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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erobert hat. Ich werde deinen Rat befolgen, wenn die anderen hier damit einverstanden sind. Wer dagegen ist, der mag sprechen!«
    Es widersprach keiner; darum fuhr der Scheik fort:
    »So werde ich gleich jetzt die Boten aussenden.«
    »Sei vorsichtig, o Scheik, und laß deinen Kriegern nicht sagen, um was es sich handelt; es wäre sonst sehr leicht möglich, daß der Feind von unserem Vorhaben Nachricht erhält.«
    Er nickte zustimmend und entfernte sich. Sir David Lindsay hatte dieser langen Unterredung mit sichtbarer Ungeduld zugehört; jetzt ergriff er die Gelegenheit zum Sprechen:
    »Sir, ich bin auch hier!«
    »Ich sehe Euch!«
    »Wollte auch ‘was hören!«
    »Meine Erlebnisse?«
    » Yes! «
    »Konntet denken, daß ich meinen Vortrag nicht in englischer Sprache halten würde. Sollt aber jetzt das Nötige erfahren.«
    Ich teilte ihm in aller Kürze meine Erzählung und dann den Inhalt der darauf folgenden Besprechung mit. Er war wie elektrisiert.
    »Ah! Kein wilder Angriff, sondern militärische Körper! Evolution! Choc! Taktik! Strategie! Feind umzingeln! Barrikade! Prächtig! Herrlich! Ich auch mit! Ihr seid General, ich bin Adjutant!«
    »Würden uns beide wundervoll ausnehmen in diesen Stellungen! Ein General, der von der Kriegführung so viel versteht, wie das Flußpferd vom Filetstricken, und ein Adjutant, der nicht reden kann! Übrigens wird es für Euch geratener sein, wenn Ihr Euch von der Sache fern haltet.«
    »Warum?«
    »Wegen des Vicekonsuls in Mossul.«
    »Ah! Wie?«
    »Man vermutet, daß er hierbei seine Hand im Spiele habe.«
    »Mag die Hand wegnehmen! Was geht mich Konsul an? Pah!«
    Jetzt kam der Scheik wieder. Er hatte die Boten ausgesandt und brachte allerlei neue Gedanken mit:
    »Hat der Scheik der Abu Mohammed gesagt, welchen Teil der Beute er erwartet?«
    »Nein.«
    »Was fordern die Alabeïden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du hättest fragen sollen!«
    »Ich habe nicht gefragt, weil ich als Scheik der Haddedihn nicht nach Beute fragen würde.«
    »Maschallah! Wornach sonst? Wer ersetzt mir meinen Schaden?«
    »Der besiegte Feind.«
    »Also muß ich doch in seine Weideplätze einbrechen und seine Weiber und Kinder nebst seinem Vieh fortführen!«
    »Das ist nicht notwendig. Willst du gegen Frauen Krieg führen? Du giebst die Gefangenen, welche wir machen werden, wenn wir glücklich sind, nicht eher frei, als bis du erhalten hast, was du forderst. Ist unser Sieg vollständig, so verlangst du einen jährlichen Tribut und behältst den Scheik oder einige Anverwandte von ihm als Geiseln zurück.«
    Es wurde nun über diesen Punkt beraten. Man nahm ihn an.
    »Und nun noch das Letzte,« bemerkte ich dann. »Es ist notwendig, daß wir von allen Bewegungen unserer Feinde und unserer Verbündeten Kenntnis erhalten. Wir müssen daher von hier bis nach El Deradsch eine Postenlinie ziehen.«
    »Wie meinst du das?«
    »In El Deradsch verstecken sich zwei unserer Krieger, von denen du überzeugt bist, daß sie treu sind. Sie lassen sich nicht sehen und beobachten alles. Von El Deradsch bis hierher stellst du in gewissen Entfernungen andere auf; es genügen vier Mann, welche darauf zu achten haben, daß sie mit keinem Fremden zusammenkommen, und uns alles berichten, was die ersten zwei erkunden. Einer trägt die Kunde zum andern und kehrt dann auf seinen Posten zurück.«
    »Dieser Plan ist gut; ich werde ihn befolgen.«
    »Eine eben solche Linie, nur etwas weitläufiger, stellst du auf zwischen hier und den Weideplätzen der Abu Mohammed. Ich habe das mit ihrem Scheik bereits besprochen. Er wird die Hälfte dieser Linie mit seinen Leuten bilden. Kennst du die Ruine El Farr?«
    »Ja.«
    »Dort wird sein äußerster Posten zu treffen sein.«
    »Wie viele Männer werde ich dazu brauchen?«
    »Nur sechs. Die Abu Mohammed stellen ebenso viele. Wie viele Krieger hast du hier im Lager?«
    »Es können vierhundert sein.«
    »Ich bitte dich, sie zu versammeln. Du mußt noch heute Musterung über sie halten, und wir können unsere Übungen heute noch beginnen.«
    Das brachte reges Leben in die Versammlung. Binnen einer halben Stunde waren die vierhundert Mann beisammen. Der Scheik hielt ihnen eine lange, blühende Rede und ließ sie am Ende derselben auf den Bart des Propheten schwören, die Rüstung gegen keinen Unberufenen zu erwähnen; dann befahl er ihnen, sich in Reihe und Glied aufzustellen.
    Wir ritten die lange Reihe hinab. Alle waren zu Pferde; ein jeder hatte Messer, Säbel und die lange, befiederte

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