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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Werden sie uns folgen?«
    »Sicher, nehmt die Taschen mit den Vorräthen hoch!«
    »Aber hier ist es tief!«
    »Desto besser. Fürchtet Ihr, zu ertrinken?«
    »Pshaw, Ihr kennt mich ja! Aber werden diese Männer glauben, daß der Mirza mit seinen Kameelen über den Fluß gegangen ist?«
    »Das soll ja eben die Probe sein. Wenn er das glaubt, so wird er auch allen unseren andern Finten folgen.«
    Ich verband die Ranken eines Pfeifenstrauches zu einem recht auffälligen Thorbogen, trieb meinen Rappen zu einigen Lançaden, um den Boden mit Spuren zu versehen, und ließ ihn dann in das Wasser gehen. Der Engländer folgte. Da wir stromaufwärts hielten, erreichten wir trotz der heftigen Strömung die grad gegenüber liegende Stelle des anderen Ufers, wo ich einige Strauchspitzen umbrach, um die Richtung scharf nach Süden anzudeuten. Es gab hier grasigen Boden, was mir lieb war, da die Nässe, die von uns tropfte, dadurch weniger bemerkbar blieb.
    Jetzt ging es im Galopp weiter. Die Perser mußten nach einer halben Stunde dieselbe Stelle erreichen, und dann erkannten sie, wenn sie nicht ganz und gar unerfahren oder leichtsinnig waren, ganz sicher, daß die Spuren unserer Pferde im Grase nicht älter als vom heutigen Morgen sein konnten. Dennoch ritten wir zwei Stunden lang in gleicher Richtung fort über kurze Ebenen, über niedrige Hügel und durch seichte Thäler, die von kleinen Wasserläufen durchflossen waren. Dann erreichten wir, wie ich vorher vermuthet hatte, den Djalah wieder und setzten auf das andere Ufer über. Natürlich hatten wir an passenden Stellen unsere Zeichen angebracht. Jetzt zog ich ein Stück Pergament hervor.
    »Ihr wollt schreiben, Master?« sagte Lindsay.
    »Ja. Die Zeichen müssen nun bald aufhören, und so will ich versuchen, ob ein Pergament die gleiche Wirkung hervorbringt.«
    »Zeigt her, was Ihr schreibt!«
    »Hier, seht es Euch an!«
    Ich gab ihm das Pergament, auf welchem etliche persische Worte standen. Er sah sie an und dann mich; dabei zogen seine Lippen ein höchst verlegenes Trapezoïd, und seine Nase legte sich verschämt zur Seite.
    »Heigh ho! Wer soll dieses Geschreibsel lesen! Wie heißt es?«
    »Es ist persisch und wird von hinten, also von links nach rechts gelesen. Es lautet: ›Halijah hemwer ziru bala – jetzt beständig abwärts!‹ Wir wollen sehen, ob sie dieser Weisung Folge leisten.«
    Ich bog zwei Äste eines Strauches zusammen und befestigte das Pergament in der Weise daran, daß es sofort gesehen werden mußte. Hierauf ritten wir dem Laufe des Flusses nach, bis wir eine passende Stelle fanden, um unsern letzten Übergangspunkt zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Hier stiegen wir vom Pferde, um ein Frühmahl zu halten und die Thiere trinken und grasen zu lassen. Natürlich waren wir sehr gespannt darauf, zu sehen, ob unsere List Erfolg haben würde.
    Wir mußten weit über eine Stunde warten, bis wir endlich da oben am Flusse eine Bewegung wahrnahmen. Das Fernrohr zeigte mir, daß Alles gelungen sei, und so ritten wir höchst befriedigt weiter. Erst kurz nach Mittag machte ich ein Zeichen, und dann gegen Abend wieder eines an der Ecke eines Seitenthales, welches sich vom Flusse ab nach West erstreckte. Dies war die erste Gelegenheit, den zweiten Theil unseres Unternehmens auszuführen, nämlich die Perser nach rechts abzulenken; bis jetzt hatte das Terrain sich noch nicht dazu geeignet.
    Am Eingange dieses Thales hielten wir unsere wohl verdiente Nachtruhe.
    Am andern Morgen befestigte ich ein zweites Pergamentstück, welches angab, daß der Weg nun lange Zeit nach Sonnenuntergang führen werde. Im Laufe des Vormittags ließ ich ein Drittes zurück, des Inhaltes, daß Hassan Ardschir-Mirza mißtrauisch geworden sei, weil er mich (das heißt Saduk) bei einemZeichen ertappt habe. Dann zu Mittag brachte ich das vierte und letzte Pergamentstück an. Es enthielt die Nachricht, daß der Mirza über die Hügel des Bozian entweder nach Dschumeila oder Kifri gehen wolle, und daß sein Mißtrauen so gewachsen sei, daß er mich in die Vorhut versetzt habe, um mich stets vor Augen zu haben; das Zeichengeben sei mir also jetzt beinahe unmöglich geworden.
    Hiermit war unsere Aufgabe gelöst. Ich hielt es gar nicht für nöthig, uns zu überzeugen, ob der Susbaschi uns auch wirklich bis hieher folgen werde; denn nach Allem, was bisher geschehen war, stand sicher zu erwarten, daß er unsere List für Wahrheit nehmen werde.
    Wir kehrten, mit unserer bisherigen Richtung

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