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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit Senitza.«
    »Ist es wahr, Effendi?«
    »Sie hatte mich verstanden und erwartete uns.«
    »O komm! Schnell, schnell!«
    »Warte noch!«
    Ich ging in den Garten, um eine der Stangen zu holen, welche ich gleich bei meiner ersten Anwesenheit bemerkt hatte. Dann traten wir in den Hof. Die Spalte oben im Gitterwerke hatte sich bereits wieder geöffnet.
    »Senitza, mein Stern, mein – –« rief Isla mit unterdrückter Stimme, als ich emporgezeigt hatte. Ich unterbrach ihn:
    Senitza ist serbisch und heißt deutsch Augapfel.
    »Um alles in der Welt, still! Hier ist keine Zeit zu Herzensergüssen. Du schweigst, und nur ich rede!«
    Dann wandte ich mich empor zu ihr:
    »Bist du bereit, mit uns zu gehen?«
    »Oh, ja!«
    »Durch die Zimmer geht es nicht?«
    »Nein. Aber drüben hinter den hölzernen Säulen liegt eine Leiter.«
    »Ich hole sie!«
    Wir brauchten also weder die Stange noch den mitgebrachten Strick. Ich ging und fand die Leiter. Sie war fest. Als ich sie angelehnt hatte, stieg Isla empor. Ich schlich unterdessen nach der Thür zum Selamlük, um zu horchen.
    Es dauerte einige Zeit, ehe ich die Gestalt des Mädchens erscheinen sah. Sie stieg herab, und Isla unterstützte sie dabei. In dem Augenblicke, in welchem sie den Boden erreichten, erhielt die Leiter einen Stoß; sie schwankte und stürzte mit einem lauten Krach zu Boden.
    »Flieht! Schnell nach dem Boote!« warnte ich.
    Sie eilten nach dem Thore, und zu gleicher Zeit hörte ich Schritte hinter der Thür. Abrahim hatte das Geräusch vernommen und kam herbei. Ich mußte den Fliehenden den Rückzug decken und folgte ihnen also mit nicht zu großer Schnelligkeit. Der Ägypter bemerkte mich, sah auch die umgestürzte Leiter und das geöffnete Gitter.
    Er stieß einen Schrei aus, der von allen Bewohnern des Hauses gehört werden mußte.
    »Chirsytz, hajdut, Dieb, Räuber, halt! Herbei, herbei, ihr Männer, ihr Leute, ihr Sklaven! Hilfe!«
    Mit diesen laut gebrüllten Worten sprang er hinter mir her. Da der Orient keine Betten nach Art der unseren kennt und man meist in den Kleidern auf dem Diwan schläft, so waren die Bewohner des Hauses alsbald auf den Beinen.
    Der Ägypter war hart hinter mir. Am Außenthore blickte ich mich um. Er war nur zehn Schritte von mir entfernt, und dort an dem inneren Thore erschien bereits ein zweiter Verfolger.
    Draußen bemerkte ich nach rechts Isla Ben Maflei mit Senitza fliehen; ich wandte mich also nach links. Abrahim ließ sich täuschen. Er sah nicht sie, sondern nur mich und folgte mir. Ich sprang um die eine Ecke, in der Richtung nach dem Flusse zu, oberhalb des Hauses, während unser Boot unterhalb desselben lag. Dann rannte ich um die zweite Ecke, das Ufer entlang.
    »Halt, Bube! Ich schieße!« erscholl es hinter mir.
    Er hatte also die Waffen bei sich gehabt. Ich eilte weiter. Traf mich seine Kugel, so war ich tot oder gefangen, denn hinter ihm folgten seine Diener, wie ich aus ihrem Geschrei vernahm. Der Schuß krachte. Er hatte im Laufen gezielt, statt dabei stehen zu bleiben; das Geschoß flog an mir vorüber. Ich that, als sei ich getroffen, und warf mich zur Erde nieder.
    Er stürzte an mir vorbei, denn er hatte nun das Boot bemerkt, in welches Isla eben mit Senitza einstieg. Gleich hinter ihm sprang ich wieder auf. Mit einigen weiten Sprüngen hatte ich ihn erreicht, packte ihn im Nacken und warf ihn nieder.
    Das Geschrei der Fellatah erscholl aber jetzt hinter mir, sie waren mir sehr nahe, da ich mit dem Niederwerfen Zeit und Raum verloren hatte; aber ich erreichte den Kahn und sprang hinein. Sofort stieß Halef vom Ufer, von welchem wir bereits mehrere Bootslängen entfernt waren, als die Verfolger dort ankamen.
    Abrahim hatte sich wieder emporgerafft. Er überblickte die ganze Situation.
    »Geri,« brüllte er; »geri erkekler – zurück, zurück, ihr Männer! – Zurück, nach dem Boote!«
    Alle wandten sich um in der Richtung nach dem Kanale, wo ihr Kahn gelegen hatte. Abrahim kam zuerst dort an und stieß einen Schrei der Wut aus. Er sah, daß das Boot verschwunden war.
    Wir hatten unterdessen die ruhigeren Gewässer des Ufers verlassen und das schneller strömende Wasser erreicht; Halef und der Barbier aus Jüterbogk ruderten; auch ich nahm eines der aus dem Boote Abrahims genommenen Ruder; Isla that dasselbe, und so schoß unser Kahn sehr schnell stromabwärts.
    Es wurde kein Wort gesprochen; unsere Stimmung war nicht danach, in Worte gefaßt zu werden.
    Während des ganzen Abenteuers war doch eine

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