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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohl, daß ich mich weder vor den Obeïde noch vor den Abu Hammed und den Dschowari fürchte, wenn ich diesen Hengst unter mir habe?«
    »Emir, ich glaube es.« – Er rang sichtlich mit einem Entschlusse, dann aber setzte er hinzu: »Du bist Hadschi Kara Ben Nemsi, der Freund meines Freundes Malek, und ich vertraue dir. Nimm den Hengst und reite gegen Morgen. Bringst du mir keine Botschaft, so bleibt er mein; bringst du mir aber genügende Kunde, so ist er dein. Dann werde ich dir auch sein Geheimnis sagen.«
    Jedes arabische Pferd nämlich hat, wenn es besser als mittelmäßig ist, sein Geheimnis; das heißt: es ist auf ein gewisses Zeichen eingeübt, auf welches es den höchsten Grad seiner Schnelligkeit entwickelt und dieselbe nicht eher mindert, als bis es entweder zusammenbricht oder von seinem Reiter angehalten wird. Dieser Reiter verrät das geheime Zeichen selbst seinem Freunde, seinem Vater oder Bruder, seinem Sohne und seinem Weibe nicht und wendet es erst dann an, wenn er sich in der allergrößten Todesgefahr befindet.
    »Erst dann?« antwortete ich. »Kann nicht der Fall eintreten, daß nur das Geheimnis mich und das Pferd zu retten vermag?«
    »Du hast recht; aber du bist noch nicht der Besitzer des Rappen.«
    »Ich werde es!« rief ich zuversichtlich. »Und sollte ich es nicht werden, so wird das Geheimnis in mir vergraben sein, daß keine Seele es erfahren kann.«
    »So komm!«
    Er führte mich auf die Seite und flüsterte mir zu:
    »Wenn der Rappe fliegen soll wie der Falke in den Lüften, so lege ihm die Hand leicht zwischen die Ohren und rufe laut das Wort ›Rih!‹«
    »Rih, das heißt Wind.«
    »Ja, Rih, das ist der Name des Pferdes, denn es ist noch schneller als der Wind; es ist so schnell wie der Sturm.«
    »Ich danke dir, Scheik. Ich werde deine Botschaft so gut ausführen, als ob ich ein Sohn der Haddedihn oder als ob ich du selbst wäre. Wann soll ich reiten?«
    »Morgen mit Anbruch des Tages, wenn es dir beliebt.«
    »Welche Datteln nehme ich mit für den Rappen?«
    »Er frißt nur Balahat. Ich brauche dir nicht zu sagen, wie ein so kostbares Pferd zu behandeln ist?«
    »Nein.«
    »Schlafe heute auf seinem Leibe und sage ihm die hundertste Sure, welche von den schnelleilenden Rossen handelt, in die Nüstern, so wird es dich lieben und dir gehorchen bis zum letzten Atemzuge. Kennst du diese Sure?«
    »Ja.«
    »Sage sie her!«
    Er war wirklich sehr besorgt um mich und sein Pferd.
    Ich gehorchte seinem Willen:
    »Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen! Bei den schnelleilenden Rossen mit lärmendem Schnauben, und bei denen, welche stampfend Feuerfunken sprühen, und bei denen, die wetteifernd des Morgens früh auf den Feind einstürmen, die den Staub aufjagen und die feindlichen Scharen durchbrechen, wahrlich, der Mensch ist undankbar gegen seinen Herrn, und er selbst muß solches bezeugen. Zu unmäßig hängt er der Liebe zu irdischen Gütern an. Weiß er denn nicht, daß dann, wenn alles herausgenommen ist, was in den Gräbern liegt, und an das Licht gebracht wird, was in des Menschen Brust verborgen war, daß dann an diesem Tage der Herr sie vollkommen kennt?«
    »Ja, du kannst diese Sure. Ich habe sie dem Rappen tausendmal des Nachts vorgesagt; thue dasselbe, und er wird merken, daß du sein Herr geworden bist. Jetzt aber komm in das Zelt zurück!«
    Der Engländer war bisher ein stiller Zuschauer gewesen; nun trat er an meine Seite.
    »Warum auf Euch geschossen?«
    »Ich wollte ihnen etwas zeigen, was sie noch nicht kennen.«
    »Ah, schön, Prachtpferd!«
    »Wißt Ihr, Sir, wem es gehört?«
    »Dem Scheik!«
    »Nein.«
    »Wem sonst?«
    »Mir.«
    »Pah!«
    »Mir; wirklich!«
    »Sir, mein Name ist David Lindsay, und ich lasse mir nichts weismachen; merkt Euch das!«
    »Gut, so behalte ich alles andere für mich!«
    »Was?«
    »Daß ich euch morgen früh verlasse.«
    »Warum?«
    »Um auf Kundschaft auszureiten. Von der Feindseligkeit wißt Ihr bereits. Ich soll zu erkunden suchen, wann und wo die feindlichen Stämme zusammentreffen, und dafür bekomme ich, wenn es mir gelingt, eben diesen Rappen geschenkt.«
    »Glückskind! Werde mitreiten, mithorchen, mitkundschaftern!«
    »Das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ihr könnt mir nichts nützen, sondern nur schaden. Eure Kleidung – – –«
    »Pah, ziehe mich als Araber an!«
    »Ohne ein Wort Arabisch zu verstehen?«
    »Richtig! Wie lange ausbleiben?«
    »Weiß noch nicht. Einige Tage. Ich muß weit über den kleinen Zab hinunter, und

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