Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
lieb ich ihn mehr als dich, weil er mich weniger gequält hat als du.« Kaum daß diese Worte gesprochen waren, so sprang Elliot aus dem Bett und lief in nur halbvollendeter Toilette nach dem andern Ende der Stadt, um den holländischen Gesandten wecken zu lassen. Als dieser bestürzt erschien und die Mitteilung einer Nachricht von höchster politischer Dringlichkeit erwartete, fuhr Elliot auf ihn los: »Er unterhalte ein Verhältnis mit seiner Frau, was ihm diese vor einer halben Stunde selber gestanden habe. Die Sache müsse sofort geregelt werden, weshalb er hiermit anfrage, ob er seine Frau zu heiraten gedenke?« Der geängstigte Gesandte versicherte, »daß er Frau von Elliot überhaupt nur zweimal in seinem Leben gesprochen habe; was aber das Heiraten angehe, so steh es bei ihm fest, überhaupt nicht zu heiraten«. Elliot hörte dies mit Befriedigung, war aber weit entfernt dadurch beruhigt zu sein, drang vielmehr in den Gesandten, auf der Stelle mit ihm zu kommen und in Gegenwart seiner Frau dieselbe Versicherung abzugeben. Um allerlei Rücksichten willen, die namentlich in den nahen Beziehungen der Madame de Verelst zur Prinzessin von Oranien ihren Grund hatten, ließ sich der Gesandte bestimmen, dem halb unsinnigen Elliot in seine Wohnung zu folgen und hier in Gegenwart der herbeigerufenen Frau von E. zu wiederholen, »daß ihm beide Male, wo er die Ehre gehabt, mit ihr zu sprechen, ein Heiratsgedanke durchaus ferngelegen habe«. Die schon durch sein Erscheinen, aber viel mehr noch durch diese Versicherung aufs äußerste bestürzte Frau verlangte schließlich nur »ein diskretes Schweigen über das Vorgefallene«, was denn auch Elliot nicht bloß zusagte, sondern sofort auch in einem feierlichen Eide beschwor. Aber natürlich nur, um am nächsten Morgen all seinen Freunden und Freundinnen das nächtliche Vorkommnis unter den ungeheuerlichsten Zusätzen als Anekdote zum besten zu geben. Eine Folge davon war, daß sich die Hofgesellschaft zu größerem Teile von der um ihrer Triumphe willen ohnehin vielbeneideten Frau von Elliot zurückzog.
    Bis zu diesem Punkte waren die Dinge gediehen, als Baron Knyphausen, der in einem entfernten Verwandtschaftsverhältnis zu der jungen Frau stand, aus seiner ostfriesischen Heimat an den Rheinsberger Hof, an dem er eine Kammerherrnstelle bekleidete, zurückkehrte. Hier in Rheinsberg fand er neben Madame de Verelst auch das Elliotsche Paar vor und wurde, da die Mißhelligkeiten desselben kein Geheimnis waren, alsbald der Vertraute der unsagbar unglücklichen Frau. Sie sahen sich oft, berieten und planten und unterhielten, als Frau von Elliot den Rheinsberger Hof wieder verlassen hatte, sowohl nach Berlin wie nach Hoppenrade hin eine lebhafte Korrespondenz.
    Um dieselbe Zeit etwa, wo diese Korrespondenz geführt wurde, fand die schon vorerwähnte Versetzung Elliots an den Kopenhagener Hof statt, was übrigens ein beständiges und intimes Eingeweihtbleiben in das, was in seinem Berliner Hause vorging, nicht hinderte. Madame de Verelst unterhielt ihn über die fortgesetzten, abwechselnd persönlichen und brieflichen Beziehungen ihrer Tochter zu Baron Knyphausen und entwarf allerlei Pläne mit ihm, diesem Treiben ein Ende zu machen. In Ausführung dieser Pläne war es denn auch, daß von seiten Elliots eine Herausforderung an Knyphausen erging.
    Und hiermit war der erste Schritt zu jenem célèbren Rencontre geschehen, das uns auf den nächsten Seiten unter Zugrundelegung einer Anzahl Knyphausenscher Briefe beschäftigen soll. Einiges, was in vorstehendem schon angedeutet wurde, findet darin Bestätigung und weitere Ausführung.
     
    Fürstenberg (in Mecklenburg-Strelitz), 4. Juli 1783
    Mein hochgeehrter Herr Vater. Sie werden überrascht sein, von diesem unbekannten mecklenburgischen Städtchen aus einen Brief von mir zu erhalten. Aber das Nachstehende wird Aufklärung darüber geben. Als ich letzten Sommer von meinem Besuch bei Ihnen nach Rheinsberg zurückkehrte, fand ich daselbst eine zahlreiche Gesellschaft vor und darunter auch den englischen Gesandten Elliot samt seiner Gemahlin, Frau von Elliot, einer geborenen Baronesse von Kraut. Frau von Elliot, die bis dahin ihrer großen Schönheit unerachtet niemals einen Eindruck auf mich gemacht hatte, rührte mich durch ihr eheliches Unglück, das viel, viel größer war als ihre Schuld, wenn von einer solchen überhaupt gesprochen werden kann. Was stattgefunden hatte, waren Unvorsichtigkeiten, die leider nicht bloß seitens

Weitere Kostenlose Bücher