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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der ist ziemlich weit von hier.«
    »Böser Weg! Schlechtes Volk von Arabern?«
    »Werde mich in acht nehmen.«
    »Werde dableiben, wenn mir einen Gefallen thun.«
    »Welchen?«
    »Nicht bloß nach Beduinen forschen.«
    »Nach wem sonst noch?«
    »Nach schönen Ruinen. Muß nachgraben, Fowling-bull finden, nach London ins Museum schicken!«
    »Werde es thun, verlaßt euch darauf!«
    » Well! Fertig; eintreten!«
    Wir nahmen unsere früheren Plätze im Zelte ein und verbrachten den Rest des Tages mit allerlei Erzählungen, wie sie der Araber liebt. Am Abend wurde Musik gemacht und gesungen, wobei es nur zwei Instrumente gab: die Rubabah, eine Art Zither mit nur einer Saite, und die Tabl, eine kleine Pauke, welche aber doch im Verhältnisse zu den leisen, einförmigen Tönen der Rubabah einen ganz entsetzlichen Lärm machte. Dann wurde das Nachtgebet gesprochen, und wir gingen zur Ruhe.
    Der Engländer schlief in dem Zelte des Scheik, ich aber ging zu dem Hengste, welcher auf der Erde lag, und nahm Platz zwischen seinen Füßen. Habe ich ihm die hundertste Sure wirklich in die Nüstern gesagt? Versteht sich! Dabei hat mich nicht etwa der Aberglaube geleitet, bewahre! Das Pferd war an diesen Vorgang gewöhnt: wir wurden also durch denselben schnell vertraut miteinander; und indem ich beim Recitieren der Worte hart an seinen Nüstern atmete, lernte es, wie man sich auszudrücken pflegt, die Witterung seines neuen Gebieters kennen. Ich lag zwischen seinen Füßen, wie ein Kind zwischen den Beinen eines treuen, verständigen Neufundländers. Als der Tag eben graute, öffnete sich das Zelt des Scheik, und der Engländer trat heraus.
    »Geschlafen, Sir?« fragte er.
    »Ja.«
    »Ich nicht.«
    »Warum?«
    »Sehr lebendig im Zelte.«
    »Die Schläfer?«
    »Nein.«
    »Wer sonst?«
    »Die Fleas, Lice und Gnats!«
    Wer englisch versteht, weiß, wen oder was er meinte; ich mußte lachen.
    »An solche Dinge werdet Ihr Euch bald gewöhnen, Sir Lindsay.«
    »Nie. Konnte auch nicht schlafen, weil ich an Euch dachte.«
    »Warum?«
    »Konntet fortreiten, ohne mich noch zu sprechen.«
    »Ich hätte auf jeden Fall Abschied von Euch genommen.«
    »Wäre vielleicht zu spät gewesen.«
    »Warum?«
    »Habe Euch viel zu fragen.«
    »So fragt einmal zu!«
    Ich hatte ihm schon im Laufe des verflossenen Abends allerlei Auskunft erteilen müssen; jetzt zog er sein Notizbuch hervor.
    »Werde mich führen lassen an Ruinen. Muß arabisch reden. Mir sagen verschiedenes. Was heißt Freund?«
    »Aschab.«
    »Feind?«
    »Kiman.«
    »Muß bezahlen. Was heißt Dollar?«
    »Rijahl fransch.«
    »Was heißt Geldbeutel?«
    »Surrah.«
    »Werde Steine graben. Was heißt Stein?«
    »Hadschar und auch Hadschr oder Chadschr.«
    So fragte er mich nach einigen hundert Wörtern, die er sich alle notierte. Dann wurde es im Lager rege, und ich mußte in das Zelt des Scheik kommen, um das Sahur, das Frühmahl, einzunehmen.
    Dabei wurde noch vieles beraten; dann nahm ich Abschied, stieg zu Pferde und verließ den Ort, an den ich vielleicht nimmer zurückkehren konnte.

Neuntes Kapitel. Auf Kundschaft .
     
    Ich hatte mir vorgenommen, zunächst den südlichsten Stamm, die Dschowari, aufzusuchen. Der beste Weg zu ihnen wäre gewesen, dem Thatharflusse zu folgen, der fast stets parallel mit dem Tigris fließt; leider aber war sehr zu vermuten, daß just an seinen Ufern die Obeïde ihre Herden weideten, und so hielt ich mich weiter westlich. Ich hatte mich so einzurichten, daß ich etwa eine Meile oberhalb Tekrit den Tigris erreichte; dann traf ich sicher auf den gesuchten Stamm.
    Mit Proviant war ich reichlich versehen; Wasser brauchte ich für mein Pferd nicht, da der Pflanzenwuchs im vollen Safte stand. Und so hatte ich weiter keine Sorge, als die Richtung beizubehalten und jede feindliche Begegnung zu vermeiden. Für das erstere hatte ich den Ortssinn, die Sonne und den Kompaß, und für das letztere das Fernrohr, mit dessen Hilfe ich alles erkennen konnte, bevor ich selbst gesehen wurde.
    Der Tag verging ohne irgend ein Abenteuer, und am Abend legte ich mich hinter einem einsamen Felsen zur Ruhe. Bevor ich einschlief, kam mir der Gedanke, ob es nicht vielleicht besser sei, ganz bis Tekrit zu reiten, da ich dort ja ohne Aufsehen vieles erfahren konnte, was mir zu wissen notwendig war. Es war dies ein sehr überflüssiges Überlegen, wie ich am andern Morgen sehen sollte. Ich hatte nämlich sehr fest geschlafen und erwachte durch das warnende Schnauben meines Pferdes. Als

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