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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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1663 existiert und über viele Punkte der Hertefeldschen Familie die dankenswertesten Aufschlüsse gibt. Ebenso verzeichnet es eine zu Liebenberg vollzogene célèbre Taufe: »Den 13. März 1689 ist Habba Schachasaga, eine geborene Türkin, nachdem dieselbe in unserer christlichen Religion unterwiesen und ihr Glaubensbekenntnis öffentlich abgeleget, getaufet worden und hat den Namen Maria Louisa bekommen. Gott regiere sie ferner durch seinen heiligen Geist und erhalte sie bei der erkannten und angenommenen Wahrheit bis an ihr seliges Ende. Die Paten waren: Herr Major von Bornstädt, Herr Samuel von Hertefeld, Herr Wilhelm von der Gröben, Frau Oberst von der Gröben, Frau Hauptmann von der Gröben.«
    Von anderen Eintragungen in das Kirchenbuch geh ich nur noch folgende zwei: »Den 17. Februar 1719 hat der reformierte Prediger Adolph Christoph Stoschius (der jüngere) in der Zehdenickschen Stadtkirche einem lutherischen Obristlieutenant von Jeetze die Parentation gehalten, weil es im Letzten von ihm begehrt worden.« Und: »Am 9. März 1801 starb in Liebenberg der Königlich preußische Oberst, Herr von Cocceji am Schlagfluß und wurde, seiner bei seinen Lebzeiten gegebenen Verordnung gemäß, in einem für seine Leiche in dem Kapphölzchen besonders hergerichteten Gewölbe den 14. desselben Monats beigesetzt.«
    Und hiermit haben wir unseren Rundgang durch Schloß und Park und Kirche geendet und nehmen Abschied von Liebenberg, aber nicht ohne vorher eine Parallele zwischen dem Leben von sonst und dem Leben von heute gezogen zu haben.
    Es ist nicht loyaler geworden, dies Leben, die Hertefelds waren loyal, aber preußischer wurd es, und an die Stelle des dem vorigen Jahrhundert entstammten Aufklärungsevangeliums, mit seinem Hange zu Weltbürgertum und Philosophie, traten wieder Konfession und Nationalität, die Scheidungen und Gliederungen einer weiter zurückliegenden Zeit. Ein Begrenztes an Stelle des Unbegrenzten.
    Aber wenn die Betrachtung des Lebens wechselte, die Temperatur des Lebens wechselte nicht . Es erkühlte sich nichts in den Herzen, und jene Hilfebereitschaft und schöne Gastlichkeit, die hier allezeit heimisch und das alte Vorrecht der Hertefelds war, sie lebt fort bis diese Stunde. Die »japanische Zimmerreihe« wird nicht leer, und nicht müde wird der Eifer, alles, was zu Besuch und Sommerfrische kommt, in die wechselvoll-entzückende Landschaft oder auf die Höhen und Aussichtspunkte hinaufzuführen.
    Unter diesen am liebsten auf die Burgberg -Stelle, die, zugleich voll historischem und landschaftlichem Reiz, auf Wald und Wiesen und die von Mummeln überblühte »Große Lanke« niederblickt.
    Hierher geht es in Sommerzeit, um in einem Borkenhäuschen den Tee zu nehmen und sich unter neckischem Spiel, als wär es im »Sommernachtstraum«, über Wald und See hin zu verteilen, zu haschen und zu suchen. An dem Schilfgürtel entlang schiebt sich das Boot, unter den Uferbäumen ist es wie Flüstern und leises Lachen, und nun geht der Mond auf und gießt sein Licht über die stillbewegte Flut.

Dreilinden
     
    1. Kapitel
     
    Erster Besuch in Dreilinden
     
    Jagdschloß Dreilinden war Lieblingsaufenthalt des Prinzen Friedrich Karl. Jeder, während der siebziger Jahre, kannte das Schloß, wenn nicht von Ansehen, so doch aus den Hofnachrichten, in denen es in bestimmten Abständen hieß: »Seine Königliche Hoheit kam heute von Dreilinden herein in die Stadt und kehrte gegen Abend dahin zurück.« Dreilinden war ein populärer Name geworden, fast so populär wie der des Prinzen selbst.
    Ich persönlich lernte das Jagdschloß erst im Spätherbst 1881 kennen, und wie sich’s mir damals darstellte, darüber will ich in nachstehendem berichten.
     
    Ein halb durchsichtiger Novembernebel, aus dem es in kleinen Tropfen niederfiel, lag weithin über der Landschaft, und an allerlei wie Schatten aus der Unterwelt dastehenden Vergnügungslokalen vorüber, die traurigen Blicks uns nachsahen, als ob sie bäten, »sie doch mitzunehmen in Licht und Leben«, jagten wir erst durch den Steglitzer Bahnhof und gleich danach durch den von Lichterfelde hin. Alles war öd und leer, und selbst der Kadettendom stand wie in Trauer.
    Und nun hielten wir. »Wannsee, Wannsee.«
    Den ganzen Zug entlang öffneten sich nicht mehr als zwei Coupés, deren Insassen, in einer längeren und einer kürzeren Schräglinie, sofort demselben Ziele zusteuerten, und zwar auf zwei hart an einer Windecke haltende prinzliche Wagen, die, luftig

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