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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Stämme, die Bewunderung aller Gartenkünstler zu sein pflegt. Überhaupt ist der Park reich an alten und eigenartigen Bäumen, unter welchen letzteren wiederum eine Trauerhasel (die in Paris prämiiert wurde) den ersten Rang einnimmt. Außerdem aber wären ein paar Taxusbäume zu nennen, die, nach Alter und Umfang, dem Taxus im Garten unsres Herrenhauses, Leipziger Straße 3, gleichkommen dürften. Auf das Ganze hin angesehen, erkenn ich indessen die Schönheit des Parkes nicht in einer Reihe dieser oder ähnlicher Einzelnheiten, sondern in seiner Terrassierung und Perspektive. Das in Schräglinie nur mäßig ansteigende Terrain ist durch Abstechung in drei große Stufen umgewandelt worden, auf deren jeder wieder ein quadratischer Teich aufblitzt. In einer Umrahmung oft seltner und jedenfalls immer schöner Bäume gewähren diese Wasserflächen einen großen Reiz.
    Unmittelbar an die letzte Terrasse schließt sich der Außenpark, ein Waldhügel, der mit seinen hohen Eichen und Weißbuchen den Innenpark überragt und beherrscht. Er hat die Form eines Topfkuchens, von dessen höchstem Punkt aus eine Menge heller gefärbter Linien nach allen Seiten hin niederlaufen. Dies sind die Wege. Das Ganze führt den Namen »das Kapphölzchen« oder auch der Obristenberg, weil »Sa Majesté le Colonel de Cocceji« hier zu sitzen und zu meditieren liebte. Zugleich befindet sich hier auch das unterirdische, von Blumen überwachsene Gewölbe, darin derselbe beigesetzt wurde.
    Noch ein andres spricht und mahnt an dieser Stelle: das Monument, das die treue Seele, die Neumann, in Erinnerung an die Schreckenstage von anno sechs selbständig und aus eigenen Mitteln errichten ließ. Es trägt folgende Inschrift:
    Als in den unglücksvollen Jahren
    Der Feind den Herrn vom Herde trieb
    Und unter tödlichen Gefahren
    Ihm nichts von seiner Habe blieb,
    Als ihm und die ihm treu ergeben
    Des Schmerzes bittre Trän entfiel,
    Da diente unter Furcht und Beben
    Uns diese Stelle zum Asyl.
        Für Euch, die Ihr’s empfinden könnt,
    Erbaute man dies Monument,
        1806.
    (???) 1810.    
    Die drei Fragezeichen in Parenthese sind mit in den Stein eingegraben und sollen sehr wahrscheinlich einen stillen Protest gegen die französische Wirtschaft ausdrücken. Etwa die Frage: »Wie lange noch?«
    Die Kirche , nach Art einer Hauskapelle, steht nur wenige Schritte vom Schloß entfernt. Es ist ein einfaches Gebäude, wie die Reformierten (und die Hertefelds waren reformiert) es immer zu halten pflegten. Erst in allerneuester Zeit, unter den Eulenburgs, ist einiges geschehen, um die Nüchternheit zu bannen und die bekannte »weiße Tünche« durch Farbe zu beleben. An die Stelle der sozusagen immer »mehr Licht« fordernden einfachen Scheiben sind fünf Fenster mit Glasmalereien getreten, von denen zwei den Matthäus und Paulus, die drei andern aber die Wappenschilde der Hertefelds, Eulenburgs und Rothkirchs darstellen. Auch an Gedächtnistafeln und Inschriften fehlt es nicht, von denen eine hier ihre Stelle finden mag. »Aus freiem Antrieb ging fürs Vaterland Karl Freiherr von Hertefeld; kehrte in das väterliche Haus zurück den 2. August 1814. Joachim Schulz .« So schlicht und unbedeutend das klingt, so hat es doch seine Bedeutung und erzählt uns, im Zusammenhange mit der oben zitierten Steininschrift im Park, von jener Patriarchalität und Humanität, die hier allezeit ihre Stelle hatten. Es gab da nichts von Hochfahrenheit und strengem Regiment, alles war Milde, Wohltun und Freundlichkeit, und durch mehr als zwei Generationen hin wurd ein schönes Beispiel gegeben, wieviel, wenn sie nur echt ist (und nicht zu kirchlich auftritt), die Liebe zu den Untergebenen vermag.
    An eigentlichen Wertgegenständen birgt die Kirche nichts, doch ist einiges da, was ein Interesse wecken mag. Auf dem Abendmahlskelche finden sich folgende Worte: »Zur Feier des am 30. Mai 1814 zu Paris abgeschlossenen glorreichen Friedens und zum Ersatz des am 27. Oktober 1806 von den französischen Truppen geraubten Kirchengeräts.« Ebenso mag noch erwähnt werden, daß sowohl Kruzifix wie Kommunionsleuchter aus Olivenholz angefertigt wurden, das der jüngere Graf Philipp von einer Reise nach Jerusalem und Palästina mit heimbrachte. Der Fußboden der Kirche besteht aus italienischen Fliesen, die, gleichzeitig mit dem vorerwähnten großen Mosaikbilde, nach Liebenberg kamen.
    Über all dies hinaus aber und als etwas relativ Wichtiges muß das Kirchenbuch gelten, das seit

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