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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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stieg die Wendeltreppe langsam hinauf, während ihr ihre Jungfer, ein hübsches, blutjunges Ding von entschieden wendischem Typus, mit einem Ausdruck von Schelmerei und Schlauheit folgte. Es war Eva Kubalke, des alten Hohen-Vietzer Küsters jüngste Tochter und Schwester von Maline Kubalke.
    Beide nahmen dieselbe bevorzugte Stellung ein. Eva war Liebling und Vertraute bei Tante Amelie, Maline bei Renaten.
    Es verging eine geraume Zeit, während welcher die Gräfin nicht sprach. Endlich schien sie ihrer Verstimmung Herr geworden zu sein; sie setzte sich vor einen Spiegel und begann ihre Nachttoilette zu machen. Die Kleine sah ihr beständig nach den Augen. Endlich sagte die Gräfin unter freundlichem Zunicken: »Nun, Eva?«
    »Gnädigste Gräfin sind so still.«
    »Ja. Aber nun sprich. Nimm den Kamm. Was gibt es?«
    »O vielerlei, gnädigste Gräfin. Fräulein Renate war wieder so gut. Sie hat mir alles erzählt. Ich freue mich immer, wenn sie Kopfweh hat und aus dem Salon nach oben kommt. Da höre ich doch von Hohen-Vietz und meiner Schwester Maline.«
    »Wie steht es mit dem Bräutigam? War es nicht der junge Scharwenka?«
    »Ja, aber sie hat ihm abgeschrieben.«
    »Ihm abgeschrieben? Dem reichen Krügerssohn?«
    »Das war es eben. Es sind harte Leute, die Scharwenkas, hart und bauernstolz. Er hat ihr vorgeworfen, daß sie arm sei. Aber da war es vorbei. Sie machte sich auch nicht viel aus ihm. Sie will nun in die Stadt.«
    »Wenn es nur gut tut.«
    »Aber wissen denn gnädigste Gräfin, daß der Hathnower Pastor Hochzeit gehabt hat?«
    »Der Hathnower?«
    »Ja, gestern, am zweiten Feiertage. Es sollte was Apartes sein.«
    »Und mit wem denn?«
    »Mit einer Berlinerin. Und wie er dazu gekommen ist! Es ist eine ganze Geschichte.«
    »Nun, so erzähle doch.«
    »Er war letzten Sommer in Berlin auf Besuch bei einem Freund, auch Prediger. Den Namen habe ich vergessen, aber ich besinne mich noch.«
    »Laß ihn.«
    »Nun, der Freund wohnte in einem großen Hause, zwei Treppen hoch. Ein Gewitter zog herauf, und es goß wie mit Kannen. Als es vorüber war und der Regen nur noch leise fiel, legten sich beide Freunde ins offene Fenster und sahen auf die Straße, die unter Wasser stand, so daß die Brückenbohlen umherschwammen. Aber soll ich weiter erzählen?«
    »Gewiß.«
    »Sie sahen also auf die Straße und die Brückenbohlen, aber auch auf ein paar große Rosenstöcke, die Regens halber umgelegt waren und gerade unter ihnen aus dem Fenster herausguckten. Die Freunde sprachen noch, und der Hathnower wollte sich eben nach den eine Treppe tiefer wohnenden Wirtsleuten erkundigen, als ein Arm herausgestreckt wurde, der dicht über den Rosenstöcken hin einen kleinen, irdenen Blumentopf, in dem nur zwei, drei Blätter wuchsen, in den Regen hinaushielt. Ein paar Tropfen fielen auf die Blätter und auch auf den Arm; und dann verschwand er wieder. ›Es war wie eine Erscheinung‹, soll der Hathnower gesagt haben. Den zweiten Tag hielt er an. Es ist eine Steuerratstochter.«
    »Das hätte ich dem Kleinen nicht zugetraut. Er ist sonst so schüchtern.«
    »Die Leute wissen auch nicht recht, was sie daraus machen sollen. Die einen meinen, es habe ihn so gerührt, die Liebe zu den drei kleinen Blättern, und er habe gleich gesagt, ›die muß jeden glücklich machen‹; die andern aber meinen, Frau Gräfin verzeihen, der Arm habe es ihm angetan.«
    »Es wird wohl der Arm gewesen sein«, bemerkte die Gräfin mit ruhiger Überzeugung.
    Eva, die ein Schelm war, erwiderte, »daß es ja doch ein Prediger sei«, und fuhr dann in ihrem Abendrapporte fort: »Auf der Manschnower Mühle ist eingebrochen.«
    »Beim alten Kriele?«
    »Ja, gnädigste Gräfin. Sie haben ihm all sein Gespartes genommen und das Pferd aus dem Stall dazu. Sie müssen die Gelegenheit gut gekannt haben, denn das Geld lag unter dem Fußboden; aber sie brachen die Dielen auf.«
    »Hat man auf wen Verdacht?«
    »Die Diebe hatten alte Soldatenröcke an, halb zerrissen, so daß man nichts Bestimmtes erkennen konnte. Die Manschnower meinen, es wären Marodeurs gewesen, Franzosen, die das Mitnehmen noch immer nicht lassen könnten. Ihre Gesichter hatten sie schwarz gemacht.«
    »Dann waren es keine Franzosen. Wer sein Gesicht schwärzt, der fürchtet, erkannt zu werden. Und du sagtest selbst, sie wußten Bescheid in der Mühle.«
    »Aber die Soldatenröcke.«
    »Das wird sich aufklären.«
    Damit brach das Gespräch ab. Die Toilette war beendet, das Haar leicht

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