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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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bleiben, unser alter Kanzler aber war jedenfalls insoweit seines Urahnen wert, als er manchen guten Zug auf dem diplomatischen Schachbrett zu tun wußte. Dabei liebte er ehrlich Spiel, keine Finten und Hinterhalte. Der Kurfürst setzte ein unbegrenztes Vertrauen in seine Klugheit und Redlichkeit, und als die Gründung eines permanenten »Geheimen Rates«   für nötig erachtet wurde – die nächste Veranlassung dazu gab eine längere Anwesenheit des Kurfürsten im Herzogtume Preußen – war es selbstverständlich, daß Johann von Löben als Erster Rat in diesen Regentschaftskörper berufen wurde. Aus diesem damals gegründeten »Geheimen Rat« ging später der »Staatsrat« hervor. Johann von Löben wurde Kanzler bei jungen Jahren und stieg so hoch, wie ein Diener steigen mag im Dienst und in der Liebe seines Herrn; aber Leid und Bitterkeit des Lebens erreichten auch ihn . Als er die höchste fürstliche Gnade kennengelernt hatte, kam Ungnade über ihn, wie der Dieb in der Nacht. Fast unmittelbar nach Joachim Friedrichs Tode (1609) schied er aus dem Staatsdienst, um »procul negotiis« in Blumberg und seiner Umgebung die Freuden und Leiden glänzenderer Tage zu vergessen. 1629, inmitten der Wirren des Dreißigjährigen Krieges, wurd er noch einmal auf den Schauplatz berufen, um der schwachen und haltlosen Politik George Wilhelms Halt und Richtung zu geben, aber wo keine Kraft der Ausführung war, da wogen der Rat des Weisen und das Wort des Toren gleich schwer, und nach kurzem Verweilen am kurfürstlichen Hofe zog er sich zum zweiten Mal in die Stille seines Landguts zurück. Nur als Beobachter folgte er noch den Begebenheiten, und die letzten Jahre seines Lebens, im übrigen verbittert durch so manche Erfahrung, brachten ihm wenigstens das eine noch, daß es ihm vergönnt war, den Stern seines Schwiegersohns, Konrads von Burgsdorf, glänzend aufgehen zu sehn.
    Frau von Burgsdorf . Die Bildnisse des alten Kanzlers und seines Ehegemahls blicken, dem Anbau und der Kanzel abgewandt, in das alte Kirchenschiff hinein; an der Innenseite der beiden Pfeiler aber, so daß sie sich einander ins Auge blickten, hingen bis vor kurzem zwei andre interessante Bildnisse: das der alten Frau von Burgsdorf, einer Tochter Johanns von Löben, und das ihres Enkels, des Poeten Canitz. Dieses tête-à-tête zwischen Großmutter und Enkel ist neuerdings gestört worden; die Kirchenvorstände haben das Bildnis des Poeten, ich weiß nicht aus welchem Grunde, für eine kaum nennenswerte Summe verkauft. Es ist dies um so beklagenswerter, als die Kirche jedes andere Bild eher entbehrt haben könnte als dieses eine. Denn nicht nur die Glanzzeit Blumbergs fällt in die Tage, wo Canitz hier heitre Gastfreundschaft übte, nein, das Dasein des Dorfs überhaupt würde kaum jemals über seine nächste Umgebung hinaus bekannt geworden sein, wenn ihm nicht die Alexandriner des märkischen Poeten (Canitz) zu einem Plätzchen in der Literaturgeschichte und zu einem ähnlich guten Klange wie Wandsbek oder Gohlis oder Altengleichen verholfen hätten.
    Das Bildnis der alten Frau von Burgsdorf, dem wir uns jetzt zuwenden, ist wohlerhalten und trägt folgende Inschrift: »Die verwitwete Frau Oberkammerherrin von Burgsdorf, geborne von Löben, bekommt nach Absterben ihrer Frau Mutter alle Güter, so ihr Herr Vater, der Herr Kanzler von Löben, in Besitz gehabt; stehet solchen mit besondrem Ruhm und Leutseligkeit vor; aus Liebe für die blumbergschen und eichischen Untertanen legiert sie in ihrem Testament den Armen von beiden Gütern ein Kapital von 500 Talern. Sie setzet annoch bei ihrem Leben den klugen Staatsminister Freiherrn von Canitz, als ihren einzigen Enkel, zum Erben ihrer Güter ein. Erlanget von dem Höchsten die Verheißung langen Lebens und bringet solches auf siebenundsiebzig Jahr.«
    Der lebensvolle Kopf, der aus dem schlichten Holzrahmen heraus uns anblickt, ist aber nicht der Kopf einer siebenundsiebzigjährigen Greisin, sondern der Kopf einer Frau in den besten Jahren, deren Embonpoint sie siegreich schützte gegen die verräterische Furchenschrift einer beginnenden Funfzigerin und deren lang herabhängende dunkle Locken noch den Vorsatz der Trägerin aussprechen, nicht alt sein zu wollen .
    Ihr Kostüm erinnert vielfach an unsre heutige Mode. Das Kleid ist weit ausgeschnitten, aber ein reiches Kantenhemd umschließt den Nacken bis hoch herauf, und allerhand Borten und Schnüre ziehen sich dezent über den gestickten Brustlatz hin. Die

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