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Delia 3 - Delia im Wilden Westen

Delia 3 - Delia im Wilden Westen

Titel: Delia 3 - Delia im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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sich hinter seinem Rücken abgespielt hatte. Er drehte sich unwillkürlich um.
    „Professor!“ schrie Delia gellend. „Loslassen! Hierher!“ Sie wusste, dass der Trapper den Hund rücksichtslos erschlagen hätte, wenn er gekonnt hätte.
    Ausnahmsweise gehorchte der Mops. Er ließ von dem Trapper ab, rannte zu Delia hin.
    „Verdammter Köter!“ schrie der Trapper und wollte sein Gewehr wieder hochreißen.
    Aber es war zu spät.
    Delia hatte ihren Bogen gespannt, den Pfeil mit dem tödlichen Gift auf ihn angelegt. „Hände hoch“, sagte sie scharf. „Lassen Sie das Gewehr fallen, Bill, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!“
    Der Trapper sah die Entschlossenheit in Delias Zügen. Er gehorchte.
    „Die andere Flinte auch“, befahl Delia, „und den Revolver nicht vergessen!“
    Der Trapper nahm das Gewehr ab, das er über der Schulter getragen hatte, hielt es eine Sekunde wie zögernd in der Hand.
    „Der Pfeil ist vergiftet“, sagte Delia kühl. „Wenn Sie es nicht glauben, werde ich es Ihnen beweisen.“
    Da legte er schleunigst auch das zweite Gewehr aus der Hand, den Revolver, den er in einer Ledertasche am Gürtel getragen hatte, dazu.
    „Nimm die Waffen, Akitu“, sagte Delia, und der Indianerjunge gehorchte sofort.
    Normalerweise wäre er lieber gestorben, als den Anordnungen einer Frau zu folgen. Aber bei Delia war das etwas anderes. Er sah nach, ob die Gewehre geladen waren, brachte eines auf den Trapper in Anschlag.
    Delia atmete auf. „Das wär’s, mein lieber Freund“, sagte sie. „Sie sehen, Sie hätten besser daran getan, sich friedlich mit uns zu unterhalten, als uns überwältigen zu wollen. Jetzt wollen wir das Spiel noch mal von vorne beginnen, diesmal aber umgekehrt. Jetzt sind wir die Sieger, Bill. Sie sind unser Gefangener.“
    Der Trapper stieß einen wilden Fluch aus.
    „Na, na, na, alter Freund“, tadelte Delia. „Wer wird denn gleich? Vergessen Sie doch nicht Ihre gute Erziehung. Ich muss schon sagen ... bei den Iowanokas habe ich niemals so schlechte Manieren erlebt!“

Delia und Akitu machten sich nicht die Mühe, die große Bärin abzuhäuten. Sie plünderten Bills Jagdtasche, in der sie genügend kaltes Fleisch für ein üppiges Frühstück fanden, an dem sie den Trapper — wohlbewacht, versteht sich! — großzügig teilnehmen ließen. Auch der Mops bekam einen gerechten Anteil.
    Während des Essens fragte Delia den Gefangenen immer wieder nach Einzelheiten über das Unglück aus, das über die Iowanokas gekommen war. Aber sie konnte nicht mehr erfahren, als er auch schon vorher erzählt hatte. Bill behauptete, erst in das Indianerdorf gekommen zu sein, als alles schon vorüber war. Was er wusste, habe er nicht selber miterlebt, sondern nur von den Soldaten erfahren. So sehr Delia auch in ihn drang, leugnete er doch hartnäckig jede Beteiligung an dem Überfall.
    „Dann verstehe ich nur nicht“, sagte Delia, „was Sie ausgerechnet an dem Tag hier zu suchen hatten! Ihr Jagdgebiet war doch bisher immer viel weiter oben, um den Orio-See herum.“
    „Ich bin ein freier Mann und kann mich aufhalten, wo ich will“, gab der Trapper herausfordernd zurück.
    „Frei sind Sie gewesen“, sagte Delia. „Im Augenblick sind Sie unser Gefangener. Es sollte in Ihrem ureigensten Interesse liegen, mich und Akitu davon zu überzeugen, dass Sie die Iowanokas wirklich nicht verraten haben. Also ... warum sind Sie hierhergekommen?“
    Der Trapper säbelte sich einen Streifen Fleisch ab, stopfte ihn sich in den Mund und antwortete erst, als er ihn hinuntergewürgt hatte: „Um euch zu finden.“
    Delia riss die Augen auf. „Was?“
    „Was starrst du mich so an? Ist das denn so unverständlich? Ihr hattet mir einen bösen Streich gespielt, und ich wollte ...“ Der Trapper stockte.
    „... mich an den Indianern rächen“, ergänzte Delia.
    „Ach was. Ich wollte mich beim Häuptling über euch beschweren, das war alles. Es kam mir reichlich seltsam vor, dass ihr beide so mutterseelenallein durch die Gegend streiftet. Da dachte ich mir, dass ihr ... na, heimlich unterwegs wart.“
    Das klang ziemlich einleuchtend, und Delia gab sich mit dieser Erklärung zufrieden. Sie berichtete alles treulich weiter an Akitu, der die halb deutsch, halb englisch geführte Unterhaltung nicht verstand. „Akitu und Delia werden das Bleichgesicht martern“, sagte er.
    „Aber wozu?“ rief Delia erschrocken. „Was soll das? Tapferes Eichhörnchen ist sicher, dass der Trapper alles gesagt hat, was er weiß.

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