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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kurde begleitete uns.
    »Welche Botschaft hast Du auszurichten?« frug der Haddedihn.
    Ich erklärte ihm meinen Auftrag und auch meine Bedenken. Während dieser Auseinandersetzung gingen unsere Pferde einen schnellen Schritt, und wir hatten beinahe den Fluß erreicht, als ich zur Seite von uns ein verdächtiges Rascheln zu vernehmen glaubte. Ich wandte mein Gesicht der Gegend zu und sah in demselben Augenblick das Aufleuchten zweier Schüsse, welche auf mich und Mohammed gerichtet waren. Sofort nach dem Doppelknalle rannte das Pferd des Haddedihn mit seinem Reiter durch die Büsche; auf das meinige aber hatte man besser gezielt: es brach augenblicklich zusammen, und da der Vorfall ganz unerwartet und blitzschnell über uns kam, so fand ich nicht einmal Zeit, meine Füße aus den Steigbügeln zu befreien. Ich stürzte mit und kam halb unter das Pferd zu liegen. Im nächsten Augenblick sah ich acht Männer beschäftigt, sich meiner Waffen zu bemächtigen und mich zu binden. Einer von ihnen war derjenige, welcher vorhin als ein Bote des Melek bei mir gewesen war. So hatte mich mein Mißtrauen also doch nicht betrogen!
    Ich vermuthete eine Schurkerei des Raïs von Schohrd, des Nedschir-Bey, und wehrte mich aus Leibeskräften. Ich lag an der Erde, und mein rechtes Bein steckte unter dem Pferde; aber ich hatte doch die Arme zur Verfügung, und wenn man sie mir auch fest zu halten und zu fesseln suchte, so gelangen mir doch noch einige gute Stöße, ehe ich wehrlos gemacht wurde. Mit acht kräftigen Männern aber fertig zu werden, davon war natürlich keine Rede, zumal sie mir beinahe noch während des Sturzes die Waffen entrissen hatten.
    Nun zogen sie mich unter dem Pferde hervor, so daß ich mich auf die Füße erheben konnte. Es war nicht das erste Mal, daß ich mich in Fesseln befand, aber auf eine so niederträchtige Weise war ich doch noch nicht gebunden worden. Man hatte mir nämlich Riemen an die Handgelenke geschlungen und mittels derselben den rechten Arm über die Brust hinweg auf die linke Achsel, den linken Arm aber auf die rechte Achsel gezogen und dann im Nacken die Riemen so fest geknotet, daß mir die Brust fast bis zur Athmungsunfähigkeit zusammengepreßt ward. Außerdem wurden die Kniee so miteinander verbunden, daß ich keine weiten Schritte zu gehen vermochte; und um das Maß voll zu machen, wurde ich mit dem einem Ellbogen an den Steigbügel eines der Buschklepper geschnallt: – sie waren zu Pferde, hatten aber ihre Thiere vor dem Überfalle hinter die Büsche versteckt.
    Von dem Aufblitzen der Schüsse an bis zu dem Augenblick, wo ich an dem Pferde befestigt war, waren kaum drei Minuten vergangen. Ich hoffte, Mohammed Emin werde zurückkehren, wollte aber nicht um Hülfe rufen, um mir diesen Menschen gegenüber keine Blöße zu geben. Reden aber mußte ich nun doch einmal:
    »Was wollt Ihr von mir?« frug ich.
    »Nur Dich wollen wir,« antwortete der muthmaßliche Anführer. »Auch Dein Pferd wollten wir, aber Du hattest es nicht bei Dir.«
    »Wer seid Ihr?«
    »Bist Du ein Weib, daß Du so neugierig bist?«
    »Pah! Ihr seid Hunde im Dienste Nedschir-Bey’s. Er hat sich nicht an mich gewagt; drum sendet er seine Meute, damit ihm ja die Haut nicht geritzt werde!«
    »Schweig! Weßhalb wir Dich gefangen nehmen, das wirst Du bald erfahren. Doch verhalte Dich still und schweigsam, sonst bekommst Du einen Knebel in den Mund!«
    Die Männer setzten sich langsam in Bewegung. Wir kamen an den Fluß, ritten – natürlich außer mir, da ich gehen mußte – eine Strecke an demselben hinab und hatten dann wohl eine Furt erreicht, denn wir gingen in das Wasser.
    Am jenseitigen Ufer stand eine Schaar Bewaffneter, die sich aber bei unserm Anblick sofort unsichtbar machte. Jedenfalls war es Nedschir-Bey, welcher das Gelingen seines Streiches dort abgewartet hatte und sich nun befriedigt zurückzog.
    Das Bett des Flusses war hier mit scharfkantigen, schlüpfrigen Steinen besäet; das Wasser reichte mir stellenweise bis an die Brust, und da ich zu eng an das Pferd gefesselt war, so hatte ich mehr als genug auszustehen, ehe wir das andere Ufer erreichten. Dort blieben sechs von den Reitern zurück, während mich die übrigen Zwei weiter schleppten.
    Es ging am Flusse abwärts bis an ein wildes Bergwasser, welches sich hier von der linken Seite her in den Zab ergießt. Nun ritten die Beiden längs dieses Wassers aufwärts. Es war für mich ein beschwerlicher Weg, zumal die Escorte nicht die mindeste Rücksicht auf

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