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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beobachtet sind. Befinden wir uns aber allein, so könnt Ihr reden nach Herzenslust.«
    »Ist gut! Nicht ganz übel! Werde Gelübde thun! Wann geht es an?«
    »Sofort, nachdem wir Spandareh verlassen haben.«
    »Well! Einverstanden!«
    Nach dem Morgenkaffee erhielten wir noch allerhand Proviant eingepackt; dann stiegen wir zu Pferde. Wir hatten Abschied von allen Mitgliedern des Hauses, außer dem Hausherrn selbst, genommen und sagten auch den Andern, welche sich versammelt hatten, Lebewohl. Der Vorsteher hatte satteln lassen, um uns eine Strecke Weges zu begleiten.
    Hinter Spandareh gab es einen sehr beschwerlichen, kaum reitbaren Weg, der uns zu den Tura-Ghara-Bergen emporführte. Es gehörten fast die Füße von Gemsen dazu, diesen Felsenpfad zu überwinden, aber wir langten glücklich auf der Höhe an. Hier hielt der Vorsteher sein Pferd an und nahm aus der Satteltasche ein Packet.
    »Nimm dies, und gib es dem Manne meiner Tochter, wenn Du nach Gumri kommen solltest. Ich habe Ihr ein persisches Tuch und ihrem Manne für seine Mehin einen Dizgin versprochen, wie ihn die Kurden von Pir Mani führen. Wenn Du ihnen diese Sachen bringst, so wissen sie, daß Du mein Freund und Bruder bist, und werden Dich so aufnehmen, als ob ich es selber wäre. Aber ich wünsche um Deinetwillen dennoch, daß Du wieder zu mir zurückkehren mögest.«
    Er deutete auf einen Reiter, der uns gefolgt war und bei Halef und dem Baschi-Bozuk hielt.
    »Das ist der Mann, der mir den Anzug dieses Fremdlings wieder bringen wird. Ihm könntest Du auch das Packet geben, wenn Du merkst, daß Dich Dein Weg nicht nach Gumri führt. Und nun scheiden wir! Aaleïk sallam, u rahhmet Allah – der Friede und die Barmherzigkeit sei mit Dir!«
    Wir umarmten und küßten uns, dann gab er auch den Andern die Hand und kehrte um. Ich hatte in ihm einen Mann kennen gelernt, an den ich noch heute mit Achtung und Wohlwollen zurückdenke.
    Wir ritten weiter. Der Weg ging bergab in das Thal von Amadijah hinunter. Dieses Thal wird von einer Sandsteinablagerung gebildet und von sehr vielen Schluchten durchschnitten, in denen rauschende Waldbäche strömen. Sie führen alle ihr Wasser dem Zab entgegen. Die Schluchten und Gelände sind mit kräftigen Eichenwaldungen bestanden, die bedeutende Galläpfelernten liefern, mit denen die Bewohner einen einträglichen Handel treiben. In der Ebene liegen zahlreiche chaldäische Dörfer, die aber entweder öde und verlassen sind, oder nur wenige Bewohner zählen, da die Chaldäer sich vor den Bedrückungen der Türken und den Einfällen räuberischer Kurdenstämme gern in die Berge zurückziehen.
    Durch diese Landschaft, deren Eichen mich heimatlich anmutheten, ritten wir unserm Ziele entgegen.
    »Darf ich reden?« frug Lindsay leise.
    »Ja. Wir sind ja unbelauscht.«
    »Aber der Kurde hinter uns?«
    »Kommt nicht in Betracht.«
    »Well!«
    »Dorf hieß Spandareh?«
    »Ja.«
    »Wie Euch gefallen?«
    »Sehr. Und Euch, Sir?«
    »Prächtig! Guter Wirth, gute Wirthin, feines Essen, schöner Tanz, prachtvoller Hund!«
    Bei dem letzten Worte blickte er auf das Windspiel, welches neben meinem Pferde hertrabte; ich war so vorsichtig gewesen, es mittels einer Leine an meinen Steigbügel zu binden. Übrigens hatte der Hund bereits Freundschaft mit meinem Pferde geschlossen und schien es genau zu wissen, daß ich sein Herr geworden sei. Er blickte mit seinen großen, klugen Augen sehr aufmerksam zu mir empor.
    »Ja,« antwortete ich. »Alles war schön, besonders das Essen.«
    »Excellent! Sogar Taube und Beefsteaks!«
    »Hm! Glaubt Ihr wirklich an die Taube?«
    »Well! Warum nicht?«
    »Weil es keine war.«
    »Nicht? Keine Taube. War welche!«
    »War keine!«
    »Was sonst?«
    »Es war das Thier, das von den Zoologen den lateinischen Namen Vespertilio murinus oder myotis erhalten hat.«
    »Bin kein Zoologe. Auch nicht Latein!«
    »Diese Taube heißt gewöhnlich Fledermaus.«
    »Fleder – – –«
    Er hielt inne. Seine Geschmacks- und Verdauungsnerven wurden beim Klange dieses Wortes in eine Anstrengung versetzt, durch welche sein Mund in eine trapezoide und perennirende Höhlenöffnung verwandelt wurde, in welcher man die schönste Entdeckungsreise vornehmen konnte. Sogar die lange Nase schien in Mitleidenschaft gezogen zu sein, denn ihre Spitze bekam jene weiße Färbung, von welcher der Dichter gesungen haben soll: »Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß mir so traurig ist!«
    »Ja, Fledermaus war es, Sir. Fledermaus habt Ihr

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