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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stolz dazu. Eine sächsische Armee, welche weint, die gibt es nicht! Auch ließ der Lohn nicht auf sich warten. Als Vater Vizekommandant geworden war, sagte er zu mir: »Junge, dazu hast du viel geholfen. Ich baue dir eine Trommel. Du sollst Tambour werden!« Wie das mich freute! Und es gab Augenblicke, in denen ich wirklich der Ueberzeugung war, alle diese Püffe, Stöße, Hiebe und Katzenköpfe nur zum Wohle und zur Rettung des Königs von Sachsen und seines Ministeriums empfangen zu haben! Wenn er das wüßte!
    Die Trommel bekam ich, denn Vater hielt stets Wort. Der Klempnermeister Leistner am Markt in Hohenstein war ihm behilflich, sie zu bauen. Es war eine sehr gut gelungene Solotrommel; sie existiert noch heut. Ich bin später, als ich etwas größer war, doch auch noch als Knabe, Tambour bei der siebenten Kompagnie gewesen und werde diese Trommel noch einmal zu erwähnen haben. Die elf Kompagnieen taten ihre Schuldigkeit. Sie exerzierten fast täglich, wozu mehr als genug Zeit vorhanden war, weil es keine Arbeit gab. Wie wir trotzdem existieren konnten und wovon wir eigentlich gelebt haben, das kann ich heute nicht mehr sagen; es kommt mir wie ein Wunder vor. Es gab auch an andern Orten »Königsretter«. Die standen mit einander in Verbindung und hatten beschlossen, sobald der Befehl dazu gegeben werde, nach Dresden aufzubrechen und für den König alles zu wagen, unter Umständen sogar das Leben. Und eines schönen Tages kam er, dieser Befehl! Die Signalhörner erklangen; die Trommeln wirbelten. Aus allen Türen strömten die Helden, um sich auf dem Marktplatze zu versammeln. Der Fleischermeister Haase war Regimentsadjutant. Er hatte sich ein Pferd geborgt und saß da mitten drauf. Es war keine leichte Sache für ihn, zwischen dem Kommandanten, dem Vizekommmandanten und den Hauptleuten zu vermitteln, denn der Gaul wollte immer anders als der Reiter. Die Frau Stadtrichter Layritz hing eine Tischdecke und ihre Sonntagssaloppe zu den Fenstern heraus. Das war geflaggt. Wer etwas dazu hatte, der machte es ihr nach. Dadurch gewann der Marktplatz ein festlich frohes Angesicht. Man war überhaupt nur begeistert. Keine Spur von Abschiedsschmerz! Niemand hatte das Bedürfnis, von Frau und Kindern besonders Abschied zu nehmen. Lauter Jubel, dreimal hoch, vivat, hurrah an allen Orten! Der Herr Kommandant hielt eine Rede. Hierauf ein grandioser Tusch der Blasinstrumente und Trommeln. Dann die Kommandorufe der einzelnen Hauptleute: »Achtung – – Augen rechts, rrrricht’t euch – – Augen grrrade aus – – G’wehr bei Fuß – – G’wehr auf – – G’wehr präsentiert – – G’wehr über – – Rrrrechts um – – Vorwärts marsch!« Voran der Herr Adjutant auf dem geborgten Pferde, hinter ihm die Musikanten mit dem türkischen Schellenbaum, die Tamboure, sodann der Kommandant und der Vizekommandant, hierauf die Schützen, die Garde und die neun andern Kompagnieen, so marschierten die Heerschaaren links, rechts – links, rechts zur damaligen Hintergasse hinaus und am Zechenteiche vorüber, dem wir damals unsere Frösche anvertrauten, nach Wüstenbrand, um über Chemnitz und Freiberg nach der Hauptstadt zu gelangen. Eine Menge Angehöriger marschierte hinterdrein, um den Mutigen bis an das Weichbild des Städtchens das Geleit zu geben. Ich aber stand bei meinem ganz besonderen Liebling, dem Herrn Kantor Strauch, der unser Nachbar war, an seiner Haustür, dabei die Friederike, seine Frau, die eine Schwester des Herrn Stadtrichter Layritz war. Sie hatten keine Kinder, und ich war berufen, ihnen ihre kleinen wirtschaftlichen Angelegenheiten zu besorgen. Ihn liebte ich glühend; sie aber war mir zuwider, denn sie belohnte alle meine Wege, die ich für sie tat, nur mit angefaulten Aepfeln oder mit teigigen Birnen und erlaubte ihrem Manne nicht mehr als monatlich nur zwei Zigarren zu rauchen, das Stück zu zwei Pfennige. Die mußte ich ihm vom Krämer holen, weil er sich schämte, so billige selbst zu kaufen, und er rauchte sie im Hofe, weil die Friederike den Tabaksgeruch nicht vertragen konnte. Auch er war heut von dem Anblicke unserer Truppen aufrichtig begeistert. Indem er ihnen nachblickte, sagte er:
    »Es ist doch etwas Großes, etwas Edles um solche Begeisterung für Gott, für König und Vaterland!«
    »Aber was bringt sie ein?« fragte die Frau Kantorin.
    »Das Glück bringt sie ein, das wirkliche, das wahre Glück!«
    Bei diesen Worten trat er in das Haus; er liebte es nicht, zu streiten. Ich ging

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