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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eigentlich meine Güte verdoppelt, indem ich den Kuß gestattete. Dies sprach der Vorsteher auch sofort aus.
    »Emir, Deine Gnade erleuchtet mein Haus, wie das Licht der Sonne die Erde erwärmt. Du hast meine Tochter begnadigt, damit sie sich Deiner erinnern möge; erlaube, daß auch ich Dir ein Andenken verehre, damit Du Spandareh nicht vergessen mögest!«
    Er bog sich über die Kante des Daches vor und rief das Wort ›Dojan‹ in den Hof hinab. Sogleich ertönte ein freudiges Gebell; eine Thüre wurde geöffnet, und ich bemerkte, daß die unten Stehenden einem Hunde Platz machten, damit er über die Treppe herauf zu uns kommen könne. Nur einen Augenblick später stand derselbe vor dem Ältesten und liebkosete ihn. Es war einer jener kostbaren gelbgrauen und außergewöhnlich großen und starken Windhunde, die in Indien, Persien und Turkestan bis nach Sibirien hinein Slogi genannt werden. Bei den Kurden wird diese seltene Rasse Tazi genannt. Sie ereilen die flüchtigste Gazelle; sie holen oft selbst den wilden Esel und das windschnelle Tschiggetai ein und fürchten sich vor keinem Panther und vor keinem Bären. Ich muß gestehen, daß mich der Anblick dieses Thieres mit lebhafter Bewunderung erfüllte. Er war als Hund ebenso kostbar, wie mein Rappe dieses Prädicat als Pferd verdiente.
    »Emir,« meinte der Vorsteher, »die Hunde der Missurikurden sind berühmt weit über unsere Berge hinaus. Ich habe manchen Tazi erzogen, auf den ich stolz sein konnte; keiner aber hat diesem hier geglichen. Er sei Dein!«
    »Nezanum, diese Gabe ist so wertvoll, daß ich sie nicht annehmen kann,« antwortete ich ihm.
    »Willst Du mich beleidigen?« frug er sehr ernst.
    »Nein, das will ich nicht,« lenkte ich ein. »Ich wollte nur sagen, daß Deine Güte größer ist, als die meinige. Erlaube, daß ich den Tazi annehme, aber gestatte mir auch, Dir dieses Fläschlein zu geben!«
    »Was ist es? Ein Wohlgeruch aus Persien?«
    »Nein. Es ist von mir gekauft worden beim Beith Allah in der heiligen Stadt Mekka und enthält das Wasser vom Brunnen Zem-Zem.«
    Ich machte es vom Halse los und reichte es ihm. Er war so gewaltig erstaunt, daß er vergaß, zuzugreifen. Ich legte es in seinen Schoß.
    »O Emir, was thust Du!« rief er endlich entzückt. »Du bringst in mein Haus die herrlichste Gabe, welche Allah der Erde verliehen hat. Ist es Dein Ernst, daß Du sie mir schenkest?«
    »Nimm sie hin; ich gebe sie Dir sehr gern!«
    »Gesegnet sei Deine Hand, und stets weile das Glück auf Deinem Pfade! Kommt her, Ihr Männer, und befühlt diese Flasche, damit die Güte des großen Emir auch Euch beglücken möge!«
    Die Flasche ging von Hand zu Hand. Ich hatte mit ihr die größte Freude gestiftet, die es nur geben kann. Als sich das Entzücken des Vorstehers einigermaßen gelegt hatte, wandte er sich wieder zu mir:
    »Herr, dieser Hund ist nun Dein. Spucke ihm dreimal in das Maul, und nimm ihn heut unter Deinen Mantel, wenn Du schlafen gehest, so wird er Dich nie wieder verlassen!«
    Der Engländer hatte das Alles mit angesehen, ohne den Vorgang recht zu verstehen. Er frug mich:
    »Zem-Zem verschenkt, Master?«
    »Ja.«
    »Well! Immer fort damit! Wasser ist Wasser!«
    »Wißt Ihr, was ich dafür bekommen habe?«
    »Was?«
    »Diesen Hund.«
    »Wie? Was? Nicht möglich!«
    »Warum nicht?«
    »Zu kostbar. Kenne die Hunde! Dieser ist fünfzig Pfund werth!«
    »Noch mehr. Aber dennoch gehört er mir.«
    »Warum?«
    »Weil ich der Tochter des Ortsvorstehers das Armband geschenkt habe.«
    »Schrecklicher Kerl! Kolossales Glück! Erst Pferd von Mohammed Emin, gar nichts zu bezahlen, und nun auch Windhund! Ich Pech dagegen. Nicht einen einzigen Fowling-bull gefunden. Schauderhaft!«
    Auch Mohammed bewunderte den Hund, und ich glaube gern, daß er ein klein wenig eifersüchtig auf mich war. Ich muß gestehen, ich hatte Glück.
    Kurz bevor ich mich zur Ruhe begab, ging ich noch einmal zu den Pferden. Der Vorsteher traf mich dort.
    »Emir,« frug er halblaut, »darf ich eine Frage aussprechen?«
    »Sprich!«
    »Du willst nach Amadijah?«
    »Ja.«
    »Und noch weiter?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Es ist ein Geheimniß dabei?«
    »Das vermuthest Du?«
    »Ich vermuthe es.«
    »Warum?«
    »Du hast einen Araber bei Dir, der nicht vorsichtig ist. Er schlug den Ärmel seines Gewandes zurück, und dabei habe ich die Tättowirung seines Armes gesehen. Er ist ein Feind der Kurden und auch ein Feind des Mutessarif; er ist ein Haddedihn. Habe ich richtig

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