Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)
Tigris wohnen; ich habe sehr vieles von ihnen gehört, was nicht gut ist.«
»Sie rüsten gegen ihn. Sie wollen ihn unversehens überfallen; wir aber haben davon gehört, und nun bin ich sein General, der seine Krieger unterrichtet.«
»Ja, Sihdi, ich weiß, daß du alles verstehst und alles kannst, und es ist ein wahres Glück, daß du kein Giaur mehr bist!«
»Nicht?«
»Nein. Du hast dich ja zum wahren Glauben bekehrt.«
»Wer sagt dir das?«
»Du warst in Mekka und hast den heiligen Brunnen Zem-Zem bei dir; folglich bist du ein guter Moslem geworden. Habe ich dir nicht stets gesagt, daß ich dich bekehren würde, du magst wollen oder nicht?« –
Wir erreichten das Lager und stiegen vor dem Zelte des Scheik ab. Als wir eintraten, hatte er seine Räte bei sich.
»Sallam aaleïkum!« grüßte Halef.
Sein Begleiter that dasselbe. Ich übernahm es, sie vorzustellen.
»Erlaube mir, o Scheik, dir diese beiden Männer zu bringen, welche mit dir sprechen wollen. Dieser hier heißt Nasar Ibn Mothalleh, und dieser ist Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah, von dem ich dir bereits erzählt habe.«
»Von ihm?«
»Ja. Ich habe ihn nicht bei seinem vollen Namen, sondern kurz nur Hadschi Halef Omar genannt.«
»Dein Diener und Begleiter?«
»Ja.«
»Der Abu-Seïf, den Vater des Säbels, erschlagen hat?«
»Ja. Er gehört jetzt zu dem Stamme der Ateïbeh, dessen Scheik dein Freund Malek ist.«
»Seid mir willkommen, ihr Männer von Ateïbeh! Sei mir willkommen, Hadschi Halef Omar! Deine Gestalt ist klein, aber dein Mut ist groß, und deine Tapferkeit ist erhaben. Möchten alle Männer so sein, wie du! Bringst du mir Kunde von Malek, meinem Freunde?«
»Ich bringe sie. Er läßt dich grüßen und fragen, ob du ihn und die Seinigen in den Stamm der Haddedihn aufnehmen magst.«
»Ich kenne sein Schicksal, aber er soll mir willkommen sein. Wo befindet er sich jetzt?«
»Am Abhange des Schammargebirges, eine und eine halbe Tagreise von hier. Ich höre, daß du Krieger brauchst?«
»So ist es. Es ist Feindschaft ausgebrochen zwischen mir und denen, die neben uns wohnen.«
»Ich werde dir sechzig tapfere Leute bringen.«
»Sechzig? Hier mein Freund Hadschi Kara Ben Nemsi hat mir doch gesagt, daß ihr weniger seid!«
»Wir haben auf unserer Reise die Reste des Stammes Al Hariel bei uns aufgenommen.«
»Was tragt ihr für Waffen?«
»Säbel, Dolch, Messer und lauter gute Flinten. Mehrere haben sogar auch Pistolen. Wie ich mit den Waffen umzugehen verstehe, wird dir mein Sihdi sagen.«
»Ich weiß es bereits. Aber dieser Mann ist kein Sihdi, sondern ein Emir; merke es dir!«
»Ich weiß es, Herr; aber er hat mir erlaubt, ihn Sihdi zu nennen. Soll einer von uns sofort aufbrechen und Scheik Malek mit den Seinen herholen, da ihr Krieger braucht?«
»Ihr seid müde.«
»Wir sind nicht ermüdet. Ich reite sofort zurück.«
Sein Begleiter fiel ihm in die Rede:
»Du hast deinen Sihdi hier gefunden und mußt bleiben; ich werde zurückkehren.«
»Nimm zuvor Speise und Trank zu dir,« meinte der Scheik.
»Herr, ich habe einen Schlauch und auch Datteln auf meinem Pferde.«
Der Scheik wandte sich ihm zu:
»Aber dein Pferd wird müde sein. Nimm das meinige; es hat mehrere Tage ausgeruht und wird dich schnell zu Malek bringen, den du von mir grüßen mögest!«
Dies nahm er an und bereits nach wenigen Minuten befand er sich auf dem Rückwege nach den Bergen von Schammar.
»Emir,« sagte der Scheik zu mir, »weißt du, was meine Krieger von dir sagen?«
»Nun?«
»Daß sie dich lieben.«
»Ich danke dir!«
»Und daß sie den Sieg gewinnen müssen, wenn du bei ihnen bist.«
»Ich bin jetzt mit ihnen zufrieden. Wir werden morgen ein Manöver veranstalten.«
»Wie? Was?«
»Ich habe bis heute achthundert Mann beisammen. Die letzten werden morgen früh nachkommen. Sie sind schnell eingeübt, und dann stellen wir den Kampf vor, den wir mit den drei Stämmen haben werden. Die Hälfte sind die Haddedihn, die andere Hälfte sind die Feinde. Drüben die alten Ruinen gelten als die Berge von Hamrin und Kanuza, und so werde ich es deinen Kriegern zeigen, wie sie dann gegen die wirklichen Feinde zu kämpfen haben.«
Diese Ankündigung steigerte die bereits vorhandene Begeisterung um das Doppelte, und als sich die Kunde davon hinaus vor das Zelt verbreitete, erhob sich ein lauter Jubel über das ganze Lager, welches sich während des heutigen Tages infolge der unausgesetzten Zuzüge
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