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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befand. Er war gewiß muthig und in der Führung der Waffen erfahren, aber seine jetzige Lage war eine solche, in der er sich noch nie befunden hatte. Auch mir hatte ja das Herz geklopft, als ich zum erstenmal einen Trupp Sioux belauschte, welcher ausgezogen war, um mich zu fangen. Jetzt freilich hatte mich die Erfahrung kühler gemacht.
    Die Ihlats schienen überzeugt zu sein, sich ganz allein in dieser Gegend zu befinden; denn ihre Unterhaltung war eine so laute, daß man sie sicher jenseits des Flusses noch hören konnte. Eben, als wir unser Versteck erreicht hatten, frug der Pendschahbaschi:
    »Wirst Du ihn lebendig ergreifen?«
    »Wenn er sich lebendig fangen läßt, ja.«
    »Und ihn lebendig zurückbringen?«
    »Ich bin kein Thor. Sagt einmal, Ihr Männer, wollt Ihr ihn todt oder lebendig haben?«
    »Todt!« rief es im Kreise.
    »Natürlich! Wir haben den Befehl, ihn zu verfolgen, und, wenn wir ihn nicht lebendig fangen, doch seinen Kopf zu bringen. Führen wir ihn lebendig zurück, so müssen wir auch Alles, was er bei sich hat, übergeben. Bringen wir aber seinen Kopf, so werden wir nach allem Andern nicht gefragt.«
    »Er soll all sein Geld und seine Kostbarkeiten aufgeladen haben,« bemerkte der Lieutenant.
    »Ja, dieser Sohn eines verfluchten Serdar war sehr reich; er hat acht oder zehn Kameele mit seinen Schätzen bepackt; wir werden eine kostbare Beute machen und viel zu theilen haben.«
    »Doch sage, Susbaschi, was wirst Du thun, wenn sich der Mirza unter den Schutz eines Scheiks oder eines türkischen Beamten begibt?«
    »Ich werde nach diesem Schutz gar nicht fragen; aber dann dürfen wir nicht verrathen, daß wir Perser sind; versteht Ihr wohl? Übrigens wird er gar nicht Zeit haben, sich unter einen solchen Schutz zu stellen, denn schon morgen oder übermorgen werden wir ihn ergreifen. Wir brechen mit der Morgenröthe auf und werden, wie bisher, Zeichen finden, welche uns ganz sicher und untrüglich leiten. Dieser Dummkopf Hassan Ardschir-Mirza glaubt, weil Saduk nicht reden kann, so könne er auch nicht schreiben. Die Zeichen, die er uns gemacht hat, sind gleichfalls eine deutliche Schrift. Jetzt legt Euch um, Ihr Hunde, denn wir haben nicht viel Zeit mehr zur Ruhe.«
    Sie folgten augenblicklich diesem Befehle, und Mancher mochte bald träumen von dem Glanz der Schätze, von denen er erwartete, daß sie sich bald in seiner Hand befinden würden. Unser Lauschen hatte mir außer dem taktischen Nutzen auch noch einen andern gebracht: ich wußte nun, daß der Vater des Mirza ein Serdar gewesen war, und hielt es also für gewiß, daß Hassan Ardschir den Rang eines Generals begleitet hatte. Es mußten bedeutende Personen sein, vor deren Rache er sich zur Flucht gewendet hatte.
    Als die Ihlats sich in ihre Decken gehüllt hatten, machten wir uns leise davon.
    »Emir,« begann der Mirza, als wir aus der Hörweite waren, »ich habe diesen Susbaschi und diesen Pendschahbaschi mit vielen Wohlthaten überhäuft. Diese Beiden müssen sterben!«
    »Sie sind Deiner Beachtung gar nicht werth; sie sind Hunde, welche man hinter Dir hergehetzt hat; zürne nicht ihnen, sondern zürne ihren Herren!«
    »Sie wollen mich ermorden, um meine Schätze zu erhalten.«
    »Sie wollen es, aber sie werden es nicht thun. Wir wollen in unserm Lager darüber sprechen. Schleiche Dich nun allein zurück; ich werde bald nachkommen.«
    Er entfernte sich nur widerwillig. Als ich von seinen leisen Bewegungen nichts mehr vernahm, schlich ich mich hinüber zu Halef und gab ihm flüsternd die nöthigen Verhaltungsmaßregeln. Dann machte ich einen Bogen um den Ruheplatz der Ihlats, so daß ich zur rechten Seite desselben den Saum der Sträucher und den Fluß erreichte, und schritt hierauf in südlicher Richtung weiter. Nach ungefähr zwei Minuten brach ich eine kleine Erle um, so daß ihr Gipfel nach Süden zeigte, und nach weiteren fünf und zehn Minuten that ich zweimal ganz dasselbe. Bei dem letzten Zeichen machte der Fluß eine scharfe Biegung, welche mir für meine Absichten sehr zu Statten kam. Alsdann kehrte ich in unser Lager zurück.
    Ich hatte zu meiner kleinen Excursion doch eine halbe Stunde gebraucht und fand den Mirza bereits in Sorge um mich. Auch der Engländer frug:
    »Wo lauft Ihr herum, Sir? Sitze da wie ein Waisenknabe, um den sich Niemand kümmert; habe diese Sache satt! Well!«
    »Beruhigt Euch! Ihr werdet bald Beschäftigung erhalten.«
    »Schön! Gut! Schlagen wir die Kerls todt?«
    »Nein; aber wir werden sie ein

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