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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eilte hin, untersuchte den Ort und bestätigte die Richtigkeit der Wahrnehmung. Dann frug er: »Ist ein Zeichen gemacht?«
    »Ich sehe keines,« antwortete der Lieutenant. »Es wird Saduk nicht möglich gewesen sein. Morgen werden wir es finden. Hier können auch wir ein Feuer machen. Nehmt Mehl und macht Brod!« –
    Als ich diese Soldaten so sorglos wirthschaften sah, erkannte ich, daß uns vor ihnen nicht im Mindesten bange zu sein brauchte. Sie machten sich ein riesiges Feuer an, mengten Mehl und Flußwasser zu einem dicken Brei, der in den Händen gequetscht, gedrückt und gerollt und dann auf den Lanzenspitzen über das Feuer gehalten wurde. Das war das Brod, welches sie in noch halb rohem und in halb verbranntem Zustande zerrissen und heißhungrig verschlangen. Wie hätte diesen Vaterlandsvertheidigern eine Portion deutscher Erbswurst gemundet!
    Dies war ihre ganze Abendmahlzeit.
    Als die Dämmerung hereinbrach, leierten sie ihr Gebet ab und rückten dann dem Feuer näher, um sich ihre Märchen aus ›Tausend und eine Nacht‹ zum tausend und ersten Male zu erzählen. Ich sah ein, daß ich hier so ziemlich überflüssig sei, und schlich geräuschlos zum Lager hinauf. Dort brannte kein Feuer, ein Jeder saß vollständig kampfbereit an seinem Platze. Saduk lag noch zwischen Halef und dem Engländer. Man hatte seine Fesseln verdoppelt und ihm auch einen Knebel gegeben.
    »Wie steht es, Emir?« frug der Mirza.
    »Gut,« antwortete ich.
    »Sind sie fort?«
    »Nein.«
    »Wie kann es dann gut stehen?«
    »Weil diese Ihlats sammt ihrem fürchterlichen Maktub Agha die größten Nadanan sind, welche ich gesehen habe. Wenn wir uns während der Nacht ruhig verhalten, so werden sie in der Frühe abziehen, ohne uns im Geringsten zu belästigen. Halef, kannst Du mit Deinem Beine hinunter?«
    »Ja, Sihdi.«
    »So übergebe ich sie Dir, denn auf Dich kann ich mich am besten verlassen. Du bleibst unten, bis ich Dich ablöse.«
    »Wo wirst Du mich suchen?«
    »Sie haben ein Feuer, und grad oberhalb desselben steht eine alte, verkrüppelte Pinie. An ihrem Stamme werde ich Dich treffen.«
    »Ich gehe schon, Sihdi. Die Flinte lasse ich hier; sie ist mir im Wege. Mein Messer ist scharf und spitz, und wenn einer dieser Dummköpfe es wagen wollte, heraufzusteigen, so soll er unten in der Dschehennah an Hadschi Halef Omar denken! Allahi, wallahi, tallahi, ich habe es gesagt!«
    Er huschte leise fort. Sein Nachbar, der Engländer, faßte mich am Arme.
    »Master, wo bleibt denn Euer Verstand? Ich sitze hier und verstehe kein Wort. Ich weiß, daß da unten ein Haufe Perser sitzt, aber weiter nichts. So rückt doch heraus mit der Sprache!«
    Ich erklärte ihm in Kürze den ganzen Vorgang, und dennoch dauerte dem Mirza diese Auseinandersetzung zu lange. Er unterbrach mich mit der Frage:
    »Emir, darf ich die Ihlats nicht einmal sehen?«
    »Kannst Du Dich geräuschlos über Wurzeln und Laub, durch Äste und Zweige bewegen?« lautete meine Gegenfrage.
    »Ich glaube es und werde vorsichtig sein.«
    »Hast Du gelernt, Husten und Nießen unbedingt zu unterdrücken?«
    »Das ist unmöglich!«
    »Es ist nicht unmöglich; es ist nicht einmal schwer, wenn man sich darin gehörig geübt hat. Aber wir wollen es wagen; vielleicht können wir sie belauschen und etwas Wichtiges hören. Wenn Dir ein Reiz in die Kehle oder Nase kommt, so lege den Mund fest auf die Erde und bedecke den Kopf. Wer einen Andern beschleichen will, darf nie durch die Nase Athem holen; dann ist das Nießen ausgeschlossen. Wer in der Nähe eines Feindes husten muß, der huste mit eingehülltem Kopfe in die Erde hinein und ahme dabei, wenn es Nacht ist, den Ruf des Uhu nach. Ein echter, erfahrener Schekarji aber wird nie husten oder nießen. Komm!«
    Ich schlich voran, und er folgte mir. Ich suchte ihm Alles aus dem Wege zu räumen, was ihm hinderlich sein konnte, und so kamen wir seitwärts von Halef’s Standpunkte glücklich unten am Saume des Gebüsches an, wo wir uns leicht im tiefen Schatten der Sträucher verbergen konnten. Nur zwölf Schritte von uns entfernt, loderte das Feuer. Die beiden Offiziere saßen ganz in der Nähe desselben, und die Anderen bildeten einen Dreiviertelkreis um die Flamme. Hier und da fiel der flackernde Schein derselben auf die Gestalt eines der Pferde, welche zerstreut in der Umgegend weideten oder bereits am Boden lagen.
    Hassan Ardschir-Mirza sagte nicht das leiseste Wort; aber ich hörte es seinen Athemzügen an, daß er sich in Aufregung

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