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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Perser ist der orientalische Franzose. Seine Sprache ist biegsam und wohlklingend, weßhalb sie auch die Hofsprache der meisten asiatischen Fürsten geworden ist. Aber das höfliche, schmeichelnde und oft kriechende Wesen des Persers hat nie einen vortheilhaften Eindruck auf mich gemacht; die gerade, rauhe Ehrlichkeit des Arabers that mir wohler.
    Auch die Andern waren aufgesprungen, und alle Hände streckten sich dienstfertig aus, um sich unserer Pferde zu bemächtigen; doch hielten wir die Zügel fest, da wir noch keineswegs wußten, ob dies gastfreundlich oder hinterlistig gemeint sei.
    »Gib ihnen immerhin die Pferde! Sie sollen für dieselben sorgen,« sagte der Khan.
    Ich wollte mir gleich Gewißheit verschaffen; darum frug ich, nun auch in persischer Sprache:
    »Hesti irschad engiz – gewährst Du uns Sicherheit?«
    Er verneigte sich zustimmend und erhob die Hand.
    »Mi saukend chordem – ich beschwöre es! Setzt Euch zu mir, und laßt uns reden!«
    Die Bejat nahmen die Pferde; nur das meinige blieb in der Hand Halef’s, der recht gut wußte, was mir lieb und angenehm war. Wir Andern nahmen bei dem Khan Platz. Die Flamme leuchtete hell auf uns herüber, so daß wir einander ganz genau erkennen konnten. Der Bejat war ein in den mittleren Jahren stehender Mann von sehr kriegerischem Aussehen. Seine Züge waren offen und Vertrauen erweckend, und die achtungsvolle Entfernung, in welcher sich seine Untergebenen von ihm hielten, ließ auf einen ehrliebenden und selbstbewußten Charakter schließen.
    »Kennst Du bereits meinen Namen?« erkundigte er sich.
    »Nein,« antwortete ich.
    »Ich bin Heider Mirlam, der Neffe des berühmten Hassan Kerkusch-Bey. Hast Du von ihm gehört?«
    »Ja. Er residirte in der Nähe des Dorfes Dschenijah, welches an der Poststraße von Bagdad nach Tauk liegt. Er war ein sehr tapferer Krieger, aber er liebte dennoch den Frieden, und jeder Verlassene fand guten Schutz bei ihm.«
    Er hatte mir seinen Namen gesagt, und nun erforderte es natürlich die Höflichkeit, ihm auch den meinigen zu nennen. Darum fuhr ich fort:
    »Dein Kundschafter wird Dir bereits gesagt haben, daß ich ein Franke bin. Man nennt mich Kara Ben Nemsi – – –«
    Er konnte trotz der bekannten orientalischen Selbstbeherrschung einen Ausruf des Erstaunens nicht unterdrücken:
    »Ajah – oh! Kara Ben Nemsi! So ist dieser andere Mann, der eine rothe Nase hat, der Emir aus Inglistan, welcher Steine und Schriften ausgraben will?«
    »Hast Du von ihm gehört?«
    »Ja, Herr; Du hast mir nur Deinen Namen genannt, aber ich kenne Dich und ihn. Der kleine Mann, welcher Dein Pferd hält, ist Hadschi Halef Omar, vor dem sich so viele Große fürchten?«
    »Du hast es errathen.«
    »Und wer sind die beiden Andern?«
    »Das sind Freunde von mir, welche ihre Namen in den Kuran legten. Wer hat Dir von uns erzählt?«
    »Du kennst Ibn Zedar Ben Huli, den Scheik der Abu Hammed?«
    »Ja. Er ist Dein Freund?«
    »Er ist nicht mein Freund und nicht mein Feind. Du brauchst Dich nicht zu sorgen; ich habe ihn nicht an Dir zu rächen.«
    »Ich fürchte mich nicht!«
    »Das glaube ich. Ich traf mit ihm bei Eski Kifri zusammen, und da erzählte er mir, daß Du Schuld bist, daß er Tribut zu zahlen hat. Sei vorsichtig, Herr! Er wird Dich tödten, wenn Du in seine Hände fällst.«
    »Ich befand mich in seiner Hand, ohne daß er mich getödtet hat. Ich war Gefangener; aber er konnte mich nicht festhalten.«
    »Ich habe es gehört. Du hast den Löwen getödtet, ganz allein und in der Dunkelheit, und bist dann mit der Haut desselben davongeritten. Glaubst Du, daß auch ich Dich nicht halten könnte, wenn Du mein Gefangener wärest?«
    Dies klang verdächtig, doch ich antwortete ruhig:
    »Du könntest mich nicht halten, und ich wüßte auch nicht, wie Du es anfangen solltest, um mich gefangen zu nehmen.«
    »Herr, wir sind Zweihundert, Ihr aber seid nur Fünf!«
    »Khan, vergiß nicht, daß zwei Emire aus Frankhistan unter diesen Fünf sind, und daß diese Zwei so viel zählen wie zweihundert Bejat!«
    »Du sprichst sehr stolz!«
    »Und Du fragst sehr ungastlich! Soll ich an der Wahrheit Deines Wortes zweifeln, Heider Mirlam?«
    »Ihr seid meine Gäste, obgleich ich die Namen dieser beiden Männer nicht kenne, und sollt Brod und Fleisch mit mir essen.«
    Ein rücksichtsvolles Lächeln umspielte seine Lippen, und der Blick, welchen er auf die beiden Haddedihn warf, sagte mir genug. Mohammed Emin war infolge seines prachtvollen, schneeweißen

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