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Delia, die weisse Indianerin

Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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der Tiere zu erlegen. Aber Onkel Johannes verbot es. Er drängte zur Weiterfahrt, wollte alle Bewaffneten beim Treck wissen.

Delia fühlte sich glücklich. Sie zog ihre kleine Mundharmonika aus der Tasche und spielte, während sie in die unendliche Weite hineinritt, ein Lied nach dem anderen. Der Mops war vom Pferd gesprungen, durchschnupperte das Gras. Nach einer Weile wurde er müde, lief bellend neben Susi her, und Delia, die seine Wünsche kannte, hob ihn wieder zu sich herauf.
    Ohne es zu merken, war sie den anderen vorausgeritten. Jetzt zog sie die Zügel an, und Susi hatte endlich Gelegenheit, sich an dem frischen Gras zu weiden.
    Die Vorhut des Trecks, unter ihnen auch Onkel Johannes, hatte Delia gerade erreicht, als von links, hinter einer Hügelkette, ein Trupp Indianer auftauchte und geradewegs auf sie zupreschte.
    Onkel Johannes gab den Männern das Zeichen, zu halten, und der Treck kam zum Stillstand.
    Die Indianer näherten sich rasch.
    Es waren etwa zwanzig Männer. Sie trugen Hosen mit Lederfransen, schöne, mit buntem Leder und Perlen verzierte hellbraune Überhemden, Tomahawks in den breiten Gürteln, farbige Federn in dem dunklen, langen Haar.
    Delia staunte ihnen entgegen. Die Rothäute wirkten bei Weitem nicht so Furcht erregend, wie sie sich nach allen Erzählungen Indianer vorgestellt hatte. Sie waren auch durchaus nicht rot, sondern ihre Haut war hellbraun. Es waren gut aussehende, schön gewachsene Menschen.
    Onkel Johannes gab seinem Begleiter einen Befehl. „Wenn ich die Hand hebe“, sagte er, „aber erst dann, wird in die Luft geschossen!“
    „Warum in die Luft?“ fragte der andere, ein jüngerer Mann aus Schwaben, zurück. „Mit den paar Wilden werden wir doch leicht fertig!“
    „Ihr Stamm würde sich rächen.“
    „Wenn wir sie laufen lassen“, gab der junge Schwabe zu bedenken, „werden sie Verstärkung holen.“
    „Das ist das kleinere Risiko“, erklärte Onkel Johannes. „Ich gestatte keinen Mord!“
    Die Indianer waren jetzt ganz nahe, und Delia hatte alle Mühe, ihren Mops festzuhalten, der sich am liebsten auf die fremden Männer mit den düsteren, scharf geschnittenen Zügen gestürzt hätte.
    Die Indianer streckten ihre offenen Hände flach aus, zum Zeichen, dass sie in friedlicher Absicht gekommen waren. Auf eine Handbewegung von Onkel Johannes hin senkten die Einwanderer ihre Gewehre.
    Der älteste der Indianer, ein stattlicher Mann, durch dessen dunklen Schopf sich schon silberne Fäden zogen, eröffnete das Gespräch in englischer Sprache. Delia verstand, dass er von den Einwanderern einen Tribut verlangte: Geld, Pistolen und Gewehre.
    Onkel Johannes weigerte sich, ruhig, aber bestimmt, diese Abgabe zu entrichten. Es kam zu einem kurzen Hin und Her, von dem Delia aber das Wenigste verstand. Die Gesichter der Indianer wurden immer grimmiger. Sie schwenkten ihre Tomahawks.
    Onkel Johannes gab seinen Männern das verabredete Zeichen; eine Schusssalve ging in die Luft. Ein einziger der Männer, vielleicht war es der Schwabe gewesen, hatte scharf gezielt. Delia sah, wie sich das Hemd eines jungen Indianers rot färbte. Aber fast im gleichen Augenblick, da die Schüsse die klare Luft zerrissen, warfen die Indianer ihre Pferde herum und jagten davon.
    Ungeheure Erleichterung verbreitete sich unter den Einwanderern. Die meisten waren überzeugt, die Indianer in die Flucht geschlagen und ihnen einen Denkzettel verpasst zu haben. Nur Onkel Johannes war anderer Meinung. Er trieb den Treck zu noch größerer Eile an.
    Delia zügelte Susi an seine Seite. „Du meinst, sie werden wiederkommen?“ fragte sie.
    „Ich fürchte, ja.“
    Allmählich begannen die Pferde und Ochsen, die die schweren Planwagen zu ziehen hatten, müde zu werden. Eine der Kühe war vor Erschöpfung zusammengebrochen; sie hielt das Tempo nicht durch.
    Onkel Johannes befahl, die Kühe loszumachen, was die Besitzer des Viehs zu heftigen Protesten veranlasste.
    „Die Kühe nützen euch nichts mehr, wenn ihr selbst und eure Kinder tot sind“, brüllte Onkel Johannes. „Begreift ihr denn nicht, dass es ums nackte Leben geht? Die Indianer werden wiederkommen, aber diesmal durch ihre Stammesbrüder verstärkt und bis an die Zähne bewaffnet! Wollt ihr euch wegen einiger Kühe massakrieren lassen?“
    Das half. Wenn auch murrend, gehorchten die Männer und banden die Kühe von den Planwagen los.
    „Pflockt sie an“, sagte Onkel Johannes. „Falls alles gut geht, können wir sie dann morgen immer noch

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