sich nicht die Zeit, um zu überprüfen, ob das Lasso auch hielt. Blitzschnell griff sie den herabhängenden Lederriemen und ließ sich daran in die Tiefe gleiten.
    Das Lasso reichte nicht ganz bis zum Boden, aber die letzten zwei Meter herunterzuspringen war für Delia kein Kunststück mehr. Sie landete genau vor Akitus Beinen, der zu ihr hingelaufen war, um sie aufzufangen.
    In der gleichen Sekunde, als Delia das Lasso losließ, schnellte der Ast hoch oben zurück. Der Bär, der sich zu weit zur Spitze des Astes hinausgewagt hatte, wurde in die Luft geschleudert, verlor den Halt und sauste in hohem Bogen zu Boden, wo er bewegungslos liegenblieb.
    Jetzt erst, als sie der Gefahr entronnen war, wurde es Delia bewusst, was sie durchgemacht hatte. Sie begann am ganzen Leibe zu zittern, ja sogar mit den Zähnen zu klappern, sie konnte es nicht verhindern — zu frisch war noch die Erinnerung an die funkelnden Augen der riesigen Bärin, ihren weit aufgerissenen Rachen, aus dem Delia schon ihr heißer Atem entgegengeschlagen war.
    Akitu tat etwas ganz Unindianisches und Ungewohntes: Er packte sie bei den Schultern, hielt sie fest. „Es ist gut, kleine Schwester“, sagte er beruhigend. „Es ist alles gut. Du bist in Sicherheit. Akitu wird dich schützen.“
    „Ist die Bärin ... tot?“ fragte Delia mühsam, mit klappernden Zähnen.
    Der Indianerjunge zückte sein großes Jagdmesser. „Akitu wird sehen“, sagte er und ging auf die Bärin los, die immer noch wie leblos am Boden lag.
    „Nicht!“ schrie Delia. „Akitu, nicht!“ Die Bärin hatte sich gerade ein wenig, wenn auch fast unmerklich, bewegt. „Sie lebt! Lass uns fliehen!“ Trotz aller durchgestandenen Angst fürchtete sie in diesem Augenblick nicht nur für ihren Freund, sondern sie dachte auch an die Bärenjungen, die ihre Mutter nicht verlieren sollten.
    Aber Akitu ließ sich nicht zurückhalten. Ihn reizte es zu sehr, eine ausgewachsene Bärin mit seinem Messer zu erlegen. Da sie bestimmt immer noch benommen von ihrem ungeheuerlichen Sturz war, glaubte er es wagen zu dürfen. Für ihn war das ein Abenteuer, das sich lohnte: Es würde einen guten Braten bringen, ein wertvolles Fell und nicht zuletzt die Bärenkrallen, in denen die Indianer ein

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