Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
wirst du gleich sehen, denn wir sind bereits bemerkt worden. Komm weiter aufwärts, wo das Kellek landet.«
    Ein Kellek ist ein Floß, welches gewöhnlich zweimal so lang als breit ist. Es besteht aus aufgeblasenen Ziegenfellen, welche durch Querhölzer befestigt sind, über welche Balken oder Bretter gelegt werden, auf denen sich die Last befindet. Das einzige Bindemittel besteht aus Weiden. Regiert wird so ein Floß durch zwei Ruder, deren Riemen aus gespaltenen und wieder zusammengebundenen Bambusstücken gefertigt sind. Ein solches Floß stieß drüben von der Insel ab. Es war so groß, daß es mehr als sechs Reiter tragen konnte, und brachte uns wohlbehalten hinüber.
    Wir wurden von einer Menge von Kindern, einigen Hunden und einem alten, ehrwürdig aussehenden Araber bewillkommt, welcher der Vater eines meiner Gefährten war.
    »Erlaube, daß ich dich zum Scheik führe,« sagte der bisherige Wortführer.
    Auf unserem Wege gesellten sich mehrere Männer zu uns, die sich aber bescheiden hinter uns hielten und mich durch keine Frage belästigten. Ihre Blicke hingen voll Bewunderung an meinem Pferde. Der Weg ging nicht weit. Er endete vor einer ziemlich geräumigen Hütte, welche aus Weidenstämmen gefertigt, mit Bambus gedeckt und von innen mit Matten bekleidet war. Als wir eintraten, erhob sich ein stark und kräftig gebauter Mann von dem Teppiche, auf dem er gesessen hatte. Er war beschäftigt gewesen, sein Scharayauf einem Steine zu schärfen.
    Scharfes afghanisches Messer.
    »Sallam aaleïkum!« grüßte ich.
    »Aaleïk!« antwortete er, indem er mich scharf musterte.
    »Erlaube mir, o Scheik, dir diesen Mann zu bringen,« bat mein Begleiter. »Er ist ein vornehmer Krieger, so daß ich ihm mein Zelt nicht anzubieten wage.«
    »Wen du bringst, der ist mir willkommen,« lautete die Antwort.
    Der andere entfernte sich, und der Scheik reichte mir die Hand.
    »Setze dich, o Fremdling. Du bist müde und hungrig, du sollst ruhen und essen; erlaube aber zuvor, daß ich nach deinem Pferde sehe!«
    Das war ganz das Verhalten eines Arabers: erst das Pferd und dann der Mann. Als er wieder eintrat, sah ich es ihm sofort an, daß ihm der Anblick des Rappen Achtung für mich eingeflößt hatte.
    »Du hast ein edles Tier, Masch Allah; möge es dir erhalten bleiben! Ich kenne es.«
    Ah, das war allerdings schlimm! Vielleicht aber auch nicht!
    »Woher kennst du es?«
    »Es ist das beste Roß der Haddedihn.«
    »Auch die Haddedihn kennst du?«
    »Ich kenne alle Stämme. Aber dich kenne ich nicht.«
    »Kennst du den Scheik der Haddedihn?«
    »Mohammed Emin?«
    »Ja. Von ihm komme ich.«
    »Wohin willst du?«
    »Zu dir.«
    »Er hat dich zu mir gesandt?«
    »Nein, und dennoch komme ich als sein Bote zu dir.«
    »Ruhe dich erst aus, bevor du erzählst.«
    »Ich bin nicht müde, und was ich dir zu sagen habe, ist so wichtig, daß ich es gleich sagen möchte.«
    »So sprich!«
    »Ich höre, daß die Dschowari deine Feinde sind.«
    »Sie sind es,« antwortete er mit finsterer Miene.
    »Sie sind auch die meinigen; sie sind auch die Feinde der Haddedihn.«
    »Ich weiß es.«
    »Weißt du auch, daß sie sich mit den Abu Hammed und Obeïde verbunden haben, die Haddedihn in ihren Weidegründen anzugreifen?«
    »Ich weiß es.«
    »Ich höre, daß du dich mit den Alabeïden vereinigt hast, sie zu strafen?«
    »Ja.«
    »So komme ich zu dir, um das Nähere mit dir zu besprechen.«
    »So sage ich nochmals: sei mir willkommen! Du wirst dich erquicken und uns nicht eher verlassen, als bis ich meine Ältesten zusammengerufen habe.«
    Nach kaum einer Stunde saßen acht Männer um mich und den Scheik herum und rissen große Fetzen Fleisches von dem Hammel, welcher aufgetragen worden war. Diese acht Männer waren die Ältesten der Abu Mohammed. Ich erzählte ihnen offen, wie ich zu den Haddedihn gekommen und der Bote ihres Scheik geworden war.
    »Was willst du uns für Vorschläge machen?« fragte der Scheik.
    »Keine. Über eure Häupter sind mehr Jahre gezogen als über mein Haupt. Es ziemt dem Jüngeren nicht, dem Alten die Wege vorzuschreiben.«
    »Du sprichst die Sprache der Weisen. Dein Haupt ist noch jung, aber dein Verstand ist alt, sonst hätte Mohammed Emin dich nicht zu seinem Gesandten gemacht. Rede! Wir werden hören und dann entscheiden.«
    »Wie viel Krieger zählt dein Stamm?«
    »Neunhundert.«
    »Und die Alabeïde?«
    »Achthundert.«
    »Das sind siebzehnhundert. Genau halb so viel, als die Feinde zusammen zählen.«
    »Wie viele

Weitere Kostenlose Bücher