Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
nach Berlin, um sich mit mir zu schlagen. Die Sache machte begreiflicherweise Sensation, und im Publikum sprach man eine Zeitlang von nichts anderem. Ich meinerseits ließ die Leute reden und wartete der angekündigten Dinge, bis ich eines Tages in Erfahrung brachte, der Generalfiskal habe Befehl erhalten, ein Rencontre zwischen Elliot und mir unter allen Umständen, ja nötigenfalls mit Gewalt zu hintertreiben. Auf diese Mitteilung hin verließ ich Berlin sofort, um mich behufs ungehinderter Ausfechtung unserer Sache hierher ins Mecklenburgische zu begeben. Es war das um so nötiger, als man seitens der Elliotschen Partei, die sich durch Rücksichtslosigkeit und Lüge auszeichnet, bereits verbreitet hatte, die angedrohte Einmischung des Generalfiskals sei durch mich veranlaßt worden.
So liegt momentan der Streit. Elliot ist brieflich benachrichtigt worden, daß ich mich hier in Fürstenberg befinde. Mehr konnte mir nicht obliegen. Sobald sich Weiteres ereignet haben wird, werd ich nicht säumen, Sie, teuerster Vater, davon in Kenntnis zu setzen.
Ihr G. W. Kn.
6. Kapitel
Die Krautentochter wird Ursach eines Duelles zwischen Mr. Elliot und Baron Knyphausen
Soweit Knyphausen in seinem ersten, die Duellfrage berührenden Schreiben.
Als er vierzehn Tage später einen zweiten Brief an seinen Vater richtete, hatte das Duell bereits stattgefunden, nachdem demselben ein seltsames Vorspiel, ein Überfall, vorausgegangen war.
Ich gebe diesen Brief, der im wesentlichen (alle Briefe sind französisch geschrieben) des folgenden Inhalts ist.
Baruth in Sachsen, 18. Juli 1783
Mein hochgeehrter Herr Vater. Der letzte Brief, den ich an Sie richten durfte, war von Fürstenberg im Mecklenburgischen aus datiert. Ich schrieb Ihnen damals, daß ich Elliot von meiner Anwesenheit in dem genannten Grenzstädtchen Mitteilung gemacht und dieser Mitteilung hinzugefügt hätte, »ich befände mich daselbst, um auf ihn zu warten«. Übrigens will ich Ihnen, mein hochgeehrter Herr Vater, gleich an dieser Stelle bemerken, daß mir Fürstenberg, als zu nah an der preußischen Grenze gelegen, zur Ausfechtung unserer Sache nicht sonderlich geeignet erschien, weshalb ich schon damals den Plan hegte, meinem Gegner, bei seinem Eintreffen, einen Zweikampf auf schwedisch-pommerschem Grund und Boden zu proponieren. Auf solchem waren Störungen kaum zu gewärtigen.
So waren vierzehn Tage vergangen, als ich eines Abends erfuhr, daß Elliot in Rostock gelandet und von dort aus, nach einem Souper in Strelitz, auf Rheinsberg zu gefahren sei. Von Rheinsberg aus aber, nach erfolgter Weigerung des Prinzen, ihn zu sehen oder zu begrüßen, hab er sich nach Hoppenrade begeben, um zunächst seiner Schwiegermutter, der Madame de Verelst, einen Besuch zu machen.
Ich erwartete hiernach eine baldige Nachricht von Elliot oder einem seiner Vertrauten und saß andern Tages bei Sonnenuntergang ruhig in meinem Zimmer und las, als ich einen Kutschwagen die Straße heraufkommen und vorfahren sah. Ich rief meinem Diener zu, die Türe zu schließen, »ich wolle niemand empfangen«; aber im selben Augenblicke sah ich auch schon einen Wütenden, etwa im Zustand eines türkischen Opiumrauchers, in mein Zimmer eindringen. Es war Elliot, der, mit einem spanischen Rohr in der Hand, ohne weiteres auf mich losstürzte. Durch eine Seitenbewegung wich ich aus, ergriff ihn und warf ihn ohne sonderliche Mühe zu Boden. Und würd ihn erwürgt haben, wenn ihn nicht einer seiner Kammerdiener mir aus den Händen gerissen hätte. Jetzt wieder frei, zog er ein Pistol, das er mir auf zwei Schritt Entfernung entgegenhielt. Es war ein regelrechter, von drei Komplicen unterstützter Mordanfall. Ein ihn begleitender Irländer, den er mir später als seinen Sekundanten vorstellte, war mit zwei Pistolen und einem Degen bewaffnet; ebenso führten seine zwei Leute Pistolen und Hirschfänger. In diesem bedrohlichen Moment erschienen der Wirt und einige Bürger auf dem Hausflur, um mich zu schützen, fragten mich, was es sei, und machten Miene, über die Eindringlinge herzufallen. Ich hinderte dies und sagte, »daß ich alles mit dem Herrn allein abzumachen hätte«. Darauf forderte mich Elliot auf, ihm bis vor die Stadt zu folgen und mich dort mit ihm zu schlagen. Ich erwiderte, dies gehe nicht wohl an, weil ich ohne Sekundanten sei, den dritten Tag aber wollten wir uns auf neutralem Boden, in Schwedisch-Pommern, treffen und daselbst unsern Streit unter Innehaltung herkömmlicher Formen
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