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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Belagerungen geht es traurig, weil es an allem fehlt. Stettin ist eng eingeschlossen, aber weiter nichts. Küstrin wird beschossen; dieser Ort ist aber gerade der festeste. Hart ist es, seine eigenen Festungen ruinieren zu müssen, nachdem man sie dem Feinde zuliebe verproviantiert hatte. – Unsere Hoheiten sind nun gottlob alle aus Berlin fort. Sie waren eigentlich nachteilig und unbequem, brauchten eine enorme Menge Pferde, und sowie sie einpacken ließen, glaubt das Publikum, nun sei alles verloren.
     
    L., den 5. Juni 1813
    Ich werde ruhig hierbleiben, denn ich habe das feste Zutrauen, daß die Lage der Dinge bald besser werden wird. Schon ist es was, daß das Durchbrechungsprojekt des französischen Kaisers nicht geglückt ist. Seine Lage ist nicht angenehm, er findet Widerstand von Schritt zu Schritt, hat wenigstens schon 50 000 Mann verloren und wird in seinem Rücken beständig beunruhigt. Dabei leidet er Mangel, und in Dresden selbst herrscht Not. Die Bewegungen der Schweden können nichts anders als ein Vorgehen gegen ganz Niedersachsen und besonders gegen die Weser beabsichtigen, und dann muß sich die feindliche Hauptarmee schwächen, um dort zu helfen. Wenn nicht die verächtliche Haltung des sächsischen Hofes und die nun glücklicherweise beseitigte Jalousie der Dänen die Projekte des Feindes befördert hätten, so wäre dieser so weit nie gekommen. – Unsere Landwehren bilden sich in der ganzen Gegend, sie fangen an, eine militärische Konsistenz zu bekommen, und werden in kurzem keinem regulären Corps weichen. Der Landsturm dagegen ist meiner Meinung nach ein Unding. Indessen wird auch daran gearbeitet. Alles in allem, es steht nicht schlecht. Sollte nichtsdestoweniger das Unglück über uns hereinbrechen, so geh ich, nachdem es die Umstände erlauben, nach Stargard oder der Insel Rügen. Ich bleib aber nochmals bei meiner Meinung, daß die Sachen besser stehen, als manche fürchten, und schon ist es ein vieles, daß das Poniatowskische Armeecorps in Polen entwaffnet ist. Spanien wird wohl bald ganz frei sein, denn da geht es rasch vorwärts, und binnen kurzem wird Frankreich seine Südgrenze zu schützen haben. Jetzt ist die große Krisis. Hilft uns Österreich , so ist Deutschland frei.
    L., den 22. Juni 13
    Die momentane Gefahr, in der wir schwebten, wurde durch den über das Oudinotsche Corps vom General von Bülow erfochtenen Sieg bei Luckau beseitigt, und ich kann ruhig hierbleiben. An unsern Zustand mag ich nicht denken, und ich schwanke beständig hin und her, ob ich Mut fassen oder ihn verlieren soll. Wenn die, welche auf dem Papiere beständig stärker sind als im Felde, es ernstlich meinen und es auch zeigen wollten, so müßte die wieder mal in einer langen Spitze vorgeschobene Stellung des Feindes einen verderblichen Rückzug Napoleons zur Folge haben. Die traurigen Ölgötzen in D. und K. sind der menschlichen Existenz eigentlich unwürdig. Auf ihre Dummheit gründen sich die Vorteile des Feindes, und wenn ein Dritter (Österreich) sich zu ihnen gesellt, so ist alles verloren. Gesellt er sich aber zu uns, so werden sich die stolzen Wellen von selbst legen. Was Kotzebue und andere über den hohen Kranken in Dresden erzählen, wird auch Euch wohl bekannt geworden sein. Alles, was wir teils mündlich, teils schriftlich erfahren, läuft darauf hinaus, daß der Kranke der sei, für den man ihn hält. Über die Veranlassung und Umstände der Krankheit wird gewiß viel gelogen. So heißt es unter anderm, daß General Maison , den er nach der verlorenen Affaire bei Hainau tätlich beschimpft, ihn in der Wut gefährlich verwundet habe. – Vermutlich werden die Regimenter aus der Landwehr rekrutiert werden, welche nun schon eingeübt ist und wenigstens, was die unseres Kreises betrifft, dem Feinde unter die Augen treten kann. Auch der Landsturm exerziert zweimal in der Woche, doch erwart ich nach wie vor nicht viel von ihm. Von der Landwehr aber das Beste.
     
    L., den 3. Juli 13
    Die Not und das Elend in Sachsen ist uns bekannt, und wenn man bedenkt, daß all dies anders sein könnte, was soll man da von dem Ölgötzen sagen, der sich und sein Land so unglücklich gemacht hat. – Lützow, der der treulosen Gefangenschaft entronnen ist, war in Berlin beschäftigt, sein Corps zu retablieren. Ebenso Colomb, der mit dreizehn Mann seinen glücklichen Feldzug vollendet hat. Letzterer hat in Berlin schon achtunddreißig völlig ausgerüstete Freiwillige gefunden, die, bei Erneuerung des

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