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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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wohnte, gewonnen und eingenommen sei, zugleich aber wahrnahm, daß die dicken Mauern des Schlosses Plaue, darauf seine Zuversicht stund, durch die ›große Büchse‹ , die man von Friesack herangeschafft hatte, zerschossen seien, nahm er montags nach Matthias Apostoli (26. Februar) die Flucht mit seinem Bruder Henning, Studenten von Paris, und einem Knechte, Dietrich Schwalbe genannt, in Meinung, zu entrinnen. Aber die Bürger von Alt- und Neustadt Brandenburg, die auf der anderen Seite des Schlosses über der Havel waren und daselbst mit ihren Büchsen Stand genommen hatten, als sie sahen, daß Johann von Quitzow flüchtig war, folgten sie ihm, um ihn zu greifen. Derowegen verließ er sein Roß und lief zu Fuß, in Meinung, sich also besser verstehlen und verbergen zu können; aber die Knechte Heinrichs von Schwarzburg, Bruder des Erzbischofs von Magdeburg, haben ihn aufgespürt und mit den anderen beiden gefangengenommen und in der Kirche zu Plaue, darin der Erzbischof zu Magdeburg seine Küche hatte, in den Stock gesetzt… Die aber auf dem Schlosse zurückgeblieben, als sie sahen, daß sie’s in keinerlei Wege halten könnten, baten um Frieden und übergaben das Schloß zu Gnaden des Herrn Burggrafen, auf daß sie frei und sicher abziehen möchten. Und hat in weiterer Folge der Herr Burggraf das Schloß auch eingenommen und allda (wie man sagt) 700 Seiten Speck ohne alle anderen Viktualien von Fleisch, Wein, Bier und Met vorgefunden.«
    So Wusterwitz. Es gibt aber, neben dieser Wusterwitzschen Lesart, auch noch andere Lesarten über den Fall von Plaue , namentlich was die Flucht und Ergreifung Johann von Quitzows angeht; da Wusterwitz aber nicht nur als Zeitgenosse, sondern in seiner Eigenschaft als Brandenburger Kind auch fast als Augenzeuge schreibt so darf man seine Mitteilungen als die glaubwürdigsten ansehen.
    In drei Wochen, wie schon hervorgehoben, war der Widerstand der Quitzows gebrochen, ein Ereignis von solcher Bedeutung und Tragweite, daß es nicht verwundern darf, dasselbe, ähnlich wie die Schlacht am Kremmer Damm, in einer Ballade gefeiert zu sehen. Nikolaus Uppschlacht, Bürger zu Brandenburg, war der Verfasser dieser Ballade. Sie selbst aber lautet:
    Und Christ im Himmel erbarmte sich,
    Da gab er zum Trost uns männiglich
    Unseren Markgraf Friederich ,
        Einen Fürsten lobesamen.
    Das ist ein Fürst von solcher Art:
    In ihm sind Kraft und Mut gepaart;
    Ob Laien oder wohlgelahrt,
        Alle preisen seinen Namen.
    Zu loben ihn uns wohl ansteht,
    Ihn , den so lange die Mark erfleht;
    Gott selber in seiner Majestät
        Hat ihn uns erwecket.
    Seit Kaiser Karl zu Prag uns starb,
    Das Land verkam, das Land verdarb,
    Bis Friedrich unsre Mark erwarb,
        Das hat die Räuber erschrecket.
    Und die ihm wollten widerstehn,
    Wie der Kuckuck waren sie anzusehn,
    Er war der Adler, sie waren die Krähn,
        Er zerstäubte sie geschwinde.
    Nach diesem Vorgesange, der sich huldigend an die Person Friedrichs wendet, beginnt das eigentlich Historische.
    Die Quitzowschen schwuren einen Eid:
    »Wir machen ihm das Land zuleid«,
    Und dazu waren sie wohl bereit
        Mit ihrem Ingesinde.
    »Was soll der Nürrenberger Tand?
    Ein Spielzeug nur in unsrer Hand,
    Wir sind die Herren in diesem Land
        Und wollen es beweisen.
    Und regnet’s Fürsten noch ein Jahr,
    Das macht nicht Furcht uns und Gefahr,
    Er soll uns krümmen nicht ein Haar,
        Nach Hause soll er reisen.
    Und kommt zu Fuß er oder Pferd,
    Mit Büchse, Tartschen oder Schwert,
    Uns dünkt es keinen Heller wert,
        Er muß dem Land entsagen.
    Und will er nicht, es tut nicht gut,
    Wir stehen mutig seinem Mut,
    Zehn Schlösser sind in unsrer Hut,
        Er soll uns nicht verjagen.«
    Und nachdem so die Quitzowschen in ihrem Trotz und ihrer Auflehnung eingeführt sind, führt uns das Lied zu den verbündeten Fürstlichkeiten und ihrer beginnenden Aktion hinüber.
           
    Als das die Fürstenschaft vernahm,
    In Hasten alles zusammenkam,
    Einem jeden wär es Schimpf und Scham,
        Wär er nicht gekommen.
    Der Bischof von Magdeburg war zu Hand,
    Günther von Schwarzburg ist er genannt,
    Nach Plaue hat er sich gewandt
        Und die »Grete« mitgenommen.
    Dann zog heran ein Sachsen-Hauf,
    Herzog Rudolf allen vorauf,
    Nach Golzow nahm er Ziel und Lauf
        Und stellte sich vor die Veste.
    Da ließ er schwenken seine Fahn:
    »Ich denke, rasch ist gut getan,
    Laßt uns an ein Stürmen gahn
        Und jeder tue das

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