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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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El Deradsch lag. Ibn Nazar bog seitwärts ein. Wir mußten ein Felsengewirr erklimmen und gelangten an den Eingang einer dunklen Vertiefung.
    »Hier sind unsere Pferde, Herr.«
    Wir stiegen ab und brachten auch unsere Pferde hinein. Sie standen so sicher, daß wir sie gar nicht zu bewachen brauchten. Dann schritten wir auf dem Kamme des Höhenzugs weiter, bis sich das Thal zu unseren Füßen öffnete.
    »Nimm dich in acht, Herr, daß kein Stein hinabfällt, der uns verraten könnte!«
    Wir stiegen vorsichtig hinab: ich hinter dem Führer, und Halef hinter mir, immer einer in den Fußstapfen des andern. Endlich langten wir unten an. Eine Gestalt kam uns entgegen.
    »Nazar?«
    »Ich bin es. Wo sind sie?«
    »Noch dort.«
    Ich trat hinzu.
    »Wo?«
    »Siehst du die Ecke des Felsens dort rechts?«
    »Ja.«
    »Sie liegen dahinter.«
    »Und ihre Pferde?«
    »Haben sie etwas weiter vorwärts angebunden.«
    »Bleibt hier und kommt, wenn ich euch rufe. Komm, Halef!«
    Ich legte mich zur Erde nieder und kroch vorwärts. Er folgte mir. Wir gelangten unbemerkt an die Ecke. Ich spürte Tabaksgeruch und hörte zwei halblaute Stimmen miteinander reden. Nachdem ich bis hart an die Kante vorgedrungen war, konnte ich die Worte verstehen:
    »Zwei gegen sechs!«
    »Ja. Der eine hat schwarz und grau ausgesehen, ist lang und dünn gewesen, wie eine Lanze, und hat ein graues Kanonenrohr auf dem Kopfe gehabt.«
    »Der Scheïtan!«
    »Nein, sondern nur ein böser Geist, ein Dschin.«
    »Der andere aber ist der Teufel gewesen?«
    »Wie ein Mensch, aber fürchterlich! Sein Mund hat geraucht, und seine Augen haben Flammen gesprudelt. Er hat nur die Hand erhoben, und da sind alle sechs Pferde tot zusammengestürzt, mit den andern vier aber sind die zwei Teufel – Allah möge sie verfluchen – durch die Luft davongeritten.«
    »Am hellen Tage?«
    »Am hellen Tage.«
    »Gräßlich! Allah behüte uns vor dem dreimal gesteinigten Teufel! Und dann ist er gar in das Lager der Abu Hammed gekommen?«
    »Gekommen nicht, sondern sie haben ihn gebracht.«
    »Wie?«
    »Sie haben ihn für einen Mann gehalten und sein Pferd für den berühmten Rappen des Scheik Mohammed Emin el Haddedihn. Sie wollten das Pferd haben und nahmen ihn gefangen. Als sie ihn aber in das Lager brachten, erkannte ihn der Sohn des Scheik.«
    »Er hätte ihm die Freiheit geben sollen.«
    »Er glaubte immer noch, daß er vielleicht doch ein Mensch wäre.«
    »Hatten sie ihn gefesselt?«
    »Ja. Aber da kam ein Löwe in das Lager, und der Fremde sagte, er wolle ihn ganz allein erlegen, wenn man ihm seine Büchse gebe. Man gab sie ihm, und er ging in die dunkle Nacht hinaus. Nach einiger Zeit fielen Blitze vom Himmel, und es krachten zwei Schüsse. Nach einigen Minuten kam er. Er hatte das Fell des Löwen umgeworfen, stieg auf sein Pferd und ritt durch die Luft davon.«
    »Hat ihn keiner halten wollen?«
    »Doch; aber die Männer griffen in die Luft. Und als man ihm nachjagte, fielen drei Kugeln vom Himmel welche die drei besten Pferde töteten.«
    »Woher weißt du das?«
    »Der Bote erzählte es, welchen Zedar Ben Huli an unseren Scheik sandte. Glaubst du nun, daß es der Scheïtan war?«
    »Er war es.«
    »Was würdest du thun, wenn er dir erschiene?«
    »Ich würde auf ihn schießen und dazu die heilige Fatcha beten.«
    Ich trat um die Ecke und stand vor ihnen.
    »So bete sie!« gebot ich ihm.
    »Allah kerihm!«
    »Allah il Allah, Mohammed rasuhl Allah!«
    Diese beiden Ausrufe waren alles, was sie hervorbrachten.
    »Ich bin der, von dem du erzählt hast. Du nennst mich den Scheïtan; wehe dir, wenn du ein Glied regst, um dich zu verteidigen! Halef, nimm ihnen die Waffen!«
    Sie ließen dies ruhig geschehen; ich meinte, ihre Zähne klappern zu hören.
    »Binde ihnen die Hände mit ihren eigenen Gürteln!«
    Damit war Halef bald fertig, und ich konnte fest überzeugt sein, daß die Knoten nicht aufgehen würden.
    »Jetzt beantwortet mir meine Fragen, wenn euch euer Leben lieb ist! Von welchem Stamme seid ihr?«
    »Wir sind Obeïde.«
    »Euer Stamm geht morgen über den Tigris?«
    »Ja.«
    »Wie viele Krieger habt ihr?«
    »Zwölfhundert.«
    »Womit sind sie bewaffnet?«
    »Mit Pfeilen und Flinten mit der Lunte.«
    »Habt ihr auch andere Flinten und vielleicht Pistolen?«
    »Nicht viele.«
    »Wie setzt ihr über – auf Kähnen?«
    »Auf Flößen; wir haben keine Kähne.«
    »Wie viele Krieger haben die Abu Hammed?«
    »So viel wie wir.«
    »Wie sind diese bewaffnet?«
    »Sie haben mehr

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